Bedrohte Art?

Droht am Tübinger Uniklinikum nach den Herbstferien ein Streik des Pflegepersonals? Das TAGBLATT berichtete am 27. Oktober über eine Protestkundgebung.

04.11.2017

Von Thomas Sautter-Strelczuk

Liebe Mitbürger und Politiker im Landkreis Tübingen. Seit über 20 Jahren verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen für uns beruflich Pflegende kontinuierlich. Eckpunkte sind dabei die Abschaffung der Pflegepersonalregelung 1996 und die Einführung des Fallpauschalensystems (DRG) ab 2003. Seitdem geht es steil bergab, der Tiefpunkt scheint noch nicht durchschritten. Allen Parteien, die die bisherigen Bundes- und Landesregierungen gestellt haben, gelang es nicht, eine Trendwende herbeizuführen.

Betroffen sind ambulante Pflege, Pflege in Pflegeheimen und in Krankenhäusern. In der Relation Patienten pro betreuende Pflegekraft im Krankenhaus befinden wir uns mit einer Quote von 13:1 auf einem der hintersten Plätze in Europa. In Pflegeheimen betreut eine Fachkraft im Nachtdienst häufig 50 Bewohner/innen oder mehr. Wir sind eine Berufsgruppe mit höchsten Gesundheitsrisiken. Unser Beruf wird wegen dieser unmenschlichen Rahmenbedingungen kontinuierlich unattraktiver. Auszubildende und junge Kolleg(inn)en können sich nicht vorstellen, bei dieser Belastung bis zum Rentenalter durchzuhalten.

Es gibt genug Fachkräfte! Allerdings arbeiten sie entweder in anderen Bereichen des Gesundheitswesens oder wechseln komplett die Branche. Leider gibt es viele mächtige Interessengruppen in unserem Land, die diese Zustände verschleiern möchten und an einer nachhaltigen Lösung nicht interessiert sind.

Wie geht es Ihnen bei dem Gedanken, dass wir auch in ihrer Kommune eine vom Aussterben bedrohte Art sind?

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Erstellt:
04.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 39sec
zuletzt aktualisiert: 04.11.2017, 01:00 Uhr

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