Eine amerikanische Zeitreise

Zehn Jahre Kulturherbst: Heiner Kondschak inszeniert Pete Seegers Musik und Leben

Er zählt zu den wichtigsten Figuren der Friedensbewegung, seine Lieder sind weltbekannt: Pete Seegers Werk und Leben kommen in einer Lindenhof- Produktion in Mössingen auf die Bühne. „We Shall Overcome“ hat am 15. September Premiere.

08.07.2016

Von Moritz Siebert

Dreimal Pete Seeger mit Weggefährten: Das Lindenhof-Ensemble probt in der Bogenhalle. Von links oben im Uhrzeigersinn: Berthold Biesinger, Gerd Plankenhorn, Kathrin Kestler, David Scheib, Heiner Kondschak und Linda Schlepps.Bild: Franke

Dreimal Pete Seeger mit Weggefährten: Das Lindenhof-Ensemble probt in der Bogenhalle. Von links oben im Uhrzeigersinn: Berthold Biesinger, Gerd Plankenhorn, Kathrin Kestler, David Scheib, Heiner Kondschak und Linda Schlepps.Bild: Franke

Mössingen. Das Stück soll mit folgender Szene beginnen: Pete Seeger spielt und singt bei einer Streikversammlung von Textilarbeitern. „Der Prolog ist gemogelt“, gibt Heiner Kondschak zu. So ganz aus der Luft gegriffen ist das Bild aber freilich nicht. Und eine bessere Anbindung an den Spielort kann man sich eigentlich nicht vorstellen.

Für den diesjährigen Kulturherbst, den das Melchinger Theater Lindenhof in Zusammenarbeit mit der Stadt Mössingen veranstaltet, hat Kondschak Musik und Leben des amerikanischen Folksängers, Umweltschützers und Friedensaktivisten Pete Seeger inszeniert. Ein etwa 40-köpfiges Ensemble aus Schauspielern und Musikern wird das Stück ab dem 15. September in Mössingen aufführen. Spielort ist wieder die Tonnenhalle der ehemaligen Textilfabrik Pausa.

Es erfülle ihn mit Stolz, wenn er die Halle betrete, sagt Lindenhof-Intendant Stefan Hallmayer. Die Infrastruktur für Theaterproduktionen ist längst vorhanden. „Vor zehn Jahren war das noch nicht so.“ Die Seeger-Inszenierung versteht er auch als „Selbstpräsent“. Immerhin stehen zwei Jubiläen an. Neben dem zehnten Mössinger Kulturherbst feiern die Melchinger dieses Jahr auch 35-jähriges Bestehen. Es war die Zeit der Friedensbewegung, als das Theater gegründet wurde, erinnert Hallmayer. Und irgendwie passt da ja auch das Wirken des Liedermachers Seeger gut dazu. Diese Woche war die erste Probe in der Tonnenhalle. Bühne und Tribüne stehen schon, von Bühnenbild und Requisiten ist noch nicht viel zu sehen. Seegers Lieder haben sich aber schon in den Ohren aller Beteiligten festgesetzt, sogar der Hausmeister pfeife die Melodien mittlerweile.

Die Biografien großer Musiker in szenischen Konzerten auf die Bühne zu bringen, ist in den vergangenen Jahren zu einem Spezialgebiet Kondschaks geworden. Über Woody Guthrie war er aber erst auf Seeger gestoßen, der 2014 gestorben ist. „Ich konnte nicht glauben, was für ein Mensch mir da entgangen ist.“

Kondschak hat sich intensiv mit Seegers Biografie beschäftigt, Lieder arrangiert, einstudiert und teilweise übersetzt. Neben Schauspielern stehen auch eine Band und ein Chor auf der Bühne: „Das Stück wird den räumlichen Dimensionen des Orts gerecht“, beschreibt Hallmayer.

Drei Schauspieler unterschiedlichen Alters stellen Seeger dar. Den jungen Sänger in der Zeit von 1939 bis zum Kriegsende spielt David Scheib, den mittleren Seeger Gerd Plankenhorn, den späten Seeger Kondschak selbst. Viele Weggefährten des Sängers werden im Stück auftreten, etwa Woody Guthrie, Martin Luther King oder Rosa Parks. „Die Inszenierung ist auch eine amerikanische Zeitreise“, erklärt Kondschak. Die Auswahl der Lieder, die in der Aufführung erklingen werden, habe er „wunderbar subjektiv“ getroffen: diejenigen, die gut passen, und diejenigen, die ihm am besten gefallen.

Aufführungen, Besetzung und Karten

Premiere des Stücks „We Shall Overcome“ ist am 15. September. Regie und musikalische Arrangements stammen von Heiner Kondschak, Bühnenbild und Kostüme von Ilona Lenk. Es musizieren und spielen Berthold Biesinger, Christian Dähn, Jonathan Gray, Kathrin Kestler, David Scheib, Linda Schlepps, Heiner Kondschak, Gerd Plankenhorn und der Tübinger Chor Semiseria. Spielort ist die Tonnenhalle der Pausa. Gefördert wird die Veranstaltung vom Innovationsfond Kunst, dem BKM-Preis Kulturelle Bildung und der VR Bank Steinlach-Wiesaz-Härten. Weitere noch nicht ausverkaufte Aufführungstermine sind am 17., 18., 25., 29. und 30. September sowie am 1. Oktober. Kontakt unter 07126/ 929394 oder über karten@theater-lindenhof.de. In Mössingen sind Karten unter anderem in der Geschäftsstelle des STEINLACH-BOTEN erhältlich.

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Erstellt:
08.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 08.07.2016, 01:00 Uhr

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