VfB Stuttgart

„Wir müssen hungrig bleiben“

Abwehrchef Timo Baumgartl brennt auf die Erstliga-Rückkehr. Vor dem Derby heute in Heidenheim sagt er klar, wie viel Disziplin es dazu braucht.

17.02.2017

Von WS

Er misst 1,90 Meter und ist mit seinen 20 Jahren beim VfB schon eine feste Größe: Innenverteidiger Timo Baumgartl. Foto: Getty

Er misst 1,90 Meter und ist mit seinen 20 Jahren beim VfB schon eine feste Größe: Innenverteidiger Timo Baumgartl. Foto: Getty

Als junger VfB-Abwehrchef hat Timo Baumgartl eine zentrale Aufgabe bei der Mission Wiederaufstieg. Heute im Zweitliga-Derby beim 1. FC Heidenheim (18.30 Uhr/Sky) geht es für Spitzenreiter Stuttgart um den vierten Sieg in Serie. Im Interview sagt der in Böblingen geborene Baumgartl, 20, was sein Team stark macht und erzählt, warum es ihn nicht zum Handball gezogen hat wie seine Mutter, die Ex-Nationalspielerin.

Herr Baumgartl, der VfB ist mit drei Siegen perfekt in die Rückrunde gestartet. Die Mannschaft ist jetzt richtig ins Rollen gekommen, wie fühlt sich das auf dem Platz an?

Timo Baumgartl: Wir sind alle froh, dass wir die drei Spiele gewonnen haben. Das ist ja nicht selbstverständlich. Trotzdem sind noch einige Dinge zu verbessern. Allerdings stimmt uns positiv, dass wir drei verschiedene Arten von Spielen gewonnen haben.

1:0 beim FC St. Pauli, 2:0 gegen Fortuna Düsseldorf, 2:1 gegen Sandhausen. Beschreiben Sie doch bitte kurz den Unterschied.

Gegen St. Pauli war es ein Kampfspiel. Gegen Düsseldorf waren wir spielerisch deutlich besser, und gegen Sandhausen war es ein Duell auf Messers Schneide. Dass wir jeweils gewonnen haben, tut uns auch als Mannschaft gut.

Die spielerische Klasse ist da, aber vor der Winterpause gab es Rückschläge. Ist der Schlüssel zu konstantem Erfolg, dass alle jetzt den Kampf angenommen haben?

Wir wussten von Anfang an, dass das nötig ist. Mit den Erfolgserlebnissen verinnerlicht man das aber natürlich noch mehr.

Wer in den zurückliegenden Jahren nach 20 Zweitliga-Spieltagen Tabellenführer war wie aktuell der VfB, ist auch aufgestiegen. Wie erreicht Ihre Mannschaft das große Ziel?

Wir müssen hungrig bleiben, dürfen uns jetzt nicht ausruhen auf dem, was wir erreicht haben. Auch wenn wir ein kleines Polster haben, ist es wichtig, dass wir täglich an uns arbeiten. Gerade in der Winterpause und im Trainingslager in Portugal haben wir hart dafür geackert, dass wir als Mannschaft besser verteidigen. Ich finde, das sieht man auch. . .

. . . mit bisher nur einem Gegentor in den drei Spielen.

Genau, und das ist eine Leistung des gesamten Teams. Das ist sehr wichtig. Wir merken einfach: Wenn wir gut verteidigen, dann bekommen wir auch unsere Offensiv-Aktionen. Hier gilt es dranzubleiben, damit wir uns noch weiter verbessern.

Simon Terodde als Torjäger vom Dienst mit jetzt schon 14 Saisontreffern trumpft vorne besonders auf.

Wenn man jemanden von seiner Klasse im Sturmzentrum hat, weiß man: Auch wenn er kurz vor Schluss eine Gelegenheit bekommt, nutzt er sie. Und wir haben mit Daniel Ginczek noch einen Stürmer, der diese Qualität besitzt. Man kann allerdings auch sagen, Simon Terodde ist der erste Verteidiger. Durch sein Anlaufen ist es auch schwieriger für den Gegner, kontrollierte Bälle zu spielen. Das alles zählt zu den Faktoren, die dazu führen, dass wir weniger Tore kassieren.

Das Derby gegen Heidenheim ist ein echtes Spitzenspiel: Erster gegen Fünfter. Nach dem 1:2 in der Hinrunde ist noch eine Rechnung offen.

Die Heidenheimer spielen eine überragende Runde. Es ist eine kompetente Mannschaft mit robusten Spielern. Ich denke, es wird eine ähnliche Partie wie gegen den SV Sandhausen.

Sie haben in der Fußball-Bundesliga bereits 39 Spiele Erfahrung. Was sind für Sie in der zweiten Liga die größten Unterschiede?

Oft dominiert das kämpferische Element, das körperliche Spiel. Es werden beispielsweise weniger flache Bälle gespielt als in der Bundesliga. Das ist mein Eindruck. Manche Mannschaften versuchen nur selten, fußballerisch etwas zu entwickeln, sondern spielen hoch und spekulieren auf den zweiten Ball. Das ist natürlich legitim, aber darauf muss man sich einstellen.

Auf die Fans hat sich die Mannschaft trotz des Abstiegs immer verlassen können. Was bedeutet es für die Region, dass es wieder aufwärts geht?

Das hat einen sehr hohen Stellenwert. Viele Menschen identifizieren sich mit dem VfB. Wenn es bei uns gut läuft, tut das auch der Stadt und der Region gut. Wir sind ein sportliches Aushängeschild. Deshalb spüren wir auch den Druck, wieder zurück in die erste Liga zu kommen. Aber genau diesen Druck nehmen wir an und freuen uns, dass die Zuschauer uns so unterstützen.

Viele kommen auch von etwas weiter her, um den VfB spielen zu sehen: Gibt es da nicht die schöne Geschichte von Ihnen und Ihrem Opa?

Ja, ich habe da noch beim GSV Maichingen gespielt. Mein Opa war und ist VfB-Dauerkartenbesitzer, hat mir zum zwölften Geburtstag Tickets geschenkt und mich mitgenommen. 2008 habe ich gleich das 6:3 gegen Bremen erlebt mit drei Toren von Mario Gomez. Ich war begeistert. Jetzt spiele ich selber hier. Da ist ein Traum in Erfüllung gegangen.

Schaut sich Ihr Großvater auch das Derby in Heidenheim an?

Nein, aber dafür kommen meine Eltern, die sind immer dabei.

Ihre Mutter Michaela war Handballerin, sogar Nationalspielerin, und ist heute Trainerin beim VfL Sindelfingen. Warum war Handball für Sie kein Thema?

Auch das ist eine nette Geschichte. Nach ihren Spielen durften immer die Kinder unten aufs Feld. Aufs eine Tor hat eine Gruppe geworfen, aufs andere wurde gekickt. Mich hat's immer zu den Fußballern gezogen. Heute übernimmt dafür meine Schwester den Part meiner Mutter und spielt auch Handball.

Apropos Jugend: Beim VfB sind Sie mit 20 Jahren einer der Jüngsten im Team. Dazu kommen erfahrene Profis wie Kapitän Christian Gentner oder Weltmeister Kevin Großkreutz. Der Mix scheint zu passen?

Ja, wir haben eine gute Mischung. Ich freue mich auch über die jungen Kollegen. Da hat man außerhalb des Platzes auch gemeinsame Themen. Im Training und auf dem Feld gilt: Wir können viel von den Routiniers lernen.

Sie selbst sind auch U-21-Nationalspieler. Ist die EM 2017 im Moment ein Thema?

Der Aufstieg hat für mich absolute Priorität. Alles andere, was vielleicht dazukommt, wäre eine Zugabe. Das wichtigste ist, dass der VfB sein Ziel erreicht und wir nächste Saison wieder in der Bundesliga spielen.

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Erstellt:
17.02.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 02sec
zuletzt aktualisiert: 17.02.2017, 06:00 Uhr

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