Die Schwierigkeit der Suche

Wie die Polizei nach Vermissten fahndet – und warum Aufwand keinen Erfolg garantiert

Vergangene Woche suchte die Polizei mit starken Kräften nach einem im Wald vermissten Tübinger – ohne ihn zu finden. Das gelang am Samstag dann einem vom Sohn des Vermissten zusammengetrommelten Suchtrupp. Wie geht die Polizei bei einer solchen Suche überhaupt vor?

19.05.2016

Von Jonas Bleeser

Bei der Suche nach Vermissten setzt die Polizei häufig Hubschrauber mit einer Wärmebild-Kamera ein – so auch vergangene Woche über dem Schindhau. Archivbild: Metz

Bei der Suche nach Vermissten setzt die Polizei häufig Hubschrauber mit einer Wärmebild-Kamera ein – so auch vergangene Woche über dem Schindhau. Archivbild: Metz

Reutlingen/Tübingen. Der Aufwand der Behörden bei der Suche nach einem am vergangenen Mittwoch vermisst gemeldeten Tübinger war groß. „Wir hatten zweimal den Hubschrauber im Einsatz, in der Nacht des Verschwindens und bis in die Vormittagsstunden waren Rettungskräfte und Rettungshunde im Einsatz“, beschreibt Polizeisprecherin Andrea Kopp den Einsatz. Insgesamt beteiligten sich fast 100 Rettungskräfte zahlreicher Organisationen – vom Roten Kreuz, der Bergwacht, dem Technischen Hilfswerk, den Johannitern, den Maltesern und dem Arbeiter-Samariter-Bund. Sie suchten mit 30 Rettungshunden nach dem 79-Jährigen, der von seinem gewohnten Spaziergang nicht zurückgekehrt war. Dazu kamen noch 14 Streifenbesatzungen der Polizei sowie Polizeihundeführer mit ihren Tieren. Am Freitag setzten dann noch einmal 60 Rettungskräfte die Suche fort, erneut von 15 Hunden begleitet.

Aber warum fanden die Hunde keine Spur von dem Mann, der letztlich dann am Samstag lebend in dem Waldgebiet gefunden wurde? Man könne nie völlig ausschließen, dass ein Hund selbst dann eine Person nicht orten könne, wenn er im richtigen Gebiet unterwegs ist, sagt Kopp. Die Spürnasen würden eben von verschiedenen Faktoren beeinflusst. In diesem Fall waren sie außerdem an einer anderen Stelle unterwegs: Der Vermisste wurde im Bereich der Blaulachversickerung und zwar bereits im Gewann Wirtsbühl mitten im Wald gefunden. Die Stelle lag außerhalb des Suchgebiets der Hunde.

Gesucht wurde auch mit einem Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera. Auch sie brachte allerdings keinen Durchbruch. Das lag wohl vor allem daran, dass der Mann im dichten Wald lag. Die Kamera misst die Oberflächentemperatur und zeigt Abweichungen von der Umgebung. Ein festgelegtes Gebiet wird dabei von der Polizei systematisch abgeflogen.

Im Fall des Vermissten aus dem Französischen Viertel dürfte der spätere Fundort sogar noch im Suchgebiet des Hubschraubers gelegen haben. „Wir wissen aber nicht, ob der Mann zum Zeitpunkt der Suche dort schon lag oder ob er woanders herumgeirrt ist und sich danach erst in das Gebiet begeben hat“, sagt Kopp. „Das versuchen wir noch nachzuvollziehen, ob es aber gelingt, ist fraglich. Die meisten Personen können dazu rückblickend keine Auskunft geben, da sie sich in einem Ausnahmezustand befanden.“

Die Wärmebildkamera sei ein tolles Einsatzmittel. Eine Lücke gebe es aber auch da: Wenn jemand ausgerechnet an einer Stelle unter einem dichten Blätterdach liegt, wird die – unauffällige – Temperatur der obersten Oberfläche gemessen, also des Blätterdachs. So kann es passieren, dass ein Mensch nicht gefunden wird, auch wenn der Hubschrauber direkt über ihm fliegt.

Wann stellt die Polizei eine große Suchaktion ein?

Für Samstag hatte die Polizei keinen weiteren Großeinsatz geplant. Je weiter man sich bei der Suche nach Vermissten, die zu Fuß unterwegs sind, von der Ausgangsstelle entfernt, desto größer sei die Möglichkeit, dass der Gesuchte eine ganz andere, unbekannte Richtung eingeschlagen hat oder ganz woanders ist, sagt Polizeisprecherin Andrea Kopp. Man fälle die Entscheidung dann je nach Einzelfall. Dabei würden stets Erkenntnisse einbezogen, die sich aus den Ermittlungen ergeben: Wie mobil ist der Vermisste? Was sagen die Angehörigen zu Gewohnheiten und bevorzugten Wegen? Gibt es Zeugen, die ihn an einer bestimmten Stelle gesehen haben? „Das ist immer im Fluss und bei neuen Erkenntnissen wird immer wieder gezielt neu angesetzt.“

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Erstellt:
19.05.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 37sec
zuletzt aktualisiert: 19.05.2016, 01:00 Uhr

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