Mit Engelszungen

Vorsätze einfach mal schleifen lassen

15.02.2016

Von Maik Wilke

Nach über einem Monat ist es Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. So vieles hatte ich mir vor dem Jahreswechsel für 2016 vorgenommen, so wenig davon bisher umgesetzt. Fünf Kilo sollten runter – mittlerweile fehlen noch sieben zu meinem Wunschgewicht. Weniger lümmeln auf der Couch, mehr Bewegung an der frischen Luft war ein klares Ziel. Das halte ich sogar ein: Jeden Abend mache ich einen Spaziergang in Reutlingens Oststadt – und habe dabei gleich einen neuen Lieblingsitaliener entdeckt. Die Käsekruste der Rigatoni al Forno zu köstlich, um sie zu ignorieren. Das Tiramisu ohnehin zum dahinschmelzen.

Generell kann ich meine kulinarischen Vorsätze nicht so leicht umsetzen wie erwartet. Zucchini, Aubergine, Lollo Rosso, Birnen, Ananas und Granatapfel sowie Putenfleisch oder Zanderfilet von der Frischtheke sollten eigentlich auf meiner Einkaufsliste stehen. Mache ich am Abend den Kühlschrank auf, finde ich jedoch eher Salami, Mortadella, Weichkäse und 500 Gramm abgepacktes Hackfleisch. Die geheime Schublade am Nachttisch ist voll mit Keksen und Gummibärchen. Bissl‘ Naschen muss ja erlaubt sein.

Diese Ernährung aus konservierungsstoffgeprägten Lebensmitteln schont wenigstens den Geldbeutel und unterstützt damit mein Sparziel. Doch das bescheidene Vermögen geht leider an anderer Stelle verloren. Einer Werbeanzeige für einen 47-Zoll-Fernseher konnte ich zuletzt einfach nicht widerstehen – immerhin ist das Modell dreizehn Zentimeter größer als mein bisheriger Fernseher! Dieses Wochenende ging dann auch gleich eine ordentliche Summe für die üblichen Freitagabend-Biere drauf, womit mein Abstinenz-Vorsatz ebenfalls im hefegetrübten Wasser gelandet ist.

Mehr Wasser könnte dagegen meinen Tellern, Tassen und Töpfen gut tun. Diese stapeln sich, leider nicht ganz so passgenau wie bei Tetris, in der Spüle und warten auf eine heiße Dusche. Aber bin ich in meiner Wohngemeinschaft überhaupt dran mit putzen? Leider kann ich den Plan unter den vielen Zeitungen und Rechnungen vom November nicht mehr entdecken.

Wenigstens einen Vorsatz konnte ich bislang gut umsetzen: Ich mache mir wegen all’ dem Gesundheits-, Sport- und Ordnungswahn keinen Stress mehr. Das Geschirr wird irgendwann schon gewaschen und die überflüssigen Pfund gehen im Frühling auch wieder von der Hüfte. Vielleicht schließt der Italiener ja bald sein Ristorante. Sorgen ums Geld muss ich mir ebenfalls noch keine machen. Wenn ich das Pfand zurückbringe, ist der nächste Einkauf sowieso gleich finanziert.

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Erstellt:
15.02.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 11sec
zuletzt aktualisiert: 15.02.2016, 01:00 Uhr

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