Der ewige TVR-Libero hört auf

Volleyball: Willy Belizer beendet nach 15 Jahren beim TV Rottenburg seine Karriere

Ob es sein letztes Spiel wird, ist noch fraglich. Eventuell spielt der TV Rottenburg ja in den Pre-Playoffs. Jedenfalls wird der Bundesligist seinen Libero Willy Belizer beim letzten Hauptrundenspiel am Samstag (19.30 Uhr) gegen den VfB Friedrichshafen verabschieden. Der 30-Jährige hört auf – nach 15 Jahren beim TVR.

08.03.2016

Von Tobias Zug

Volleyball: Willy Belizer beendet nach 15 Jahren beim TV Rottenburg seine Karriere

Rottenburg. Als er zum TV Rottenburg kam, war er 15 Jahre jung. Wenn er den Verein nach dieser Saison als Spieler verlässt, ist er 30. Und hat die sportlich größte Zeit des TVR mitgeprägt: von der Regionalliga bis in die Bundesliga. Nach der Saison ist Schluss für den Libero. Das hat er dem kommenden Manager Philipp Vollmer und Trainer Hans-Peter Müller-Angstenberger erklärt. Im TAGBLATT spricht Belizer über…

… die Gründe: „Die sind privater Natur“, sagt Belizer. Seine Freundin erwartet im April ein Kind. „Ich bekomme dann Beruf, Leistungssport und Familie nicht mehr alles unter einen Hut.“ Der 30-Jährige arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Tübinger Institut für Sportwissenschaft.

… den TV Rottenburg: Als 15-Jähriger wechselte Belizer vom VC Nagold zum TVR. Hans-Peter Müller-Angstenberger hatte damals als Bezirkskadertrainer das Talent entdeckt und ihn nach Rottenburg geholt – wo er dann dauerhaft blieb. „Es hat hier halt immer gepasst“, erläutert Belizer. „die Entwicklung des Vereins lief mit meiner Hand in Hand.“ Zudem habe er es geschätzt, parallel zum Sport an der Universität in Tübingen studieren zu können: „Es hätte mir nicht die Erfüllung gegeben, nur Leistungssport zu betreiben.“ Nach dem Bachelor-Abschluss habe er erstmals überlegt, wie es weitergehen solle. „Aber da ging’s dann mit dem Verein in den Europapokal“, sagt Belizer, „das wollte ich mir auch nicht nehmen lassen.“ Deshalb machte er zwei Jahre noch den Master an der Universität. „Ich dachte, spätestens mit dem Studienende geht es auch mit dem Leistungssport zu Ende“, sagt Belizer. Doch dann erhielt er am Sportinstitut das Jobangebot – und fand mit dem TVR einen Kompromiss, um weiter Bundesligavolleyball zu spielen. Belizer nimmt an den Vormittagseinheiten nie teil, trainiert dafür abends.

… Heimat: Geboren wurde Belizer in Kasachstan, damals noch Teil der Sowjetunion. Seine Vorfahren sind deutschstämmig, lebten in einem autonomen Gebiet von Deutschen bei Astana. Mit dem Mauerfall 1989 siedelten Belizers Eltern mit ihren vier Kindern nach Deutschland, nach Altensteig bei Freudenstadt. Belizers Vater war Freizeitvolleyballer, spielte immer mit seinem Sohn – so kam Willy Belizer zu diesem Sport. Nach dem Wechsel zum TV Rottenburg wohnte Belizer ein paar Monate in einer WG mit Hans Peter Müller-Angstenberger und dem langjährigen Jugend- und Aktiven-Trainer Uwe Schröder. Mittlerweile in Tübingen. „Der Tübinger Raum ist meine Heimat“, sagt Belizer, „seit ich selbständig bin, hat sich mein Leben hier abgespielt.“

… seinen besten Mitspieler: „Dirk Mehlberg gehört da schon dazu“, sagt Belizer. An seinem diese Saison wegen einer Ellbogenverletzung gehandicapten Mitspieler schätze er „den absoluten Siegeswillen“. Belizer: „Wenn es knapp war, dann war für mich immer klar, wem ich die Bälle spielen musste.“

… seinen besten Trainer: Belizer hatte tatsächlich nicht nur Hans Peter Müller-Angstenberger als Coach: In der C-Jugend bei seinem ersten Klub VC Nagold trainierte ihn Aider Asanow, ein in Russland ausgebildeter Trainer. „Er war ein Glücksfall, ließ uns von der Idee schon so trainieren, wie wir heute in der ersten Liga spielen.“ Dann kam Müller-Angstenberger – sein zweiter und letzter Trainer. Belizer: „Als ich ihn kennengelernt habe, war er mehr ein Spielertrainer und noch nicht so ein fertiger Trainer, wie er jetzt ist.“

… verpasste Ziele: „Ich hätte gerne mal in Bühl gewonnen“, sagt Belizer. Dies war ihm in der Bundesliga nicht vergönnt. „Das waren auch bei mir persönlich immer die schlechtesten Leistungen“, sagt er, „es war immer laut dort, anderthalb Stunden vorher läuft schon Musik, die Lichtverhältnisse sind schlecht, die waren immer gut auf uns eingestellt – es hat nie gepasst dort für uns.“ Immerhin war immer was los im Derby – anders als bei Spielen gegen Volleyball-Internate wie Frankfurt. „Das war echt mau dort, da spielst du in einer leeren Halle.“ Belizers Fazit: „Was die Stimmung betrifft, kommt doch echt nicht so viel an Rottenburg heran.“ Auch deshalb zog es ihn nie weg. Bis zum Karriere-Ende.

Als 20-Jähriger jubelte Willy Belizer in der 2. Bundesliga über Punkte…

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VSG Coburg/Grub vor weiteren Punktabzügen

Wie berichtet, könnte der TV Rottenburg auch über den nicht-sportlichen Weg den Klassenverbleib schaffen. Dem VSG Coburg/Grub werden drei Punkte abgezogen, weil er gegen die Lizenzierungsauflagen verstoßen hat und angeforderte Unterlagen nicht nachgereicht hat. Die Liga (VBL) hat der VSG bis Ende der Woche eine Frist gesetzt, um die Forderungen zu erfüllen. Sollte dies nicht der Fall sein, könnte der VSG weitere Punkte abgezogen werden – wie viele, ist aber noch nicht sicher. „Im Normalfall sind es drei“, sagt VBL-Pressesprecher Frank Bleydorn. Die VSG hofft zwar noch auf einen „Retter“, einen Geldgeber in letzter Minute. Allein: Der Glaube daran fehlt ihr.

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08.03.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 08.03.2016, 01:00 Uhr

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