Verdünnter Urin wirkt wie ein natürlicher Dünger
„Urban Kompost Party“: Wie man aus Bioabfall fruchtbare Erde macht
Bei strahlendem Sonnenschein gab es im Hof des Cafés Willi nicht nur Radieschen, Kohlrabis und Rettiche. Bei der „Urban-Kompost-Party“ ging es darum, wie man fruchtbare Erde herstellt.
Tübingen. Alles begann mit einem Le Monde-Artikel vor einem Jahr. Beim Lesen hatte Felizia Göltenboth (rechts) einen „Wow-Effekt“, denn „man kann Scheiße zu Humus machen“. Die Tübinger Studentin machte sich Gedanken über die Müllberge und wie man Biomüll noch verwenden könnte. Sie setzte sich schließlich mit dem Thema der Terra Preta (portugiesisch für „schwarze Erde“) auseinander – und machte mit ihren Freundinnen Isabella Goletzko und Jana von Rechenbarg eine Projektarbeit daraus. Was sie herausfanden, zeigten sie jetzt im „Willi“ auf InfoBroschüren und Schildchen. „Urin“ stand auf einem und daneben ein geschlossenes Becherglas. „Da ist aber nur Wasser drin“, sagte Goletzko und erklärte: „Urin kann man stark verdünnt als Phosphorquelle für Pflanzen nutzen. Das ist wie ein natürlicher Dünger.“ Johannes Schuhmann studiert Geoökologie. Ihn interessiert „alles, was mit Bodenbildung zu tun hat“. Er hält die Herstellung eines guten Bodens für effizienter als neue Düngemittel oder genmanipulierte Pflanzen. Er kannte die Terra Preta zwar schon, wusste aber nicht um die eigene Herstellung in der Küche oder auf dem Balkon. „Wir wollen Bewusstsein schaffen und zeigen, wie man selbst fruchtbare Erde schaffen kann“, so Göltenboth. „Der Boden ist eine endliche Ressource, genau wie Erdöl. Er geht täglich verloren durch konventionelle Landwirtschaft. Die Menschen waren früher klüger. Sie haben ihren Müll zu Boden gemacht und genutzt.“ Der Gemüseabfall muss nicht im Kompost landen, denn „bei mehrmaliger Nutzung schneidet unsere selbst hergestellte Erde sogar besser ab als Komposterde“, sagte Goletzko. Aber das Wichtigste beim Gärtnern sei, dass es „Menschen zusammen bringt und Zusammenhalt schafft. Man muss sich Zeit nehmen. Pflanzen wachsen in ihrem eigenen Rhythmus.“ /