Auslandseinsatz

Talheimer unterstützen die Opfer

Der Verein „Hilfe für Westafrika“ leistet derzeit Soforthilfe für die von Überschwemmungen und Erdrutschen betroffenen Menschen in Sierra Leone.

19.08.2017

Von sw

Talheimer unterstützen die Opfer

Sie waren gerade aus Big Water Village in ihre Unterkunft zurückgekommen, als der Monusregen einsetzte. Renate Müller, Falko und Bastian Steinhilber vom Talheimer Verein „Hilfe für Westafrika“ sind wieder einmal zur Projektarbeit in Sierra Leone, um in dem westafrikanischen Dorf die erste Schule aufzubauen.

In dieser Woche leistet das Trio aber vor allem eines: Soforthilfe. Seit vergangenem Wochenende führten starke Regenfälle zu Überschwemmungen, Wassermassen fluteten durch die Straßen, Schlammlawinen erfassten ganze Siedlungen und rissen Menschen in den Tod. Die Talheimer schrieben uns: „Seit 28 Jahren arbeiten wir nun hier an verschiedenen Projekten, auch in der Regenzeit, aber solche Regengüsse haben wir noch nicht erlebt.“

Die Lage in der Hauptstadt Freetown spitze sich zu. Die Großmutter eines afrikanischen Mitarbeiters des Vereins, der die Patenschaften verwaltet, habe es samt Haus und zwei Enkeltöchtern in die Fluten gerissen. „Bisher wurde noch nichts gefunden, weder vom Haus noch von den Menschen.“ Und noch eine Geschichte berichten sie: Glück im ganz großen Unglück hatten ein Patenkind und sein Vater, deren Haus von einem riesigen Felsblock zersprengt wurde. Beide überlebten. Während dieses Aufenthaltes wollten die Talheimer Helfer auch eine Geburtsstation in der Klinik von Kenema einrichten, die nordöstlich der Hauptstadt Freetown liegt. Betten, Nachtschränkchen, Rollstühle und weitere Möbel befinden sich derzeit noch in einem Container im Hafen. Sie sollen nächste Woche nach Kenema gefahren werden.

Der Rohbau der Schule in Big Water Village ist fertig, bald werden Dach, Boden und Verputzarbeiten gemacht. Ende des Jahres soll die Übergabe sein. Die Möbel, teilweise aus Mössinger Schulen, werden voraussichtlich heute im Container gebracht.

„Wir waren im Katastrophengebiet unterwegs, es hat den ganzen Tag geregnet, aber keine sintflutartigen Niederschläge. Es ist windig und die feuchte Kleidung klebt kalt am Körper, die Haare sind nass und es ist unangenehm kalt“, schrieb uns Bastian Steinhilber vorgestern. „Die Menschen frieren. Wir auch.“ Unicef habe ein Camp eingerichtet, in dem Waisenkinder und Obdachlose versorgt werden. Das Internationale Rote Kreuz transportiere unaufhaltsam Tote. Zudem arbeiteten die Helfer mit schweren Maschinen und versuchten, Vermisste zu bergen.

Unzählige Menschen seien ohne Unterkunft. Deshalb wurden provisorische Hütten und Schuppen aufgebaut. Ein afrikanischer Mitarbeiter des Vereins habe die Talheimer in Gegenden gefahren, wo es bislang noch keine Hoffnung auf Hilfe gab. „Wir haben Reis gekauft“, schreibt Bastian Steinhilber. „Viele nicht betroffene Frauen werden Reis kochen, um die Menschen damit zu versorgen.“

Die Helfer aus dem Steinlachtal werden sich weiter auf den Weg machen, einzelne Familien aufsuchen, die gar nicht wüssten, wo sie Hilfe bekommen können. Und wie sind Renate Müller, Bastian und Falko Steinhilber im Krisengebiet unterwegs? „Mit Allradfahrzeugen oder zu Fuß.“

Die Drei aus Talheim möchten „die unsagbare Dankbarkeit der Betroffenen übermitteln“, an jene, die die Soforthilfe kurzerhand mit kleinen Geldbeträgen unterstützt haben. Renate Müller, Falko und Bastian Steinhilber werden weiterhelfen und würden sich über Spenden freuen, das für Essen, Matrazen und Kleidung für die Opfer eingesetzt werde. „Wir werden diese Woche noch hier sein, täglich rausfahren und die uns zur Verfügung stehenden Mittel mit bestem Wissen unter den Hilfbedürftigen verteilen.“

Diese Soforthilfe sei nur möglich, da der Verein über 27 Jahre Kontakte aufgebaut habe. Diese Menschen stünden ihnen nun mit Rat und Tat zur Seite.ST

Talheimer unterstützen die Opfer
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Der Verein bedankt sich bei den Spendern

Für die spontane finanzielle Hilfe bedankt sich der Talheimer Verein bei allen Spendern. Wer die Menschen und Arbeit vor Ort noch weiter unterstützen möchte, kann dies über das Spendenkonto des Vereins: Stichwort: Soforthilfe Sierra Leone, Kreissparkasse Tübingen, IBAN: DE 23 6415 0020 0003 2670 77.

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Erstellt:
19.08.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 49sec
zuletzt aktualisiert: 19.08.2017, 01:00 Uhr

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