Mit Engelszungen

Pokémon tarnt sich als Mutschel

Seit knapp drei Wochen suchen etliche Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene in der Pomologie, dem Volkspark, im Stadtgarten und der Innenstadt mit konzentriertem Blick aufs Smartphone nach Pokémon.

01.08.2016

Von Maik Wilke

Pokémon tarnt sich als Mutschel

Der Hype um das Smartphonespiel, das zum ersten Mal virtuelle Spielewelt und reale Umgebung verknüpft, ist immer noch nicht abgeebbt. Jetzt entdeckten Pokémon-Go-Spieler eine viel einfachere Quelle für die Monster – oder zumindest für ein bestimmtes Exemplar. Reutlinger Bäckerfilialen wurden am Wochenende eingerannt, stürmische Meuten zerschlugen Fensterscheiben, Mehlschwaden füllten die Luft, Auslageflächen wurden in Einzelteile zerlegt. Der Grund: Ein Teenie hatte entdeckt, dass in den Bäckereien Sterndus, sonst eher seltene Pokémon, ganz einfach zu fangen sind. Sie warten praktisch im Regal auf ihre neuen Besitzer.

Für alle die Sterndu nicht kennen: Das Wasserpokémon ist ein brauner Seestern mit fünf Zacken und einem runden Bauch in der Mitte – sieht also der Reutlinger Mutschel zum Verwechseln ähnlich! Doch bevor Sie nun Angst um ihre Montagsbrötchen bekommen, das Szenario mit überrannten und kaputtgetrampelten Bäckereien war natürlich frei erfunden. Und ja, die Mutschel ist seit Wochen aus den Auslagen verbannt und hat selbstverständlich acht und nicht nur fünf Zacken. Damit sieht sie eher aus wie ein Starmie. Was? Starmie kennen Sie auch nicht? Also bitte… Starmie ist die Weiterentwicklung von Sterndu, hat zehn Zacken und ist lila.

Dennoch könnte es in der Innenstadt bald zu organisierten Touren von Pokémon-Jägern kommen. Das Reutlinger Stadtmarketing StaRT sieht nämlich definitiv Potential in dem Hype. „Meine Mitarbeiter überlegen bereits, wie man Pokémon-Go auch bei uns umsetzen könnte“, sagt StaRT-Chefin Tanja Ulmer. „Dieses Thema reizt definitiv!“ Bislang ziehen Altstadt-Führungen doch eher ein älteres Publikum an. Poké-Touren würden jüngere Generationen ansprechen.

So könnte sich in der engsten Straße der Welt dauerhaft ein Knofensa, ein extrem dünnes Pokémon, das aussieht wie eine Blume, verstecken. Durch die 31 Zentimeter breite Gasse passen nach stundenlangem Wandern jetzt eh viel mehr Jugendliche als vor Pokémon-Go. Im Tübinger Tor dagegen, das früher, wie der Kenner weiß, als Gefängnis genutzt wurde, könnten unheimliche Geisterpokémon ihren Schrecken verbreiten. „Noch müssen wir aber rausfinden, wie weit man als Stadtmarketing auf das Spiel Einfluss nehmen kann“, schränkt Ulmer die Hoffnungen ein.

Nicht ganz so begeistert klingt das beim Tourismuscenter in Münsingen – dabei wäre die Nähe zur Alb und den vielen Wanderwege doch ein ideales Ausflugsziel für fleißige Sammler. Doch Hans-Peter Engelhart, Chef des Münsinger Tourismus, traut dem Braten nicht so recht. „Gegen November, Dezember ist der Hype wieder abgeklungen. Also wenn, dann müsste es schnell gehen.“ Dafür reiche aber die Manpower nicht aus.

Ash-Ketchum-Imitatoren müssen also wohl ohne Hilfe die kleinen Monster fangen. Sie wissen auch nicht wer Ash Ketchum ist? Also jetzt reicht’s. Das ist das Alter Ego, also die Spielfigur, in die man noch beim Game-Boy-Spiel schlüpfte. Beim Pokémon-Fachwissen herrscht in Reutlingen wirklich noch Nachholbedarf.

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Erstellt:
01.08.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 01.08.2016, 01:00 Uhr

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