Nur noch kurz die Welt retten

Mit viel Elan hat der Jugendgemeinderat Tübinger Umwelttage organisiert

Ein simulierter Klimagipfel, Workshops und Vorträge, Infos unter Platanen und ein launiger Poetry-Slam: Am Wochenende waren die vom Tübinger Jugendgemeinderat mit viel Elan organisierten Umwelttage. Allein der Besucherzuspruch hielt sich eher in Grenzen.

11.07.2016

Von Matthias Reichert

Diese Klamotten sind doch viel zu schade zum Wegwerfen: Kleidertauschbörse des Jugendgemeinderats auf der Neckarinsel. Bild: Sommer

Diese Klamotten sind doch viel zu schade zum Wegwerfen: Kleidertauschbörse des Jugendgemeinderats auf der Neckarinsel. Bild: Sommer

Tübingen. Klimaschutz ist gar nicht so einfach. Am Samstagvormittag probieren es sechs junge Leute im Ratssaal aus. Sie nehmen dort am Simulationsspiel „Cop in my City“ teil. Das simuliert eine Klimakonferenz, um den CO2-Ausstoß weltweit zu senken. Die USA wollen mit gutem Beispiel vorangehen und ab 2030 fünf Prozent Reduzierung im Jahr vorlegen – aber Kanada und Australien spielen nicht mit. Sie bieten nur 0,5 Prozent an: „Das ist nicht viel, aber es ist realistisch.“

Die Teilnehmer halten Reden auf Englisch, in denen sie die Standpunkte ihrer Länder vertreten. Indien etwa will das Klima wirklich retten; „wir haben viele Wälder“, heißt es. Per Beamer werden Klimakurven an die Wand geworfen. Es reicht noch nicht für die nötige Reduzierung – nun wird eine weitere Verhandlungsrunde notwendig.

Geleitet wird das Simulationsspiel von Saad Fikri und Hassan Touzar von der Assication Marocaine des Petits Débrouillards. Diese Nichtregierungsorganisation will Wissenschaft auf einfache Weise erklären, mit Spielen und Experimenten. An manchen Schulen oder Hochschulen nehmen acht Delegationen mit jeweils bis zu vier Spielern am Klimaspiel teil. Touzar hat bei einem Klimaprojekt in Hamburg und später auf der Weltklimakonferenz in Paris die Tübinger Jugendgemeinderätin Jessica Karrer getroffen.

Lachtränen beim

Poetry Slam

Die 19-Jährige hat mit den Anstoß zu den Tübinger Umwelttagen gegeben. Ihre Reise zum Klimagipfel habe sie motiviert, etwas in ihrer Heimatstadt zu machen, sagt Karrer: Mit Programm für alle Altersgruppen, nicht nur für Jugendliche. So gibt es neben Workshops auch Vorträge, etwa mit dem renommierten Potsdamer Klimaforscher Prof. Stefan Rahmstorf und der Berliner Umwelt-Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD). Zu den Workshops kommen im Schnitt zehn Leute, zu den Vorträgen bis zu 40.

Weithin erkennbar sind die Umwelttage an den Ständen auf der Platanenallee. Dort bleiben am Samstag freilich nur wenige Neugierige stehen. „Gestern war mehr los“, sagt die Jugendgemeinderätin Fiona Ryan. „So ein Markt zieht sich: Am Freitag vier, am Samstag sieben Stunden“ – da verteile sich der Zustrom eben, meint ihre Kollegin Charlotte Siegmann. Immerhin schaut sich Samstagmittag der Grünen-Bundestagsabgeordnete Chris Kühn ausgiebig an den Ständen um.

Der Jugendgemeinderat informiert über aktuelle und vergangene Projekte, außerdem zeigt er Bilder eines Fotowettbewerbs zum Thema Natur mit Tübinger Motiven. Zwölf Fotografen und Fotografinnen haben über anderthalb Monate teils mehrere Einsendungen geschickt – etwa Stocherkähne im Nebel, den Hölderlinturm im Winter. Weiter gibt es eine Kleidertauschbörse (Bild). Der Tierschutzverein „Act vor Animals“ hat ebenso wie Greenpeace einen Stand aufgebaut. Auch das Tübinger-Hamburger Projekt „Climatefarming“ stellt sich vor. Es sammelt Spenden für umweltfreundliche Zinkblech-Öfen, die in Burkina Faso mit Pellets aus Ernteresten befeuert werden sollen – also mit pflanzlichen Abfällen statt Feuerholz. Das helfe, Abholzung und Bodenerosion zu vermeiden.

Krönung der Veranstaltung ist am Abend ein Poetry Slam vor dem Rathaus. 50 junge Leute hören zu und jubeln mit, noch einmal so viele Passanten bleiben stehen. Moderiert wird der Dichterwettbewerb von dem Profi Harry Kienzler. Im Scheinwerferlicht stehen zwei junge Männer und eine junge Frau. Laut Vorgabe müssen sie zunächst jeweils einen Text zum Thema Umwelt vortragen. In der zweiten Runde dürfen sie dann lesen, was beliebt.

Ramon Schmid aus Esslingen steigt entsprechend mit einem Vierzeiler aus einem Zyklus über Erderwärmung ein. Mutter Erde weint darin, und die Zuhörer vergießen Lachtränen. Nachts wird der reibungslose Ablauf der Umwelttage im Club „Butterbrezel“ in der Haaggasse noch ausgiebig gefeiert.

Veranstalter sind trotz mäßigen Andrangs sehr zufrieden

Tübingens Umwelttage sind seit Januar von zehn Jugendräten, Greenpeace-Aktivisten und weiteren Ehrenamtlichen organisiert worden. Trotz des mäßigen Besucherzuspruchs sind die Veranstalter hinterher sehr zufrieden. „Es waren interessante Vorträge und Workshops“, sagt Tobias Haug vom Vorstand des Jugendgemeinderats. Und wer da war, sei sehr interessiert gewesen und habe eifrig mitdiskutiert, ergänzt seine Kollegin Jessica Karrer: „Es kam gut an.“ Nun überlegen die Veranstalter, ob sie die Aktion in zwei Jahren wiederholen.

Zum Artikel

Erstellt:
11.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 11.07.2016, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!