Mann bleibt Mann

20.04.2024

Von dpa

Wer ist gemeint? Das geistige Auge erweist sich hier als eher unflexibel.

Wer ist gemeint? Das geistige Auge erweist sich hier als eher unflexibel.

Astronauten, Forscher, Bürger, Kunden, Polizisten, Richter – Frauen und diverse Menschen sind immer mitgemeint, besagt die Regel des generischen Maskulinums. Allerdings zeigen Studien, dass es für das geistige Auge durchaus einen Unterschied macht, ob etwa die weibliche Form explizit dazugesagt wird. So veröffentlichten die Sozialpsychologen Fritz Strack und Patrick Rothermund von der Universität Würzburg im „Journal of Language and Social Psychology“ eine Studie, der zufolge das generische Maskulinum eher mit Männern assoziiert wird – selbst wenn betont wird, dass Frauen mitgemeint sind.

Das könnte daran liegen, dass die kommunikative Absicht missverstanden wird – also dass geglaubt wird, dass nur Männer gemeint sind, schreiben die Wissenschaftler. Eine andere Erklärung wäre, dass man  sich durch das generische Maskulinum eher Männer vorstellt. Darauf liefert nun die Studie von Strack und Rothermund deutliche Hinweise. Die Forscher ließen knapp 200 Menschen Satz-Kombinationen beurteilen. Zunächst wurde das generische Maskulinum für eine Gruppe benutzt, etwa Kellner, Autoren, Spaziergänger, Berufsschüler, Nachbarn und Zuschauer. In einem zweiten Satz wurde eine entweder nur männliche oder nur weibliche Untergruppe der Gruppe aus Satz eins erwähnt. Dann sollten die Probanden möglichst schnell angeben, ob Satz zwei eine vernünftige Fortsetzung von Satz eins ist.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die zweiten Sätze häufiger als sinnvolle Weiterführungen der ersten Sätze einstuften, wenn eine männliche Untergruppe erwähnt wurde. Außerdem waren sie in ihrem Urteil schneller. Das heißt den Forschern zufolge, dass das generische Maskulinum eher mit Männern assoziiert wurde. Das war auch der Fall, wenn zu Beginn explizit darauf aufmerksam gemacht wurde, dass mit dem generischen Maskulinum sowohl Männer als auch Frauen gemeint sein können, und zusätzlich in den gezeigten Sätzen ein Sonderzeichen als Erinnerung eingebaut war.

Während bloßes Erinnern also nicht ausreichte, halfen zusätzliche Information, dass nicht mehr so häufig Männer assoziiert wurden – etwa das Erwähnen stereotyp weiblicher Kleidung: „Die Kellner zogen sich helle Hemden und Blusen an“. Oder durch deutliche Hinweise wie: „Die Berufsschüler wurden in geschlechtergemischte Klassen eingeteilt.“

Dass es schwierig ist, das generische Maskulinum  zu verstehen, zeigen auch frühere Studien. „Menschen mögen die Regel in der Schule gelernt haben und sie auch verstehen, aber können sie nicht leicht anwenden“, schrieben Forscherinnen und Forscher 2009 in einem Überblicksartikel im „European Journal of Psychology of Education“.

Auch in Bezug auf Personengruppen, die stereotyp eher mit Frauen assoziiert sind, weckt das generische Maskulinum häufig männliche Assoziationen. So wurden in einer Studie mit dem Titel „Wenn alle Männer sind“ auch die Wörter Kosmetiker und Geburtenhelfer eher mit Männern in Verbindung gebracht. dpa

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Erstellt:
20.04.2024, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 21sec
zuletzt aktualisiert: 20.04.2024, 06:00 Uhr

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