Tübingen

Gemeinderatswahl: Leichter wählen mit dem TÜB-O-MAT

Autofreie Innenstadt? Mehr Sportplätze? Weg mit der Verpackungssteuer? Der Tüb-O-Mat ist freigeschaltet. Er soll den Wählern dabei helfen, die eigenen Positionen mit denen der Listen abzugleichen, die in Tübingen antreten.

09.05.2024

Von Sabine Lohr

Der Tüb-O-Mat soll bei der Entscheidung für eine Liste bei der Gemeinderatswahl helfen. Quelle: www.tueb-o-mat.de/

Der Tüb-O-Mat soll bei der Entscheidung für eine Liste bei der Gemeinderatswahl helfen. Quelle: www.tueb-o-mat.de/

Tübingen soll mehr Sportplätze bauen. Aus dem Uhlandbad soll ein Raum für experimentelle, neue Kultur werden. Der Schindhaubasistunnel soll gebaut werden. Im dienstlichen Schriftverkehr der Verwaltung und Schulen der Stadt soll das Gendern verboten werden.

Das ist kein Wahlprogramm einer Liste, die bei der Gemeinderatswahl in Tübingen antritt, sondern es sind vier Thesen aus dem Tüb-O-Mat, den die Fachschaft Politik und die Verfasste Studierendenschaft formuliert haben.

Der Tüb-O-Mat ist ein Instrument, mit dem Wählerinnen und Wähler ihre Positionen zu kommunalpolitischen Themen mit denen der bei der Gemeinderatswahl antretenden Listen abgleichen können. Und er ist herausfordernd: Soll der Schindhaubasistunnel gebaut werden? Dazu muss man erstmal wissen, was der Schindhaubasistunnel überhaupt ist. Wer es nicht weiß, kann Meister Google befragen oder auf www.tagblatt.de die Suchfunktion bemühen. Oder die Frage ganz einfach überspringen. Denn neben „Zustimmung“, „Neutral“ und „Ablehnung“ gibt es auch diese Möglichkeit.

35 Thesen haben die Studierenden aufgestellt. Was allerdings nicht gerade wenig Arbeit war. Denn gesammelt haben sie über ihre Website und bei Befragungen auf dem Holzmarkt 365 Thesen. „Von Toiletten über finanzielle Angelegenheiten bis hin zu persönlichen Bedürfnissen war alles dabei“, so Elias Sandor von den Tüb-O-Mat-Machern. Für 365 Thesen hätten die Wähler eine Menge Zeit gebraucht. Also wurde aussortiert: Vorschläge, die nicht auf kommunaler Ebene entschieden werden, ganz persönliche Wünsche und auch Spaß-Vorschläge flogen raus. Übrig blieben zunächst 50 Thesen, die sie allen Listen zuschickten. Zwei Wochen lang hatten diese Zeit, den Tüb-O-Mat-Machern die Antworten zukommen zu lassen. „Das haben ausnahmslos alle Listen auch getan – auch wenn die eine oder andere Antwort erst sehr knapp vor Ablauf der Frist eintrudelte“, so Sandor.

Von den Listen gab es nicht nur Antworten, sondern auch Kritik, etwa an unklar formulierten Thesen. Also wurde noch einmal aussortiert, auch unter den Aspekten, was überhaupt für die Bevölkerung interessant ist oder wo Konsens zwischen den Listen herrscht. Und so blieben am Ende eben jene 35 Thesen übrig, die nun den Tüb-O-Mat ausmachen.

Das Ganze dann auch internetfähig zu machen, war dagegen weniger Arbeit. Der Tüb-O-Mat basiert auf der Software „Mahlowat“ (nein, das ist kein Buchstabendreher, die Software heißt wirklich so). „Sie ist kostenlos, Open-Source und leicht zu bedienen“, so Sandor. Außerdem laufe alles komplett anonym ab. Die Tüb-O-Mat-Macher bekommen nicht mit, welche User wie abstimmen und mit welcher Liste sie die höchste Übereinstimmung haben.

Am Donnerstag ging der Tüb-O-Mat an den Start und steht jetzt allen zur Verfügung. Wer ihn durchgespielt hat, bekommt am Ende eine Zusammenfassung. Da man Antworten doppelt gewichten kann, können maximal 70 Punkte vergeben werden. In der Zusammenfassung ist zu sehen, wie groß die Übereinstimmung mit welcher Liste ist, sortiert nach der höchsten Übereinstimmung. Darunter steht, wie welche Liste auf welche These geantwortet hat. Bei den meisten Thesen sind diese Antworten durchaus unterschiedlich. Etwa bei der These „Der Saiben soll vor dem Jahr 2030 bebaut werden“. Ablehnung dazu gibt es von AL/Grünen, Demokratie in Bewegung und Klimaliste, die Linke stimmt der These zu, der Rest enthält sich. Große Einigkeit besteht darin, dass Tübingen mehr Sportplätze braucht (nur die Klimaliste enthält sich). Und auch darin, dass es keinen „Bürger*innenrat mit zufällig augelosten Tübinger*innen“ geben soll, der über die künftige Nutzung des Europaplatzes entscheidet, sind sich die meisten Listen einig – nur AL/Grüne, Demokratie in Bewegung und die Klimaliste würden einen solchen Rat befürworten.

Die Studierenden hoffen nun, dass das Angebot „in der gesamten Stadtgesellschaft gut angenommen und viel genutzt wird“, so Sandor. Vor allem Erstwählern und Zugezogenen solle der Tüb-O-Mat den Zugang zu den Positionen der Listen vereinfachen. „Idealerweise führt alles zu einer informierteren Wahlentscheidung und einer etwas höheren Wahlbeteiligung.“

Erreichbarkeit, Rückmeldungen, Europawahl-O-Mat

Der Tüb-O-Mat ist unter www.tueb-o-mat.de zu erreichen. Anmelden muss man sich dazu nicht. Er kann auch mehrmals durchgespielt werden. Unter dem Button „Fragen & Antworten“ gibt es Informationen zum Zustandekommen der Thesen und darüber, wie die Punkte berechnet werden.

Wer einen inhaltlichen Fehler entdeckt, kann ihn per E-Mail an
infos@tueb-o-mat.de melden.

Auch zur Europawahl gibt es einen Wahl-O-Mat. Er ist von der Bundeszentrale für politische Bildung und steht auf der Website www.bpb.de/
themen/wahl-o-mat/

Dort kann man eigene Positionen mit denen der 35 antretenden Parteien abgleichen.

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Erstellt:
09.05.2024, 19:45 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 13sec
zuletzt aktualisiert: 09.05.2024, 19:45 Uhr

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