Mühlbachäcker: Auch Klassik-Festivals denkbar

Landrat möchte das Areal als Veranstaltungsort ausweisen – die Stadt hat noch weitere Pläne

Zucchero und die Fantastischen Vier, vor zwei Jahren Dieter Thomas Kuhn und Bob Dylan: Die Konzerte in den Tübinger Mühlbachäckern zwischen Sparkassen Carré und Landratsamt stießen auf ein begeistertes Publikum.

15.08.2017

Von Renate Angstmann-Koch

Die Stadtverwaltung sieht auch den künftigen Park hinter dem Technischen Rathaus als möglichen Veranstaltungsort. Bild: Faden

Die Stadtverwaltung sieht auch den künftigen Park hinter dem Technischen Rathaus als möglichen Veranstaltungsort. Bild: Faden

Für Marc Oßwald waren sie „sehr erfolgreich“. Der Veranstalter und viele Fans wünschen sich eine Neuauflage.

Auch Landrat Joachim Walter mag Open-Air-Konzerte. „Es muss nicht immer Hardrock sein“, findet er und schwärmt speziell mit Blick auf das Tübinger Publikum von „Klassik-Sinfonie-Tagen in den Mühlbachäckern“, die man abhalten könnte. Schließlich sind die Fest- und Festivalplätze in Tübingen dünn gesät, sagt der Landrat. Gern erinnere er sich an ähnliche Ereignisse in Ludwigsburg: erst picknicken auf der Wiese, anschließend entspannt ins Konzert.

Doch bisher sind die Mühlbachäcker baurechtlich nicht für Veranstaltungen ausgewiesen. Wenn etwa Marc Oßwald von der Kreissparkasse als Eigentümerin den Zuschlag erhält und bei der Stadt eine Genehmigung für seine Konzerte beantragt, fühlt sich das Landratsamt als Naturschutzbehörde verpflichtet, erstmal zu prüfen, ob eine Beeinträchtigung gefährdeter Arten droht. Dabei hat der Landrat ebenso wie Tübingens OB Boris Palmer bereits signalisiert, dass er den vom Bundesnaturschutzgesetz vorgeschriebenen Artenschutz im Innenbereich, also in bebauten Gebieten, für übertrieben hält. Doch Rechtsstaat ist Rechtsstaat. Als die jüngsten Genehmigungen anstanden, ging es um Astlöcher und die Frage, ob Fledermäuse in ihnen wohnen. Besser wäre, die Sache ein für allemal zu klären, findet der Landrat und regt ein Bauordnungsverfahren an, bei dem man den Artenschutz prüfen und bei Bedarf Ausgleichsflächen als Ersatzhabitat schaffen könnte. Walter hat den Vorschlag bereits der Rathaus-Spitze vorgetragen.

„Das kommt für uns in Frage. Wir können uns vorstellen, uns damit zu beschäftigen“, sagt Tübingens Baubürgermeister Cord Soehlke. Es sei aber noch keine Entscheidung gefallen. Ein solches Verfahren müsste die Kreissparkasse bei der Stadt beantragen. Das Landratsamt wäre dann als Naturschutzbehörde gefragt.

„Wir werden daraus keinen Veranstaltungsort machen“, sagt Soehlke. Man werde den Standort auch weiterhin „eher kompakt bespielen“, also an zwei oder drei Abenden im Jahr. Dabei gehe es weniger um planungs- als um naturschutzrechtliche Probleme: „Die letzten Veranstaltungen haben sich bewährt.“ An nicht speziell als Veranstaltungsort ausgewiesenen Stätten, etwa in Sporthallen, dürfe man bis zu zehn Veranstaltungen im Jahr abhalten, sofern der Lärm für die Umgebung erträglich bleibt.

Dem Landrat schwebt vor, bei dieser Gelegenheit auch eine mit Rasengittersteinen befestigte Fläche an der Wilhelm-Keil-Straße zum Parken anzulegen. Dort war bei den jüngsten Veranstaltungen die Getränkemeile. „Wir ertrinken vormittags im Verkehr. Wir zwingen die Leute ja, mit dem Auto zu uns zu kommen, sie können eben nicht mit dem Fahrrad zur Zulassungsstelle“, sagt Walter, dem in der Parkplatz-Frage die Kreistagsfraktionen von CDU und FWV im Nacken sitzen. Hier allerdings winkt Soehlke ab: Man habe vereinbart, zunächst mit einer Machbarkeitsstudie zu klären, ob nicht das vorhandene Landesparkhaus genutzt und erweitert werden kann.

Doch die Stadtverwaltung habe eine weitere Idee zur Linderung des chronischen Mangels an Freiluft-Spielstätten: „Wir überlegen gerade, für kleinere Veranstaltungen den Platz hinter dem Technischen Rathaus in der Brunnenstraße zu nutzen.“ Dort wird im Zug der Rathaus-Sanierung ein Park angelegt. Auf die Fläche zwischen Technischem Rathaus und Uni-Heizkraftwerk passten 2000 bis 2500 Leute. „Das wäre romantischer“, findet Soehlke. Überdies könnte man das Gelände leichter absperren. Generell verfolge die Stadt aber die Linie, verschiedene Plätze für Veranstaltungen zu nutzen, um einzelne Orte und ihre Anwohner nicht zu stark zu belasten.

Oßwald würde gern auf den Mühlbachäckern weitermachen. Das wisse auch die Kreissparkasse. Er könne sich aber auch Veranstaltungen hinter dem Technischen Rathaus vorstellen. Allerdings: Wegen des Aufwands für die Infrastruktur sollten bei nur 2000 bis 2500 Plätzen schon drei Tage lang Konzerte möglich sein. Vielleicht eine Woche abwechselnd mit Sommernachtskino oder „Jazz im Prinz Karl“: „Diese Idee fände ich schon sehr charmant.“

Tübingen brauche generell einen festen Veranstaltungsort, zumal es sich schwierig gestalte, den Marktplatz zu nutzen. „Die einfachste Variante wäre immer noch der Schlosshof“, ist für Oßwald keine Frage. Eine Fluchttreppe zu bauen, müsste möglich sein. „Natürlich geht das Publikum lieber an schöne Stätten“, sagt er. Daher eigne sich der Festplatz beim Freibad nur bedingt. Ihm fehle einfach der Charme.

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Erstellt:
15.08.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 04sec
zuletzt aktualisiert: 15.08.2017, 01:00 Uhr

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