„Es besteht Lebensgefahr“

Kraftfahrt-Bundesamt warnt vor dem Betanken von VW-Erdgasautos

Sind VW-Erdgasautos rollende Zeitbomben? Kürzlich hieß es in Wolfsburg: keine Gefahr. Jetzt rät das Kraftfahrt-Bundesamt, die Wagen nicht zu betanken.

28.09.2016

Von VOLKER REKITTKE

Das Schreiben des Kraftfahrt-Bundesamtes mit dem eindeutigen Warnhinweis an die Besitzer von Volkswagen-Erdgasautos. Foto: Steffen Wolff

Das Schreiben des Kraftfahrt-Bundesamtes mit dem eindeutigen Warnhinweis an die Besitzer von Volkswagen-Erdgasautos. Foto: Steffen Wolff

Tübingen. Ende vergangener Woche flatterten bei tausenden Haltern eines CNG-Caddy oder -Passat Einschreiben aus Flensburg ins Haus. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) teilte mit, dass nicht nur die bereits ab Juni von VW in die Werkstatt gerufenen Touran-Erdgas-Modelle, sondern auch Passat und Caddy „eine ernste Gefahr“ darstellen und deshalb „nicht § 3 des Produktsicherheitsgesetzes“ entsprechen. Begründung: „Korrosionsschäden an CNG-Hochdruckzylindern können zum Bersten der Zylinder führen.“ Die dringende Empfehlung des Kraftfahrt-Bundesamts: „Das Fahrzeug ist bis zur Durchführung der Rückrufaktion nicht mehr mit Erdgas zu betanken. Es besteht Lebensgefahr!“ Die Warnung der Aufsichtsbehörde ist unmissverständlich.

Aus dem Hause Volkswagen hörte sich das vor kurzem noch anders an, wie die SÜDWEST PRESSE vergangenen Freitag berichtete: „Der Erdgasbetrieb von Caddy und Passat ist nach Auffassung unserer Experten unbedenklich“, so VW-Sprecher Michael Franke. Die dringende Empfehlung, kein Erdgas zu tanken, betreffe alle CNG-Touran der Baujahre 2006 bis 2009, die noch nicht in der Werkstatt waren.

Am 9. September war im niedersächsischen Duderstadt der Tank eines CNG-Touran geborsten, der Fahrer war schwer verletzt worden. Daraufhin stoppten die Tankstellenkonzerne den Verkauf von Erdgas. Mittlerweile lassen sich die meisten Pächter vor dem Tanken zuerst ein Zertifikat zeigen, in dem bestätigt wird, dass das CNG-Auto überprüft oder mit neuen Tanks ausgestattet wurde.

Doch wer hat nun Recht, der Konzern aus Wolfsburg oder das Kraftfahrt-Bundesamt? „Wir haben da keinen Mist erzählt“, sagt ein Mitarbeiter der VW-Kundenbetreuung, deren Nummer auf dem Schreiben des Kraftfahrt-Bundesamts angegeben ist. Allerdings: „VW ist der Meinung, dass bei Caddy und Passat kein Risiko besteht – doch das KBA hat eine andere Meinung.“ Die Behörde nahm trotz Anfrage gestern keine Stellung und beantwortete auch keine eingereichten Fragen.

„Wir haben beschlossen, Ruhe in den Markt zu bringen“, sagt VW-Sprecher Franke. Man wolle die Fahrer von Erdgasfahrzeugen „nicht verunsichern“. Und da es mittlerweile reichlich Probleme an den Erdgas-Tankstellen gibt, brauchen Fahrer von VW-Erdgasautos dringend das Zertifikat. „Wir setzen weiter auf Erdgas“, so Franke, der davon ausgeht, dass „der Markt sich wieder beruhigt“. Erdgas sei schließlich eindeutig der umweltfreundlichere Antrieb. Die gesundheitsschädlichen Stickoxide liegen bei CNG (Compressed Natural Gas) um etwa 90 Prozent unter den Werten eines Diesels. Feinstaubpartikel stößt ein CNG-Auto fast keine aus – und immerhin 20 bis 30 Prozent weniger CO2 als Benziner oder Diesel.

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Erstellt:
28.09.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
zuletzt aktualisiert: 28.09.2016, 06:00 Uhr

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