Niersbach geht juristisch gegen Sperre vor
Kampf um Ämter wird zur Hängepartie
Wolfgang Niersbach gibt im Kampf um seine Reputation nicht auf. Der frühere DFB-Chef geht gegen seine Sperre durch die Fifa-Ethikhüter in Berufung.
Frankfurt. Der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach kämpft wie erwartet juristisch gegen seine Einjahres-Sperre durch die Fifa-Ethikhüter. „Nach Rücksprache mit meinen Anwälten werde ich Berufung einlegen“, teilte Niersbach gestern mit. Er habe den Deutschen Fußball-Bund über diesen Schritt informiert und gestern Morgen mit seinem Nachfolger Reinhard Grindel telefoniert. Dabei gehe es ihm auch darum, eine schriftliche Begründung für das Urteil zu erhalten, sagte Niersbach. „Ich kann nur wiederholen, dass ich das Urteil für überzogen halte, und bin es mir deshalb auch selber schuldig, dagegen anzugehen.“
Damit beschert Niersbach dem deutschen Fußball eine Hängepartie in der Frage um seine internationalen Ämter als Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees und des Fifa-Councils. Diese Posten auf internationaler Bühne verliert Niersbach durch eine Sperre. Die Uefa hatte aber bereits angekündigt, über eine Nachbesetzung erst nach rechtlichen Schritten des 65-Jährigen zu entscheiden. Bei einer Neuvergabe fallen die Ämter nicht automatisch wieder dem deutschen Fußball zu. Der DFB drängt darauf, „möglichst bald“ Rechtssicherheit zu haben, wie Grindel erklärte. Eine komplette Aufhebung der Strafe durch die Fifa-Berufungskommission wäre ungewöhnlich. Allerdings haben vergangene Fälle gezeigt, dass Niersbach womöglich auf eine Reduzierung der Sperre hoffen darf. Danach könnte er noch vor den Internationalen Sportgerichtshof Cas ziehen.
Grundlage der Ermittlungen war der Untersuchungsbericht der Wirtschaftskanzlei Freshfields zum Skandal um die WM 2006. Aus dem geht hervor, dass Niersbach spätestens im Juni 2015 und damit bereits mehrere Monate vor der Aufdeckung der Affäre von einer dubiosen Zahlung von 6,7 Millionen Euro des deutschen WM-Organisationskomitees erfahren haben muss. Er informierte darüber aber weder die DFB-Spitze noch die Fifa.