Gegner Island soll für den EM-Gastgeber nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Titel sein

In der Ruhe liegt Frankreichs Kraft

Auf dem Weg zum Europameistertitel steht dem EM-Gastgeber Frankreich ein kleines „aufmüpfiges“ Land im Weg. In Paris soll das isländische Märchen enden.

01.07.2016

Von DPA

Selfie mit Pogba: Die französischen Spieler luden zum ersten öffentlichen EM-Training in das nationale Fußballzentrum nach Clairefontaine ein. Foto: afp

Selfie mit Pogba: Die französischen Spieler luden zum ersten öffentlichen EM-Training in das nationale Fußballzentrum nach Clairefontaine ein. Foto: afp

Clairefontaine. Vereinzelt wird geklatscht, als Didier Deschamps zuerst das Stade Pierre-Pibarot mit seinen Assistenten betritt. Ein paar hundert Fans haben es geschafft. Sie sind beim ersten öffentlichen Training des EM-Gastgebers Frankreich während der Titeltage. Nicht in Paris, auch nicht so weit weg von der Hauptstadt. Aber doch in einer kleinen, eigenen und anderen Welt. Hier pulsiert das Leben nicht wie 60 Kilometer entfernt an der Seine, hier herrscht vor allem eines: Ruhe.

Richtig laut wird es auch beim Training vor den Fans der Equipe tricolore nicht, einzig als sich die Spieler nach 20 Minuten statt Autogrammen und Selfies mit den Fans ihrer eigentlichen Aufgabe widmen. „Pooogba, Poooogba“, rufen die Fans, als sich auch Paul Pogba auf den Rasen zurückbewegt. Beim ersten Pfiff von Co-Trainer Guy Stephan schreiben ein paar noch weiter, beim zweiten von Chefcoach Didier Deschamps hören auch sie auf.

Der 23-jährige Pogba, von den heimischen Medien viel- und dauerkritisiert seit dem Anpfiff der EM im eigenen Land, winkt noch mal, lächelt, und dann geht?s auch für den Profi von Juventus Turin los – in Clairefontaine. Ganz genau in Clairefontaine-en-Yvelines. Oder besser: In dem riesigen Wald, der den Ort umgibt, den „Tempel“, wie die Franzosen das Centre National du Football nach dessen Angaben auch gerne nennen.

„Natürlich ist es immer emotional, dorthin zurückzukehren“, sagte Deschamps einmal in einem Interview der Zeitung La Depeche. Weil er schon so oft dort war. „In meinem ersten Leben als Spieler, dann, um das Trainer-Diplom zu machen und schließlich als Trainer.“

56 Hektar mit allem, was ein Trainer braucht, um seinen 23-köpfigen Kader auf dieses eine Ziel EM-Titel einzustimmen. Schier unzählige Plätze, ein Medizinzentrum, ein Schloss, Tagungsräume. Hier gilt die Konzentration allein dem Wesentlichen, Ablenkung gibt es hier praktisch nicht. Ab und zu machen die Spieler eine kleine Radtour zur Entspannung durch den Wald. „Es ist auch ein mythischer Ort“, heißt es in der Broschüre des Centre National du Football über das Centre National du Football, „wo die schönsten Kapitel des französischen Fußballs geschrieben wurden und täglich weiter geschrieben werden“.

Als Erinnerung an den noch immer größten Erfolg haben die Franzosen auf einer Grünfläche die meterhohe Nachbildung des WM-Pokals aufgestellt. Golden glänzt er und mehrfach müssen die Spieler um Pogba und Bayerns Kingsley Coman am Tag auch bei ihrer EM-Mission an ihm vorbei. Auch Deschamps, der die echte Trophäe am 12. Juli 1998 im Stade de France von Saint-Denis als Kapitän in Empfang nehmen durfte. „Hier haben wir unseren Titel mit unseren Freunden und Familien gefeiert“, so erinnert sich der mittlerweile 47-Jährige an die anschließende Party in Clairefontaine.

Am 10. Juli 2016 soll es wieder so weit sein. Deschamps und seine Mannschaft wollen den ersten Titel für die Grande Nation seit dem Europameisterschafts-Triumph 2000 holen. Dafür müssen sie aber zuerst am selben Ort die Turniersensation Island an diesem Sonntag schlagen, danach käme es dann zum Halbfinale in Marseille gegen Deutschland oder Italien. Also noch ein langer Weg bis ins EM-Finale.

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Erstellt:
01.07.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 01.07.2016, 06:00 Uhr

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