Badminton: Mehr Pokale als die Mama

In Mössingen haben die größten Talente aus sechs Bundesländern mit dem Bundestrainer trainiert

Mössingen statt Nürnberg. Eigentlich hätte die Talentsichtung des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) am vergangenen Wochenende in Franken stattfinden sollen. Da die Halle dort allerdings einen Wasserschaden hatte, sprang Mössingen auf die Schnelle ein.

15.03.2017

Von David Scheu

Gab dem Nachwuchs in Mössingen viele Tipps: Dirk Nötzel (rechts), Badminton-Bundestrainer für Talententwicklung. Bild: Rippmann

Gab dem Nachwuchs in Mössingen viele Tipps: Dirk Nötzel (rechts), Badminton-Bundestrainer für Talententwicklung. Bild: Rippmann

„Es ist schwierig, kurzfristig eine große Halle für ein ganzes Wochenende zu bekommen. Wir sind den Mössingern deshalb sehr dankbar“, sagte Dirk Nötzel, Bundestrainer für Talententwicklung beim DBV. Und lobte die Organisation: „Es ist eine sehr gute Zusammenarbeit. Die Leute hier sind mit viel Herzblut dabei.“

Ohne Scout kein Stützpunkt

Seit 2014 ist Mössingen Talentstützpunkt des DBV. Stolz zeigt Stützpunkt-Leiter Reinhold Portscheller von der Sportvereinigung Mössingen das Zertifikat, das seitdem im Kabinengang der Steinlachhalle an der Wand hängt. Vor sechs Jahren ließ sich Portscheller in einem Lehrgang eigens zum Talentscout ausbilden – denn ohne Scout vor Ort gibt’s auch keinen Status als Stützpunkt.

Seitdem geht er in die Grundschulen in der Region und sucht im Sportunterricht nach talentierten Erstklässlern. „Die Kooperation mit den Schulen funktioniert super“, sagt Portscheller. Neben zwei Mal Vereinstraining bei insgesamt neun Mössinger Coaches gibt’s für die jungen Talente aus der Region dann bis zu drei weitere Male pro Woche Training bei einem Verbandstrainer am Mössinger Firstwald-Gymnasium.

Zu Gast in der Steinlachhalle waren am Wochenende aber bei Weitem nicht nur Spielerinnen und Spieler aus der Region. Aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen, Sachsen und dem Saarland wurden 28 Jungen und Mädchen der Jahrgänge 2004 bis 2007 von ihren Landesverbänden nach Mössingen geschickt. Einmal pro Jahr findet dieser Lehrgang für das süddeutsche Einzugsgebiet statt, ebenso wie einer in Norddeutschland.

„Erste Priorität hat das Training und die Weiterentwicklung der Spieler. Aber natürlich wollen wir auf dem Lehrgang auch die Talentiertesten finden“, sagte der promovierte Sportwissenschaftler Nötzel, der für den dreitägigen Lehrgang eigens 500 Kilometer aus Mühlheim an der Ruhr ins Steinlachtal angereist war. In Mühlheim werden sich dann im Mai die Besten zu einem gesamtdeutschen Lehrgang treffen. Eventuell sind dann ein paar mehr Talente aus dem Norden dabei, vermutet Nötzel: „Das Level hier ist gut, aber nicht ganz so gut wie in Norddeutschland.“ Warum? Der Bundestrainer überlegt kurz, sagt dann jedoch: „Ich denke, das ist Zufall.“

Zwei Mössinger Talente dabei

Vielleicht werden für den gesamtdeutschen Lehrgang im Mai aber zwei Talente vom Mössinger Stützpunkt eingeladen, die am vergangenen Wochenende zu den insgesamt fünf Teilnehmern aus Baden-Württemberg zählten: Lion Rullkötter (Jahrgang 2006) und Nadja-Christine Reihle (Jahrgang 2007), die beide seit vier Jahren Badminton spielen. Während Rullkötter vom Mössinger Talentscout Portscheller in der Grundschule im Sportunterricht entdeckt wurde, war im Fall von
Reihle gar keine besondere Motivation nötig: „Ich will mehr Pokale als meine Mama gewinnen“, sagt Reihle und schmunzelt.

Ein ambitioniertes Ziel: Schließlich war ihre Mutter Irina Gritsenko-Reihle Badminton-Profi in der 1. Liga ihrer Heimat Kasachstan und später auch in Frankreich, ehe es sie der Liebe wegen ins Steinlachtal verschlug: Auf einem Turnier in Basel lernte sie den Mössinger Badminton-Spieler Jörg-Andreas Reihle kennen und lieben. Mit ihrer Tochter fiebert sie in jedem Fall mit: „Es würde mich freuen, wenn Nadja es schafft, einen ähnlichen Weg zu gehen“, sagte die stolze Mama am Freitagabend auf der Tribüne in Mössingen.

Zu Besuch bei Olympiasiegern

Am ersten März-Wochenende stieg das Finale der „German U 11 Masters“-Turnierserie der besten deutschen Badminton-Nachwuchsspieler in Mühlheim an der Ruhr. Und zwar mit Mössinger Beteiligung: Nadja-Christine Reihle und Lion Rullkötter von der Sportvereinigung hatten sich durch gute Ergebnisse in den vorangehenden Turnieren qualifiziert. Und beide kamen in Mühlheim in ihren jeweiligen Turnieren unter die besten Zehn: Rullkötter belegte Platz acht bei den Jungen,
Reihle Platz zehn bei den Mädchen. Im Doppel kam Reihle gemeinsam mit Sarah Firl (VfL Sindelfingen) auf Rang sieben. Die Siegerehrung übernahm die Bundesliga-Spieler Cisita Joity Jansen. Zudem stand ein Besuch des parallel stattfindenden Profiturniers „Yonex German Open“ auf dem Programm, zu dem die Teilnehmer des Juniorenturniers mit personalisierten VIP-Pässen freien Eintritt hatten. Zu sehen bekamen sie unter anderem die beiden amtierenden Olympiasieger im Badminton – bei den Männern Chen Long aus China und bei den Frauen Carolina Marin aus Spanien.

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Erstellt:
15.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 01sec
zuletzt aktualisiert: 15.03.2017, 01:00 Uhr

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