Wohnungen für 1600 Menschen

Immobilienmarkt-Infusion mit gefördertem Wohnraum für Tübingen

In Tübingen werden demnächst viele neue Mietwohnungen gebaut – allein auf dem Güterbahnhof fast 100 geförderte mit dem Geld der Umweltbank.

27.02.2017

Von Volker Rekittke

Wir bekommen 2017 und 2018 in Tübingen den größten Zuwachs von Mietwohnungen seit vielen Jahren“, sagt Baubürgermeister Cord Soehlke: Wohnungen für rund 1600 Menschen werden in diesen zwei Jahren gebaut, fast die Hälfte davon ist vergleichsweise erschwinglicher, weil geförderter Wohnraum. „Die vielen Mietangebote wirken sich dämpfend auf den Markt aus“, ist Soehlkes Prognose.

Allein im neuen Quartier am Güterbahnhof entstehen laut Soehlke in diesem Zeitraum 360 Mietwohnungen, gut 20 Prozent davon im sozialen Wohnungsbau. Am Ende werden in dem neuen Stadtquartier einmal etwa 600 der über 1000 neuen Bewohner/innen zur Miete wohnen.

Auch in der Corrensstraße, auf dem Areal des ehemaligen Max-Planck-Instituts, werden 83 Mietwohnungen von der Versorgungsanstalt für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte gebaut. Dort sind 10 Prozent der Wohnungen gefördert.

Und dann errichten Private und GWG bis Ende 2018 etwa 330 Flüchtlingswohnungen – die zum allergrößten Teil mit Landesmitteln gefördert werden (wir berichteten mehrfach).

Derweil wird auf Tübingens aktuell größter Baustelle, am Güterbahnhof, gleich an mehreren Stellen gebuddelt – und teils auch schon in die Höhe gebaut. Im künftigen Hof 1 sowie im Hof 6 ist die „Güterbahnhof Wohnungsbau GmbH & Co. KG“ zugange. Hinter der steckt das Büro Pro.B des Tübinger Architekten Andreas Stahl und seines Berliner Kompagnons Donat Kühne. Stahl betreute in Tübingen in den vergangenen 20 Jahren viele Baugemeinschaften.

Am Güterbahnhof ist das anders. Nach zwei Pilotprojekten mit über 100 Wohnungen in Berlin errichtet Stahl nun auch in Tübingen 157 Mietwohnungen, 93 davon sind Sozialwohnungen. Gebaut wird mit dem Geld der Nürnberger Umweltbank, die eine Mehrheitsbeteiligung von 90 Prozent an der „Güterbahnhof Wohnungsbau“ hält. „Wir wollen nicht nur Geld verdienen, sondern auch Dinge tun, die sinnvoll sind“, sagt Stahl. Die Wohnungen haben den hohen KfW 40-Energiestandard, der recht nahe am Passivhaus ist.

Bundesweit finanziert die Umweltbank nach eigenen Angaben rund 21 500 „Umweltprojekte“ – von Erneuerbaren Energien bis zu Ökohäusern. Letztere dürfen gerne auch sozial gefördert sein. Die 93 neuen Tübinger Sozialwohnungen werden ausschließlich an Mieter mit Wohnberechtigungsschein vermietet. Die Miete ist durch die fördernde Lakra-Bank vorgeschrieben und liegt 34 Prozent unter dem Mietspiegel – bei etwa 7,50 Euro pro Quadratmeter. Die Mieten für die frei finanzierten Wohnungen stehen noch nicht fest. Los geht’s mit der Vermietung ab Anfang 2018. Das gesamte Projekt ist Ende kommenden Jahres fertig – erste Wohnungen werden aber wohl schon ab Mitte 2018 bezugsfertig sein.

Geplant sind auch fünf Gewerbeeinheiten – unter anderem neue Räume für den Tübinger Tafelladen sowie für das Zentrum für Gemeindepsychiatrie. Drei Flächen sind noch frei. Außerdem baut Stahl in Hof 1 und 6 insgesamt 149 Tiefgaragen- und 55 Außenstellplätze für Autos, dazu 325 Fahrradstellplätze und, in den Tiefgaragen, Ladestationen für Elektromobilität.

Das Renditeziel am Güterbahnhof liegt bei 3 Prozent. „In der Immobilienbranche ist das lächerlich wenig“, sagt Stahl – dort arbeite zur Zeit kaum ein Investor unter 10 Prozent Renditeerwartung. Stahl ist überzeugt: „Es ist genug grünes Geld am Markt – es braucht nur vernünftige Projekte.“ Die hat Stahl schon fest im Blick, etwa in München, Nürnberg und Freiburg.

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Erstellt:
27.02.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 27.02.2017, 01:00 Uhr

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