1. FC Heidenheim

„Grenzen setzt man sich nur im Kopf“

Vorstand Holger Sanwald und Trainer Frank Schmidt über die kurzfristige und langfristige Entwicklung des Vereins.

27.07.2017

Von DETLEF GRONINGER

FCH-Vorstand Holger Sanwald hat eine Vision. Foto: Eibner

FCH-Vorstand Holger Sanwald hat eine Vision. Foto: Eibner

Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald und Trainer Frank Schmidt sind die Väter des Erfolgs beim 1. FC Heidenheim. Auch vor der vierten Saison in der zweiten Fußball-Bundesliga bleibt das Duo auf dem Teppich.

Welche Lehren haben Sie aus dem unbefriedigenden Verlauf der vergangenen Rückrunde gezogen?

Frank Schmidt: Ich hatte den Verein gebeten, den Kader so klein wie möglich zu halten. Jeder Spieler sollte die Chance haben, zu spielen. Dann hatten wir Verletzungspech, teilweise waren nur zwölf bis 14 Spieler im Training. Nun haben wir den Kader breiter aufgestellt. So kann ich besser auf verschiedene Situationen reagieren.

Trotz Rang sechs, der besten Platzierung in der zweiten Liga, gab es Unmutsäußerungen im Stadion.

Schmidt: Wir haben uns hier alles hart erarbeitet und bewegen uns im Grenzbereich. Das ist ein Existenzkampf. Wir können nicht alle 14 Tage den Gegner an die Wand spielen. Es ist ein No-Go, wenn die aktive Fanszene die Mannschaft wie am Ende der Saison nicht unterstützt. Die Liga ist für uns kein Selbstläufer. Wir benötigen jeden Fan.

Mit dem VfB Stuttgart und Hannover 96 sind zwei große Kaliber in die Bundesliga aufgestiegen. Welche Perspektiven ergeben sich daraus?

Holger Sanwald: Wir werden keine zu große Erwartungshaltung aufbauen. Die Situation ist Chance und Risiko zugleich. Die Liga ist extrem eng zusammengerückt. Da sind viele ehemalige Bundesligisten, die noch mehr an den Fernsehgeldern partizipieren, dabei. Wir sind nicht vermessen und haben uns den Klassenerhalt wieder als oberstes Ziel gesetzt.

Aber auch Heidenheim stößt in neue finanzielle Dimension vor. Wo sind die Grenzen des Machbaren?

Sanwald: Der Etat hat sich um zehn Prozent auf 23 Millionen Euro gesteigert. Davon sind 8,3 Millionen Euro Fernsehgelder und zehn Millionen Euro Sponsoreneinnahmen. Auch in diesem Bereich entwickelt sich das sehr positiv. Grenzen setzt man sich nur im Kopf. Das tun wir aber nicht. Wir haben eine Idee, wie das hier in zehn Jahren aussehen kann. Wir wollen perspektivisch etwas aufbauen. Das Vereinsumfeld ist noch nicht bundesligatauglich. Dazu müssten in die Infrastruktur noch weitere 30 Millionen investiert werden. Wenn die Mannschaft aber eine super Saison spielen würde, sagen wir bestimmt nicht, wir wären noch nicht soweit für den nächsten Schritt. Grundsätzlich ist alles machbar.

Inwieweit ist der Bundesligaaufstieg jetzt schon ein Thema?

Schmidt: Es gibt die Vision, irgendwann einmal vorne mitzuspielen. Der Aufstieg kann noch kein Ziel sein. Wir sehen ja auch, was andere Vereine für Möglichkeiten haben. Wir arbeiten hier mit Spielern, die einen starken Charakter und noch Potenzial haben. Wir holen keine fertigen Akteure. Der Kader ist nun breiter, flexibler und besser aufgestellt. Ich habe ein gutes Gefühl. Es freut mich, dass wir mit Kevin Lankford, Ibrahim Hajtic, Tim Skarke und Dave Gnaase auch Zuwachs aus dem Nachwuchsleistungszentrum bekommen haben. Für uns hat Priorität, dass wir uns in der Liga in sicherem Fahrwasser bewegen.

Wäre der Erfolg in Heidenheim ohne Sanwald oder Schmidt in dieser Form machbar gewesen?

Schmidt: Ohne Holger wäre ich nicht hier, und der Klub würde vermutlich zwischen Bezirks- und Verbandsliga spielen. Ich habe selten einen Menschen erlebt, der so fokussiert und zielstrebig ist. Was er sich vornimmt, zieht er gnadenlos durch, lässt die Menschen am Erfolg aber auch teilhaben. Es ist nicht einfach, sein Tempo immer mitzugehen.

Sanwald: Frank ist unersetzbar. Sein Wert für den FCH ist mit nichts aufzuwiegen. Unsere Entwicklung wäre ohne ihn undenkbar. Als er kam, hatten wir sechs Jahre vergeblich versucht, die Verbandsliga zu verlassen. Mit ihm als Führungsspieler gelang das auf Anhieb. Detlef Groninger

Mit gutem Gefühl in die Saison: Trainer Frank Schmidt. Foto: dpa

Mit gutem Gefühl in die Saison: Trainer Frank Schmidt. Foto: dpa

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Erstellt:
27.07.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 51sec
zuletzt aktualisiert: 27.07.2017, 06:00 Uhr

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