Unisex-Toilette

Gleiches Klo für alle!

Eine Tübinger Bauamt-Besonderheit geht um die Welt.

09.02.2017

Von Marike Schneck

Während sich anderswo Anti-Diskriminierungs-Experten für Gender-Gerechtigkeit verkämpfen, zeigt Tübingen mal wieder, was es kann. Die erste und einzige (mehr oder weniger) offizielle Unisex-Toilette findet sich beim städtischen Bauamt im Blauen Turm. Sie wurde weder beantragt, noch teuer umgebaut oder irgendwelcher Quoten wegen umgesetzt, sondern ist allein dem natürlichsten aller Bedürfnisse geschuldet. „Das Verhältnis zwischen der Anzahl der Mitarbeiter und der Menge der verfügbaren Toiletten stand dort nicht im Verhältnis“, sagt Oberbürgermeister Boris Palmer und meint damit: Es gibt im Bauamt mehr Männer als Frauen, für beide aber jeweils nur ein Klo. Damit die Männer also nicht ständig in ein anderes Stockwerk rennen müssen, weil ihr eigenes Klo bereits besetzt ist, haben die Damen bereitwillig das ihre zur Verfügung gestellt.

Palmer fand das so klasse, dass er ein Foto schoss und das Bild auf seiner Facebook-Seite postete. Aber „Unisex“ fällt in Verbindung mit Boris Palmer wohl in die gleiche Rubrik wie „Abschiebung“ oder „Grünen-Schelte“. Sein Beitrag ging im Netz viral und wird seit Tagen deutschlandweit in den Medien zitiert. „Vor zehn Jahren“, sagt Palmer, „hätte man einfach ‚WC‘ auf die Tür geklebt. Das hätte den gleichen Zweck erfüllt.“ Aber wohl niemanden groß interessiert.

Nun also unisex. „Ich“, sagt Plamer, „kenne in Tübingen niemanden, der jemals den Wunsch nach einer Unisex-Toilette geäußert hätte.“ Nicht im Rathaus und auch nicht im öffentlichen Raum. Prinzipiell aber ließe sich überall dort, wo es eine Ein-Raum-Toilette gibt, problemlos ein geschlechtsneutrales Klo einrichten. Bei Mehr-Raum-Toiletten sieht das anders aus. „Es will ja aber auch niemand ernsthaft in eine öffentliche, gemischt-geschlechtliche Toilette gehen“, sagt er. Teure Umbauten lehnt Palmer ohnehin ab. „Wir werden in Tübingen sicher nicht für teures Geld eine weitere separate Toilettenform einführen.“

Doch auch der OB hat von der pragmatischen Tübinger Lösung bereits praktisch profitiert: „Sonst hätte ich letzte Woche vor der Männertoilette warten müssen. So konnte ich einfach auf das andere Klo ausweichen.“

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Erstellt:
09.02.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 01sec
zuletzt aktualisiert: 09.02.2017, 01:00 Uhr

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