Tour de France

Feuchtfröhlich nach schwerer Schufterei im Sekundenkrimi

Chris Froome muss für seinen vierte Triumph so hart kämpfen wie noch nie. Er rückt näher an die Legenden Anquetil, Merckx, Hinault und Indurain heran.

24.07.2017

Von DPA

Siegeszeremonie auf dem prachtvollen Boulevard: Chris Froome durfte seinen vierten Tour-Triumph auf den Champs-Élysées feiern. Foto: afp

Siegeszeremonie auf dem prachtvollen Boulevard: Chris Froome durfte seinen vierten Tour-Triumph auf den Champs-Élysées feiern. Foto: afp

Direkt hinter dem Zielstrich auf den Champs Élysées wartete Söhnchen Kellan als erster Gratulant, dann lauschte Chris Froome andächtig den Klängen von „God save the Queen“. Die britische Nationalhymne wird in Paris zum Dauerbrenner, zum vierten Mal wurde sie zu Ehren Froomes gespielt. „Das ist ein magischer Moment und die Belohnung für drei Wochen harte Arbeit. Jeder meiner Siege war einzigartig, aber dieser wird als knappster in Erinnerung bleiben“, sagte Froome: „Jetzt ist die Zeit für eine Party.“

Die Erleichterung war groß, als er nach dem Sekundenkrimi der 104. Tour de France über 3450 Kilometer zum vierten Mal das Gelbe Trikot auf dem Pariser Prachtboulevard in Empfang nahm. Schon auf dem Weg in die Hauptstadt hatte sich der Sky-Kapitän auf der Tour d?Honneur ein Gläschen Champagner Rosé gegönnt, von den Teamkollegen gab es eine Bierdusche.

André Greipel hatte dagegen nach dem Prestigesprint in Paris keinen Grund zu Feiern. Haarscharf war der 35-Jährige am Sieg-Hattrick nach seinen Erfolgen 2015 und 2016 vorbeigefahren. So blieb es aus deutscher Sicht bei den fünf Etappensiegen von „Le Kaiser“ Marcel Kittel und den Erinnerungen an den stimmungsvollen Auftakt in Düsseldorf.

Ansonsten hieß es bei der Tour „Rule Britannia“ – mal wieder. Nach 2013, 2015 und 2016 stand der in Nairobi geborene Froome erneut auf dem Siegerpodest. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, im Gelben Trikot nach Paris zu fahren“, sagte Froome, der trotz Regens von einem Millionenpublikum an der Straße bejubelt wurde. Nur ein Erfolg fehlt ihm bis zu den Fünffach-Siegern Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain.

„Es ist eine große Ehre, im gleichen Atemzug mit den Größten der Tour-Geschichte genannt zu werden. Ich habe niemals zu träumen gewagt, Merckx, Anquetil oder Indurain so nah zu kommen“, sagte Froome, der für Triumph Nummer vier schwer schuften musste. Gerade einmal 54 Sekunden betrug sein Vorsprung auf den zweitplatzierten Rigoberto Uran aus Kolumbien. Auch der drittplatzierte Franzose Romain Bardet lag vor dem Zeitfahren in Marseille am vorletzten Tag nur 23 Sekunden hinter dem Briten.

Doch auch ein Pfeifkonzert der französischen Fans im Stade Velodrome gegen Froome am Samstag konnte ihren Liebling Bardet nicht mehr zum ersten Toursieg der Gastgeber seit Bernard Hinault 1985 verhelfen.

Eine Art Renaissance erlebte der deutsche Radsport. Düsseldorf bereitete der Tour beim ersten Grand Départ auf deutschem Boden seit 30 Jahren einen strahlenden Empfang, dazu stiegen die Einschaltquoten im Fernsehen deutlich an. „Das große Highlight mit dem Start in Düsseldorf bleibt stehen. Das war grandios, einmalig“, bilanzierte Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin. Auch Tour-Debütant Nikias Arndt, einer der Gewinner dieser Rundfahrt, pflichtete bei: „Der Start bleibt in Erinnerung. Ich hatte zwei Tage Gänsehaut.“

Überstrahlt wurde aus deutscher Sicht alles vom umjubelten Seriensieger Kittel, ehe ein Sturz in den Alpen die wunderbare Reise abrupt stoppte. „Die Freude überwiegt. Es macht mich sehr stolz, was ich erlebt habe“, sagte Kittel. Durfte er auch sein, schließlich hatte er deutsche Rekorde wie die fünf Siege von Didi Thurau (1977) oder die Bestmarke von Erik Zabel, der insgesamt zwölf Siege schaffte, eingestellt oder sogar übertroffen. Aber auch die deutschen Radrennställe trugen zur „Tour d?Allemagne“ bei. Das Team Sunweb gewann vier Etappen und hatte das Grüne Trikot des punktbesten Fahrers mit dem Australier Michael Matthews sowie den Bergkönig Warren Barguil in seinen Reihen. dpa

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Erstellt:
24.07.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 24.07.2017, 06:00 Uhr

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