Ohne Gschmäckle

Fairtrade-Städte Tübingen, Mössingen und Rottenburg machen Apfel-Mangosaft

Es gibt Neues im Saftladen: eine Liaison von Apfel und Mango. Der Trank ist das erste gemeinsame Produkt der drei Fairtrade-Städte im Landkreis – und auch ein bisschen In-Getränk.

18.05.2016

Von kathrin löffler

Fairtrade-Städte Tübingen, Mössingen und Rottenburg machen Apfel-Mangosaft

wer 2016 ganz vorne mit dabei sein will, trinkt natürlich: Obst. Alle zwei Straßenmeter schießt eine Smoothie-Bar aus dem Boden. Hipster und Körperverbesserungsbranche haben gequetschten Früchten ein neues Image verpasst: Sie sind groß in Mode und machen irre gesund.

Von der Saftkonjunktur könnten die drei Fairtrade-Städte Tübingen, Mössingen und Rottenburg profitieren. Sie vermarkten erstmals ein gemeinsam angestoßenes Produkt: Apfel-Mangosaft. Der besteht zu 80 Prozent aus Bio-Äpfeln von heimischen Streuobstwiesen. Und zu 20 Prozent aus fair gehandeltem Mango-Püree. Regionale Rohstoffe mit einem Schuss Exotik: auch recht angesagt. Möglicherweise lockt diese Übereinstimmung mit dem Zeitgeschmack ja eine breite Käuferschicht, meinen die Initiatoren. Vor allem soll der Apfel-Mangosaft aber andere Botschaften erzählen: eine ökologische und eine gesellschaftsethische.

Lioba Weingärtner ist im Steuerungskreis der ersten Fairtrade-Stadt Baden-Württembergs, Rottenburg. Sie versteht den Apfel-Mangosaft als „Vehikel“. Es soll zum Nachdenken anregen. Weingärtner: „Welche Lebensmittel wollen wir zu uns nehmen? Wie sozial und umweltverträglich sind sie hergestellt? Wie wollen wir leben?“

Der Saft hat eine Vorgeschichte. Seit Jahren bietet der Tübinger Weltladen diverse Mango-Produkte an. Sie stammen alle von den Philippinen und werden von „Preda“ vertrieben. Das Fairhandelsbündnis versorgt philippinische Kleinbauern mit Mangobäumen, unterstützt sie bei Anbau und Ernte und sorgt dafür, dass sie gerechte Preise für ihre Früchte bekommen. Mit den Überschüssen aus dem fairen Handel organisiert Preda Kinderschutzprojekte, wo extreme Armut herrscht. Auf diese Weise kommen 100 Tonnen solcher sauberer Mangos jährlich nach Deutschland. „Das brachte uns auf die Idee einer Nord-Süd-Partnerschaft“, sagt Winfried Brugger vom Weltladen. Ein Saft entstand: eben mit Äpfeln aus dem nördlichen Teil des Erdballs und Mangos aus dem Süden. Allerdings wuchsen die Äpfel für den Saft-Prototyp im Landkreis Nürtingen.

In Rottenburg verhielt es sich ähnlich. Auch der dortige Weltladen hatte bereits einen Apfel-Mangosaft im Sortiment. „Ein tolles Produkt“, sagt Weingärtner. Allein: Es wollte kaum einer kaufen. Das Etikett war nicht besonders anziehungskräftig. Die drei Fairtrade-Städte Tübingen, Mössingen und Rottenburg nahmen das zum Anlass für eine kreisweite Aktion. Sie ließen einen neuen Apfel-Mangosaft zusammenmischen. Dieses Mal mit schönerem Logo: viele grüne Bäumchen und viel blauer Himmel ist drauf. Und dieses Mal mit Äpfeln aus dem Landkreis Tübingen: Hiesige Streuobstwiesenbesitzer haben sie aufgesammelt und akribisch diejenigen mit Bio-Qualität herausgeklaubt. Das Ergebnis ist eine honiggelbe Aromenbombe, dickflüssig, zuckrig süß, mildsäuerlich. Seit Herbst 2015 ist der Fairtrade Apfel-Mangosaft auf dem Markt.

Zur ersten öffentlichen Verkostung nutzten die Initiatoren den Rottenburger Goldenen Oktober im vergangenen Jahr. Auf dem Fairen Markt in Tübingen Ende April folgte die nächste. „Die meisten waren richtig begeistert“, sagt die Beauftragte für Bürgerengagement, Gertrud van Ackern. Jetzt gehe es darum, den Saft bekannt zu machen. Aktuell kann man ihn bei 18 Supermärkten und Läden im Landkreis bekommen (siehe Kasten). Die Liste erweitert sich aber beinahe täglich, meint van Ackern. Ob neue Läden dazukommen, hängt von den potenziellen Kosumenten ab. Besteht in einem Geschäft ausreichend Nachfrage, nimmt die Firma Bittenfelder es in den Vertrieb auf. Das Unternehmen aus Waiblingen bringt Äpfel und Mangos zusammen und stellt den Saft her.

Fair für Philippiner

und Gütlesbesitzer

Rund 5000 Flaschen wurden im ersten halben Jahr verkauft. Im zweiten werden es weitere 5000 sein, schätzt Geschäftsführer Jürgen Petershans. Ordentlich für die Fairtrade-Städte, aber wenig im Vergleich. Bittenfelder: „Fair gehandelte Produkte machen im Gesamtmarkt bisher ein Prozent aus.“ Deshalb habe sich die Firma an dem Projekt beteiligt. Dabei gilt der Fairness-Gedanke nicht nur den philippinischen Exporteuren. Petershans: „Auch für das Streuobstwiesenobst sind die Preise häufig ziemlich schlecht.“

Hier gibt’s Apfel-Mangosaft

Tübingen: E aktiv Markt (Nonnengasse 14), E-Center (Eugenstraße 74), Kaufland (Reutlinger Straße 44), Nah und gut (Berliner Ring 20 und Herrenberger Straße 38), Rewe (Schleifmühleweg 36 und Dorfackerstraße 17), Unser Herrlesbergladen eG (Stäudach 90), Weltladen (Lange Gasse 64), Silberburg am Markt (Wienergäßle 1). Ammerbuch: Rewe Altingen (Hagenring 2). Dettenhausen: Edeka (Tübinger Straße 50). Mössingen: Edeka (Daimlerstraße 5). Rottenburg: Edeka (Graf-Wolfegg-Straße 27), Weltladen (Stadtlanggasse 49), Wirtschaft Tourismus Gastronomie (Marktplatz 24). Ergenzingen: Getränke Grammer (Mercedesstraße 5). Kiebingen: Geiger‘s Pflanzen- und Gartenwelt (Tulpstraße 59). Gastronomie: Wurstküche Tübingen (Am Lustnauer Tor 8).

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Erstellt:
18.05.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 07sec
zuletzt aktualisiert: 18.05.2016, 01:00 Uhr

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