Augmented Reality im Busverkehr

Einstieg in die Welt der Echtzeit-Daten

25.02.2017

Von Thomas de Marco

Seit die Leute massenhaft auf die Straße gegangen sind, um mit dem Smartphone Pokémon aufzuspüren, weiß eigentlich fast jeder, was „Augmented Reality“ ist: eine computergesteuerte Erweiterung der Realität. Die Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft RSV ist in dieser Welt nun ebenfalls angekommen – allerdings lässt sie keine Monster jagen. Sie setzt vielmehr auf die kostenlose App „ÖPNV live“. Diese zeigt über das Handy-Display oder per virtueller Karte zum Beispiel die Bus-Haltestellen an, die vom Standort im Umkreis von einem Kilometer erreichbar sind.

Wer auf eine der angezeigten Haltestellen tippt, sieht die dort abfahrenden Linien, wann der nächste Bus kommt, ob der Verspätung hat – und das alles in Echtzeit. Außerdem wird ersichtlich, wo sich der Bus auf seiner Route gerade befindet und ob er barrierefrei über eine Klapprampe genutzt werden kann. „Das ist ein Quantensprung in die Hightech-Welt“, sagt RSV-Marketingleiter Bernd Kugel.

Für über zwei Millionen Euro hat der Reutlinger Verkehrsbetrieb in den vergangenen Monaten seine 20 Jahre alte Betriebsleittechnik inklusive Funknetz erneuert, rund 50 Prozent der Kosten übernimmt das Land. Ein solches System gibt es in Baden-Württemberg bislang nur noch in Karlsruhe. Die Echtzeit-Daten, die derzeit nur über das Smartphone abrufbar sind, werden ab April auch auf den elektronischen Tafeln am Zentralen Omnibusbahnhof und an anderen wichtigen Haltestellen angezeigt.

Eine weitere wichtige Neuerung der RSV erfreut laut Technischem Geschäftsführer Mark Hogenmüller vor allem ältere Buspassagiere: Ab März gibt es wieder eine Karte für bargeldloses Bezahlen. Die hatten viele vermisst, seit die Naldocard Ende 2014 abgeschafft worden war. Damals waren 20 000 solcher Karten im Umlauf. Wer immer mal wieder einzelne Fahrten unternimmt, kann sich diese „+K@rte“ besorgen, lädt maximal 100 Euro drauf und hält diese am Einstieg an ein Lasergerät. Dann kostet die Fahrt auch nur 2,10 statt 2,40 Euro.

Bislang ist der digitale Datentransfer auf den Reutlinger Stadtverkehr beschränkt. Ziel sei aber, über eine baden-württembergische Datendrehscheibe (www.efa-bw.de) die Verkehrsverbünde landesweit zu vernetzen, sagt Hogenmüller. Wer also in Reutlingen in den Bus steigt und nach Heilbronn will, kann auf dem Smartphone erkennen, wann er voraussichtlich am Zielort ankommt – oder welche Hindernisse auf der Strecke drohen.

Vom Modernisierungsschub sollen nicht nur die Kundinnen und Kunden profitieren, auch die RSV selbst verspricht sich Verbesserungen im Betriebsablauf. So werden einerseits die Busfahrer entlastet, sie waren deshalb auch an der Entwicklung beteiligt. Zum anderen können die Verkehrsbetriebe Verspätungen der Busse besser analysieren oder aber auch Fahrer von Anschlussverbindungen auffordern, mal fünf Minuten zu warten. Denn eines ist klar: Auch der Einstieg in die Welt der neuesten Technologie wird nicht verhindern, dass der Fahrplan mal nicht eingehalten wird. Nur können die Wartenden dann herausfinden, wann der Bus schließlich kommt.

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Erstellt:
25.02.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 25.02.2017, 01:00 Uhr

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