Donovan im franz.K: Das Lagerfeuer knistert noch

Donovan weckte in Reutlingen große Gefühle mit Liedern, die mehrere Generationen beeinflusst haben

Wahrscheinlich hatte es das Publikum im ausverkauften franz.K am Dienstagabend einem jungen Mann aus Scarborough zu verdanken, dass sie all jene Hits zu hören bekamen, die längst Klassiker der Singer-Songwriter-Szene sind.

23.03.2017

Von Bernhard Haage

„Catch the wind“ war sein erster großer Hit und mit ihm eröffnete Donovan am Dienstag auch sein ausverkauftes Konzert im franz.K. Bild: Haas

„Catch the wind“ war sein erster großer Hit und mit ihm eröffnete Donovan am Dienstag auch sein ausverkauftes Konzert im franz. K. Bild: Haas

Dieser junge Mann nämlich hatte Donovan nach einem Konzert vor zwei Jahren ziemlich betrübt darauf angesprochen, warum er denn nicht die wunderschönen Lieder seiner ersten beiden Schallplatten gespielt habe.

Seither spielt Donovan in der ersten Hälfte seiner Konzerte die alten Hits und in der zweiten Hälfte die von all seinen anderen Platten. In Reutlingen bedeutete dies, der stilprägende Altmeister begann sein Konzert mit grüner Westerngitarre, in Würde ergrautem schulterlangen lockigem Haar über weitem rotem Hemd, in Socken auf einer Kiste mit Schaffell sitzend mit dem Lied „Catch the wind“ aus dem Jahr 1965.

Und sofort war es wieder da, dieses Lagerfeuergefühl, das nahezu zwangsläufig eine gewisse Intimität schafft, das keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass sich der mittlerweile 70-Jährige zumindest künstlerisch treu geblieben ist. „Yellow ist the colour“ folgte auf den Fuß und „Guinevere“ vor welchem Donovan die gälischen Wurzeln seiner musikalischen Prägung erklärte. Die Eltern und Tanten und Onkel haben zuhause gesungen, während er und seine Cousinen und Cousens als Kinder unter dem Tisch saßen. Donovan machte keinen Hehl daraus, dass eine wichtige Motivation sich in jungen Jahren künstlerisch auszudrücken auch im Interesse für das andere Geschlecht lag. „Josie“, „Jenniver Juniper“ und „Laléna“ waren nur ein paar Titel die das demonstrierten. Wegen der Frauen hat auch er sich, wie er freimütig bekennt, wie viele andere Rockstars seiner Zeit, mit Malerei beschäftigt. „Aber ich habe nicht mit allen geschlafen“, fügt er süffisant hinzu. In Kombination mit Megahits wie „Donna Donna“ und der Anti-Vietnamkrieg-Hymne „Universal soldier“, das die zweite Hälfte des Konzerts eröffnete, konnte – wer alt genug war, um die Zeit mitbekommen zu haben und das waren viele– leicht eine Gänsehaut bekommen.

Im zweiten Teil seines Soloauftritts erklärte Donovan, warum er nicht mit einem Orchester oder einer großen Band nach Reutlingen gekommen ist. Sogar Jimmy Page von Led Zeppelin (mit dem Donovan einige Studioproduktionen gemacht hat) habe ihm erzählt, dass er seine Rocknummern auf der Akustikgitarre im Bad komponiert habe. Soll heißen: Donovan konzentriert sich auf das Wesentliche – den Song. Und den hätte er originaler wie die weiteren Bestseller „Mellow Yellow“ oder „Sunshine Superman“ gar nicht vortragen können.

Natürlich lässt die Stimme nach einer weit über 50-jährigen Sängerkarriere etwas nach. Vor allem das Vibrato wirkte bei Donovan eher wie ein langsames Staccato. Aber mit „Atlantis“ als Zugabe endete im franz. K ein schönes Konzert, das in Anbetracht dessen, welche Folk-Legende da gerade von der Bühne gegangen war, für Reutlingen sogar eine beinahe historische Dimension hatte.

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Erstellt:
23.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 20sec
zuletzt aktualisiert: 23.03.2017, 01:00 Uhr

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