Studium Generale

Die unruhige Welt, ferne Sterne und das Essen im Kopf

In ihrem neuen Studium Generale-Programm sucht die Tübinger Uni Antworten auf die großen globalen Fragen. Der Vorlesungs-Überblick.

06.10.2016

Von Ulrich Janßen

Vor fast 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, veröffentlichte Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen.  Bild: Lucas Cranach, der Ältere

Vor fast 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, veröffentlichte Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen. Bild: Lucas Cranach, der Ältere

Dass eine Universität mit einer so renommierten Evangelischen Theologie wie die Tübinger das Lutherjahr 2017 nicht einfach ignoriert, ist keine Überraschung. „Luther heute“ heißt die Vorlesung, mit der die Tübinger Theologen den großen Reformator im nächsten Studium Generale würdigen. Sie wollen darin nichts weniger als „die Grundprinzipien der evangelischen Theologie“ vorstellen. Als Eröffnungsredner haben sie einen der bekanntesten deutschen Theologen gewinnen können: Den ehemaligen Präsidenten der Humboldt-Universität und Leibniz-Preisträger Prof. Christoph Markschies. Er spricht am 26. Oktober im Kupferbau.

Um Religion geht es auch in der gemeinsamen Ringvorlesung der Stiftung Weltethos, des Weltethos-Instituts und des Forum Scientiarum. Unter dem Titel „Von den Weltreligionen lernen? Ideen und Innovationen aus dem Christentum“ soll vor allem erörtert werden, was Ungläubige von Religionen lernen können.

Den Blick nach oben richtet auch eine weitere Studium Generale-Vorlesung – allerdings aus ganz anderer Perspektive. Die Tübinger Astronomen laden zu einem „Streifzug durch die Astronomie“ ein. Vorgestellt werden dabei neueste Forschungserkenntnisse zu ewig aufregenden Phänomenen wie schwarzen Löchern, Gravitationswellen oder fernen Sternen.

Gar nicht fern, sondern beunruhigend nah ist uns in den letzten Jahren der Vordere Orient gerückt. Der emeritierte Tübinger Politologe Prof. Peter Pawelka verfolgt seit langem das politische Geschehen in der Region zwischen der Türkei und Saudi-Arabien. In seiner Ringvorlesung „Der arabische Winter“ will er den oft sehr Terror-fixierten Medienberichten eine wissenschaftliche Sicht entgegensetzen. Die Ausgangsfrage dabei ist: Wie reagieren die arabischen Staaten auf die zunehmende Auflösung ihrer wirtschaftlichen Grundlage, des Ölverkaufs? Der Politologe verspricht, auch ein paar Zukunftsperspektiven für diese unruhigste aller Weltgegenden zu präsentieren.

Um Kriege und wie man sie bewältigt, geht es auch in drei weiteren Studium generale-Vorlesungen. Das Tübinger Berghof-Institut, das Zentrum für Ethik in den Wissenschaften und die Politologen haben sich ein bildungspolitisches Ziel der Landesverfassung vorgenommen: Die Förderung des Friedens. Wie man Schülern und anderen dieses Ziel näher bringen kann, ist Thema der Ringvorlesung „Erziehung zur Friedensliebe“.

Um die Möglichkeiten der Bildung geht es auch den Organisatoren der Reihe „Wissen, Werte, Kompetenzen – Hochschulbildung für Nachhaltige Entwicklung an der Universität Tübingen“. Thema ist hier die Krise der natürlichen Lebensgrundlagen auf unserem Planeten und die Frage, was man dagegen tun kann.

Krise, Krise, Krise: Auch eine von Tübinger Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern organisierte Reihe sucht nach Antworten auf die großen Fragen. „Vertrauen in der globalisierten Gesellschaft: Herausforderungen und Lösungsansätze“ ist ihr Thema. Gehen wird es darum, wie in einer hochkomplexen, globalisierten Welt Vertrauen überhaupt funktionieren kann. Vertrauen ist etwas, was bei vielen Flüchtlingen, die aus Kriegsgebieten nach Deutschland kamen, zutiefst erschüttert wurde. Die Ringvorlesung „Mit Rechten fliehen – Menschen als Subjekte ihrer Flucht“ stellt diese Menschen in den Mittelpunkt und will den individuellen Gründen nachspüren, die sie in die Flucht trieben.

So moralisch und religiös geht es in diesem Semester im Studium Generale zu, dass man ganz überrascht ist, zwischendrin ein ganz anderes Thema zu finden. „Essen zwischen Lust und Last“ ist eine Reihe, die von Medizinern und Naturwissenschaftlern organisiert wird. Sie untersucht, wie Essen vom Kopf gesteuert wird. Und was dabei schief gehen kann.

Zum Schluss wird noch das Wissen selbst zum Thema. In der Reihe „Wie Wissen wächst“ zeigt das Leibniz-Institut für Wissensmedien, wie digitale Medien die Wissensprozesse im 21. Jahrhundert verändert haben und verändern.

Das komplette Programm mit allen Vorlesungen finden Interessierte im Buchhandel und auf der Website der Uni Tübingen.

Das Studium Generale im Überblick

Luther heute Mittwoch, 18.15 Uhr, Kupferbau-Hörsaal 22

Von den Weltreligionen lernen? Dienstag, 18.15 Uhr, HS 22

Streifzug durch die Astronomie Dienstag, 20.15 Uhr, HS 22

Der arabische Winter Montag, 18.15 Uhr, HS 21

Erziehung zur Friedensliebe Dienstag, 18.15 Uhr HS 21

Wissen, Werte, Kompetenzen Montag, 18.15 Uhr, HS 22

Vertrauen in der globalisierten Gesellschaft Donnerstag, 20.15 Uhr, HS 22

Mit Rechten fliehen Donnerstag, 18.15 Uhr, HS 21

Essen zwischen Lust und Last Mittwoch, 20.15 Uhr, HS 22

Wie Wissen wächst Donnerstag, 18.15 Uhr, HS 22

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Erstellt:
06.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 01sec
zuletzt aktualisiert: 06.10.2016, 01:00 Uhr

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