Beachvolleyball: Die gute Nachricht kam per Mail

Die Tübinger Medizinstudentin Chantal Laboureur steht mit Sude auf Rang zwei der Weltrangliste

Allzu häufig wird Chantal Laboureur (27) die nächsten Wochen nicht zu Hause in Stuttgart sein. „So ein, zwei Tage pro Monat“, schätzt sie. Meistens geht es vom einen Turnier direkt weiter zum nächsten.

22.06.2017

Von Vincent Meissner

Derzeit mehr im Sand als im Hörsaal: die Tübingerin Chantal Laboureur (rechts) mit Julia Sude. Laboureur studiert im siebten Fachsemester Medizin. Vor zwei Wochen hat sie noch zwei Klausuren geschrieben – für die eine gab’s eine Eins, für die andere eine Zwei. Die kommenden Wochen widmet sie sich dem Beachvolleyball.Bild: FIVB

Derzeit mehr im Sand als im Hörsaal: die Tübingerin Chantal Laboureur (rechts) mit Julia Sude. Laboureur studiert im siebten Fachsemester Medizin. Vor zwei Wochen hat sie noch zwei Klausuren geschrieben – für die eine gab’s eine Eins, für die andere eine Zwei. Die kommenden Wochen widmet sie sich dem Beachvolleyball.Bild: FIVB

Gestern Nachmittag flog sie gemeinsam mit ihrer Partnerin Julia Sude (29) von Stuttgart aus nach Wien zum Turnier in Baden, ein paar Kilometer südlich der österreichischen Hauptstadt. Das ständige Reisen verkraften die beiden ganz gut: „Mit Jetlags haben wir kaum Probleme“, sagt Laboureur. „Wir schlafen viel im Flugzeug.“

Seit kurzem stehen Laboureur/Sude auf Rang zwei der Welt – zwei Plätze vor den deutschen Olympiasiegern Laura Ludwig und Kira Walkenhorst und nur noch hinter den Brasilianerinnen Larissa Franca/Talita Antunes. „Das ist eine tolle Belohnung für das, was wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben“, sagt Laboureur.

Seit 2013 spielt die gebürtige Friedrichshafenerin mit der Tochter von „Mr. Volleyball“ Burkhard Sude zusammen. „Wenn uns jemand vor fünf Jahren gesagt hätte, das wir Zweiter werden, hätten wir das sicher so unterschrieben“, sagt Laboureur. Die 27-Jährige hatte selbst zunächst gar nicht gewusst, dass sie erstmals so weit oben stehen in der Weltrangliste – die gute Nachricht kam per E-Mail bei ihr an: „Ein Freund hat es mir mit einem Screenshot geschickt.“

Das erste Turnier als Nummer zwei der Welt vergangenes Wochenende auf der World Tour in Den Haag ging dann allerdings daneben: Am Ende reichte es nur zu Rang 17. Ist der Rückschlag schon abgehakt? „Vielleicht noch nicht ganz“, sagt Laboureur. „Aber jetzt geht der Blick nach vorne.“

Professionellere Strukturen

Seit dieser Saison haben sich Laboureur/Sude noch professioneller aufgestellt und ihren Personalstab erweitert: Neben einer Management-Agentur aus Stuttgart haben sie in Sebastian Wolf einen Sportpsychologen aus Tübingen als Mentaltrainer, zudem eine Ernährungsberaterin und im früheren Rottenburger Hallen-Bundesligaspieler Thomas Ranner einen Co-Trainer an der Seite des brasilianischen Hauptcoaches Vento. Von Ranners starken Aufschlägen profitiert das Duo im Training: „Da können wir die Annahme gut trainieren“, sagt Laboureur.

Wie sich das finanziell auswirkt, ist noch offen. „Das sehen wir bei der Abrechnung am Ende der Saison“, sagt Laboureur. Ein Problem ist, dass der Turnierkalender diese Saison ausgedünnt wurde, und es sowohl weniger gut dotierte Turniere auf der World Tour als auch teils deutlich reduzierte Prämien gibt. „Dieses Jahr ist es extrem schwierig“, sagt Laboureur. Deshalb starten Laboureur/Sude beispielsweise auch am Wochenende auf der deutlich niedriger dotierten europäischen CEV-Tour in Baden.

Seit kurzem ist immerhin klar, dass das Duo zur Weltmeisterschaft in Wien darf. Eigentlich nur Formsache, war die Nachricht für Laboureur dennoch eine Erleichterung: „Man freut sich schon, wenn das in trockenen Tüchern ist“, sagt sie und fügt an: „Man weiß ja nie.“

Ein Satz, den man als Kritik am Deutschen Volleyball-Verband (DVV) verstehen kann. Denn zu Beginn der Saison gab es einigen Ärger mit dem DVV. Der wollte beispielsweise, dass das Duo von seinem Stuttgarter Trainingsort nach Hamburg ins frisch eröffnete DVV-Quartier umzieht. Wegen Laboureurs Medizin-Studium in Tübingen dürfen sie nun vorerst doch in Stuttgart bleiben. Allerdings haben sie noch immer nicht den Status als Nationalteam.

Immerhin sind die Querelen inzwischen offiziell größtenteils beigelegt. Lediglich bei der Vermarktungs-Strategie gibt es noch Verhandlungsbedarf. Äußern will sich Laboureur öffentlich nicht dazu und verweist auf ihre Agentur. Dort sagt Atika Bouagaa lediglich: „Es gibt keinen neuen Stand.“ Und um die Verhandlungen mit dem DVV nicht zu gefährden, will sie nichts weiter dazu sagen.

Der Turnierplan von Laboureur/Sude

CEV Masters Baden (Österreich):

21. bis 25. Juni

FIVB World Tour 5* Major Porec (Kroatien):

27. Juni bis 2. Juli

FIVB World Tour 5* Major Gstaad (Schweiz):

4. bis 9. Juli

FIVB/President’s Cup Long Beach (USA):

13. bis 16. Juli

FIVB World Tour 4* Olsztyn (Polen):

19. bis 23. Juli

Weltmeisterschaft Wien (Österreich):

28. Juli bis 6. August

Europameisterschaft Jurmarla (Lettland):

16. bis 20. August

Finale World Tour Hamburg: 22. bis 27. August

Deutsche Meisterschaften Timmendorfer Strand: 31. August bis 3. September

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Erstellt:
22.06.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 22.06.2017, 01:00 Uhr

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