Über Mössingens Dächern

Die Bauarbeiten gehen allmählich dem Ende entgegen

Manche Einheiten sind noch im Rohbau, andere schon fast fertig möbliert. In den kommenden Monaten ziehen Praxen, Klinik und Geschäfte in das Gesundheitszentrum in der Mössinger Stadtmitte ein. Den Anfang macht kommende Woche das Orthopädisch Chirurgische Centrum.

28.05.2016

Von Moritz Siebert

Mössingen. Vor dem Haupteingang walzt ein Radlader die Erde eben. Die Fußwege sind mit Brettern ausgelegt. In den Gewerbeeinheiten direkt am Eingang stapeln sich Säcke mit Mörtel, Kabelbündel hängen aus den Wänden. Bauarbeiter wuseln, von draußen nach drinnen, von oben nach unten. „Das schöne ist, dass man hier alle möglichen Sprachen hört“, sagt Karl Scheinhardt, Geschäftsführer der Kreisbau: „Und es funktioniert.“

In wenigen Monaten wird der Eingangsbereich des Mössinger Gesundheitszentrums anders aussehen. Wo heute noch Baufahrzeuge rangieren, wird ein offener Platz und ein Café mit Außenbereich sein. Offiziell werden Stadt und Bauträger, die Tübinger Kreisbaugesellschaft, das Gebäude im Oktober eröffnen. Die Nutzer ziehen aber nach und nach schon in den kommenden Monaten ein. Die erste Praxis eröffnet nächste Woche.

Der Eingang leitet die Besucher in ein helles Atrium. Zwei verglaste Aufzüge führen an den Umgängen der drei Stockwerke entlang nach oben. Ein Kontrast zum Eingangsbereich: Hier wird deutlich, dass es mit den Bauarbeiten am Gesundheitszentrum bald zu Ende gehen wird. Die Arbeiter beschäftigen sich hier längst mit Details. Von der Decke hängen riesige ringförmige Leuchtkörper, die vor wenigen Tagen eingebaut wurden. Auch das Wegeleitkonzept ist bereits ausgetüftelt, mit taktilen Hilfen und Schildern in unterschiedlichen Grüntönen.

Zwei Interessenten für den Apothekenraum

Noch sind die Aufzüge nicht in Betrieb, in die oberen Stockwerke geht es über Treppen. Die Geländer sind abgeklebt, der Boden mit Trittschutz ausgelegt. In den fünf Einheiten im ersten Obergeschoss sind die Bauarbeiten noch voll im Gange. Die Wände sind gestellt. Bauarbeiter sind mit dem Verputzen beschäftigt. „Eigentlich gibt es hier nicht mehr so viel zu tun“, sagt Scheinhardt. Etwas Zeit bleibt aber noch: Im September werden die Nutzer der Räume voraussichtlich einziehen, neben der AOK sind das eine allgemeinmedizinische und eine kardiologische Praxis. Außerdem wird der Landkreis hier sein Beratungszentrum für Jugend und Familien auf einer Fläche von über 400 Quadratmetern eröffnen.

Ein Stock höher sieht es anders aus. Die Böden sind längst drin, die Räume teilweise schon fertig möbliert, in anderen stapeln noch Umzugskisten. Im nordöstlichen Teil des Stockwerks wird das Orthopädisch Chirurgische Centrum Mössingen auf 588 Quadratmetern nächste Woche schon seine Patienten empfangen. Offizielle Eröffnung ist am kommenden Samstag mit einer Arthrose-Tagung. Bis dahin sollen auch die Zugangswege in die Räume weitgehend fertig sein, versichert Scheinhardt.

Auf dem selben Stockwerk schließt sich eine Einheit mit 458 Quadratmeter an, die sich in den kommenden Monaten zum Physiotherapie-Bereich verwandeln wird. Außerdem ziehen noch eine Ergotherapiepraxis und zwei weitere Arztpraxen auf dem Stockwerk ein.

Von den insgesamt 16 Gewerbe-Einheiten im Gesundheitszentrum sind zehn fix vermietet. Für zwei weitere gebe es verbindliche Zusagen und bei nochmal Zweien stecke die Kreisbau mitten in Verhandlungen, so Scheinhardt: „Ich denke, dass wir in beiden Fällen behaupten dürfen, dass es sehr gut aussieht.“ Unklar ist noch, wer die 200 Quadratmeter große Einheit im Erdgeschoss links vom Haupteingang beziehen wird. Klar ist, dass eine Apotheke rein soll. Mit zwei Interessenten beginnen zur Zeit die Verhandlungen. „Sie wollten noch abwarten, wie sich die Belegung im Haus entwickelt.“ Scheinhardt ist zuversichtlich, dass es bald zum Abschluss kommen wird. Dann stünde nur noch eine Ladenfläche von knapp 100 Quadratmetern im Erdgeschoss frei. Die Vermietungsquote ist „ungewöhnlich hoch“, findet Scheinhardt, zumal viele Verträge gleich zu Beginn des Projekts abgeschlossen werden konnten. Außerdem seien die Gespräche mit Mietern und Fachplanern anspruchsvoll gewesen – wegen der individuellen technischen Anforderungen.

Deutlich wird das spätestens im dritten Stock. Die Möbel sind hier schon teilweise eingebaut, Lampen installiert. Details lassen erkennen, dass in den kommenden Wochen auf der gesamten Ebene eine Klinik entstehen wird. Patientenzimmer mit Blick auf Streuobstwiesen reihen sich auf langen Fluren. Die mächtigen Schiebetüren der zwei OP-Räume sind schon installiert. Das Foyer mit großem Wartebereich ist großzügig verglast, bietet Zugang zu einer Terrasse und den Blick über die Dächer Mössingens auf den Farrenberg. „Es ist mit Abstand die aufwendigste Einheit“, erklärt Scheinhardt. Mit der Einrichtung einer Klinik sei man an viele Vorgaben gebunden: etwa die aufwendige Lüftungsanlage oder Geräte für Anlagen für Kompression und Druckluft, die in der Technikzentrale auf dem Dach untergebracht sind. Dort wird auch die Kälteversorgung geregelt, auf die die Radiologie im Erdgeschoss angewiesen ist. Weil jede Gewerbe-Einheit individuell gestaltet ist, befinden sich auch die sanitären Anlagen auf jeder Ebene an unterschiedlichen Stellen. „Das macht die Fachplanung sehr aufwendig.“

Karl Scheinhardt ist seit Jahresbeginn als Geschäftsführer der Kreisbaugesellschaft im Amt. Der Mut, das Projekt „Gesundheitszentrum“ anzupacken, sei seinem Vorgänger, Berthold Hartmann, zuzuschreiben, der Ende Juni in den Ruhestand geht. Deswegen, verrät Scheinhardt, nenne die Kreisbau das Gebäude intern „Berthold-Hartmann-Haus“.

Die Bauarbeiten gehen allmählich dem Ende entgegen
Die Bauarbeiten gehen allmählich dem Ende entgegen
Die Bauarbeiten gehen allmählich dem Ende entgegen
Die Bauarbeiten gehen allmählich dem Ende entgegen

Der Weg zum Gesundheitszentrum

Für die Gestaltung des ehemaligen Fabrikgeländes der Firma Merz zwischen Bahnhofstraße und der heutigen Grasshoppersstraße gab es schon verschiedene Pläne: 2008 etwa war eine Marktgalerie gescheitert, 2011 ein Einkaufszentrum.

Ein Jahr später wurden Pläne für ein Gesundheitszentrum konkret. Im Herbst 2012 sagte die Tübinger Kreisbaugesellschaft zu, das gewünschte Ärztehaus auf dem Merz-Areal zu planen und zu entwickeln. Im Mai 2013 stellte der Mössinger Gemeinderat schließlich die Weichen und stimmte mehrheitlich für das Bauvorhaben. Im Juli 2013 präsentierten die beauftragten Stuttgarter Architekten ARP ihre Pläne.

Im September 2014 setzten Oberbürgermeister Michael Bulander, Landrat Joachim Walter, Vertreter der Kreisbaugesellschaft und des Architekturbüros den ersten symbolischen Spatenstich auf dem Merz-Areal. Der Baubeginn folgte dann Ende des Monats.

Kein Jahr später, im Mai 2015, feierten die Stadt und alle am Projekt Beteiligten Richtfest. Offizielle Eröffnung ist voraussichtlich am 9. Oktober. Auf insgesamt 5500 Quadratmetern Fläche kommen insgesamt 15 Läden und Praxen sowie die Steinlachklinik unter.

Das Gesundheitszentrum ist ein Teil der Entwicklung der gesamten Mössinger Innenstadt: Es wird als „Anker“ und „Frequenzbringer“ beschrieben. Das gesamte Umfeld wird in den kommenden Jahren neu gestaltet. Direkt neben dem zentralen Komplex entsteht zur Zeit ein Parkhaus mit über 90 Stellplätzen. Auf dem noch unbebauten Grundstück auf dem Areal wird die KBF einen Neubau errichten. Die Fläche rund um das Areal gestaltet die Stadt mit Parkplätzen, Leuchten und Pflasterbelag. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bahnhofstraße wird die Kreissparkasse neu bauen. Davor entsteht ein offener Marktplatz.

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Erstellt:
28.05.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 26sec
zuletzt aktualisiert: 28.05.2016, 01:00 Uhr

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