Gegen den Strom schwimmen

Der Peruaner Bryan Mamani macht Freiwilligendienst am Tübinger Uhland-Gymnasium

Bryan X. Mamani hat einen Plan für sein Leben. Er möchte „etwas bewirken“. Deshalb macht der 20-Jährige aus Peru derzeit Freiwilligendienst am Tübinger Uhland-Gymnasium. Das Soziale liegt ihm. Er hat sich schon an seiner Schule „Fe y Alegria“ in Villa El Salvador fünf Jahre lang engagiert.

29.01.2016

Von Ute Kaiser

Einmalig in der Region: Am Uhland-Gymnasium arbeitet ein Freiwilliger aus Tübingens peruanischer Partnerstadt Villa El Salvador. Bryan Xavier Jesús Mamani Nuflo, so sein kompletter Name, betreut unter anderem im Hort „Circus Maximus“ Unterstufen-Schüler – eine Aufgabe, die dem 20-Jährigen sehr gut gefällt. Bild: Metz

Einmalig in der Region: Am Uhland-Gymnasium arbeitet ein Freiwilliger aus Tübingens peruanischer Partnerstadt Villa El Salvador. Bryan Xavier Jesús Mamani Nuflo, so sein kompletter Name, betreut unter anderem im Hort „Circus Maximus“ Unterstufen-Schüler – eine Aufgabe, die dem 20-Jährigen sehr gut gefällt. Bild: Metz

Tübingen. In Tübingen kennt sich Bryan Mamani immer besser aus. Der junge Peruaner kam vor fast fünf Monaten hierher. Vorher hat er sich in Bielefeld einen Monat lang auf den Einsatz und das Gastland vorbereitet. Der 20-Jährige aus Tübingens peruanischer Partnerstadt ist zum ersten Mal im Ausland. Noch nie hat er Schnee gesehen: „sehr, sehr schön“. In Villa El Salvador wird es minimal 14 Grad. Noch nie war er so lang – ein Jahr – getrennt von der Familie. Kontakt hält das Einzelkind, das nach dem Musiker Bryan Adams benannt ist, über Skype.

Am Uhland-Gymnasium (UG) hat der Freiwillige vielfältige Aufgaben. Sein Haupteinsatzort ist der Schülerhort „Circus Maximus“ für die Unterstufe. Er kümmert sich um die Pausenbetreuung und organisiert die Bücherei im Hortraum mit. Außerdem bietet er eine AG an, bei der Schüler auf Cajons trommeln. Und er wirkt regelmäßig im Spanischunterricht und in der Peru-AG mit. Die Spanisch-Lehrerin Eva Maria Kustermann ist Mamanis Mentorin.

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist dem 20-Jährigen vertraut. Fünf Jahre lang hat der ehemalige Schüler der Schule „Fe y Alegria“ Zwölf- bis 17-Jährige aus „dysfunktionalen Familien“, wie er sagt, oder mit Problemen aller Art betreut. Sein christlicher Glaube motiviert ihn zu sozialem Engagement. Sein Ziel ist es, „anderen alles zu geben, was ich kann“. Mamani bereichere das Schulleben, sagt Schulleiter Andrejs Petrowski. Und der Peru-AG gebe er „zusätzliche Motivation“.

Der 20-Jährige studiert zuhause im zweiten Semester Bankenwesen. Nicht, weil er mit Geld zu tun haben will. Er möchte „nicht mit dem Strom schwimmen“, sondern einmal „Programme für soziale Projekte“ entwickeln. Parallel zur Schule hat der junge Peruaner eine Ausbildung als Elektriker gemacht. Außerdem ist er Computer-Fachmann. Das geht nur, weil die Schüler von „Fe y Alegria“ den Abschluss nach der zehnten Klasse machen.

Derzeit hat der Neu-Tübinger wenig Freizeit. Zwei Mal pro Woche geht er nach dem Freiwilligendienst zum Deutschlernen in eine Sprachschule. Außerdem bereitet er seinen Einsatz im Unterricht vor. Bei seinen „didaktischen Spielen“ nutzt er auch Videos, Bilder oder Lieder. Manchmal trifft er sich mit Freunden. Zuhause hat er Salsa, außerdem traditionelle peruanische Tänze in einer Gruppe getanzt. Er plant einen Tanz-Workshop mit Vorführung.

Mamani kocht liebend gern. Davon haben schon die Gäste eines Konzerts für die peruanische Partnerschule profitiert. Der 20-Jährige bereitete mehr als 90 Portionen des typischen Gerichts „Causa“ – mit gewürztem Hähnchen gefülltes Kartoffelpüree – zu. Oder er bringt Schülern mit Rezepten wie dem für die Avocado-Creme „Guacamole“ Verben und Substantive bei, die sie nicht nur in der Küche brauchen. Auch der ehemaligen Schulleiterin Ute Leube-Dürr, bei der Mamani wohnt, tischt er manchmal typische peruanische Speisen auf. „Er kocht sehr gut“, lobt Leube-Dürr.

Süd-Nord-Programm

soll neue Impulse geben

Mamani ist einer der ersten Freiwilligen aus Peru im erst seit 2014 laufenden „weltwärts“ Süd-Nord-Programm. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das es fördert, erwartet davon „neue Impulse für gegenseitiges und globales Lernen“.

Der junge Peruaner ist beim „Verein zur Förderung von Erziehung und Bildung“ am UG angestellt. Der Verein unterstützt seit den 1990er Jahren die Schule „Fe y Alegria“ und hat die Freiwilligen-Stelle beantragt. Leube-Dürr war für deren Einrichtung und ist für die Betreuung zuständig. Das Süd-Nord-Projekt wird vom Ministerium in Zusammenarbeit mit dem Bundesfreiwilligendienst umgesetzt. Der Einsatzplatz musste deshalb vom Bundesamt für Familien und zivilgesellschaftliche Aufgaben anerkannt werden.

Die Einsatzstelle muss monatlich einen bestimmten Betrag aufbringen. Deshalb hat der Verein Sponsoren gesucht und gefunden. Eltern spendeten beispielsweise Geld für eine TüBus-Karte oder den Sprachkurs, Leube-Dürr den Betrag, der ihr für Kost und Logis zustehen würde. Auch das städtische Kulturamt unterstützte das Projekt mit einem Zuschuss. Der Unterstützer-Topf für die Partnerschule sollte nicht angetastet werden, sagt Leube-Dürr.

Info: Auch im kommenden Jahr soll ein junger Peruaner ans Uhland-Gymnasium kommen. Spenden dafür nimmt der „Verein zur Förderung von Erziehung und Bildung“ aufs Konto DE57 6415 0020 00001988 40 an. Zweck: „Spende für Bufdi aus VES“.

Es gibt Spendenbescheinigungen.

Auch von Nord nach Süd wird der Austausch weitergehen

Von Tübingen nach Villa El Salvador haben sich schon einige Freiwillige aufgemacht. Derzeit bereiten sich drei Schüler des Uhland-Gymnasiums (UG) auf ihren Einsatz vor. Mitte August werden die Abiturienten Frieder Walker, Rebecca Blumenröther und Sophie Hänisch nach Peru fliegen. An der Schule „Fe y Alegria“ werden sie unter anderem eine Deutsch-AG leiten sowie Nachhilfe und Instrumentalunterricht geben. Schon im März reist eine Delegation des UG nach Villa El Salvador. Im Gepäck wird sie unter anderem die Briefe an Schüler/innen von „Fe y Alegria“ haben, die Schüler/innen im Unterricht von Eva Maria Kustermann auf Spanisch verfasst haben.

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Erstellt:
29.01.2016, 20:30 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 23sec
zuletzt aktualisiert: 29.01.2016, 20:30 Uhr

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