Tübingen

TAGBLATT-Sommerserie „Klamottengeschichten“: Der Geruch von Mottenkugeln

Christine Laudenbach über Getragenes in der neuen TAGBLATT-Sommerserie „Klamottengeschichten“.

31.07.2023

Von Christine Laudenbach

Symbolbild: Uli Rippmann

Symbolbild: Uli Rippmann

Wann wieder ein Paket aus Norddeutschland angekommen war, roch man im Treppenhaus. Ein Hauch von Mottenkugeln hing in der Luft und was das zu bedeuten hatte, war klar: Die großen Cousinen hatten ausgemustert. Aus den Kisten kamen unmodern gewordene Hosen und Röcke. Pullis, die schon etwas aus der Form gelaufen waren, und Blusen mit Rüschen. Es waren die 80er und karierte Faltenröcke definitiv nicht das, worin sich ein Teenager gut fühlt. Wäre der Begriff uncool damals schon modern gewesen: er hätte es getroffen. Selbst aufgepimpt mit farblich passenden Ober- oder Unterteilen waren die Klamotten eine Zumutung, fand ich. Zu jedem einzelnen Stück Nein zu sagen, kam für meine Mutter nicht infrage. Also wanderte das ein oder andere Karo zähneknirschend in meinen Kleiderschrank.

Einmotten und der Verwandtschaft schicken, das ist heute ziemlich aus der Mode gekommen. Getragene Klamotten werden, bevor sie unmodern werden, auf E-Bay vertickt und auf Online-Plattformen, wie beispielsweise auf Kleiderkreisel, der jetzt Vinted heißt. Passt die neue Sporthose irgendwie doch nicht so richtig, findet sicher jemand im Netz, der dafür Verwendung hat. Hemden, Hosen, Röcke, Kleider gibt es zudem in Secondhand-Shops und auf Flohmärkten. Das ist teilweise günstiger und nachhaltig und besser als Billigklamotten vom Discounter. Der finanzielle Aspekt spielt gerade bei jungen Erwachsenen aber oft eine Nebenrolle. Zentral ist der sensible Umgang mit Ressourcen, mit Umwelt und Natur. Kürzlich erzählte mir ein 18-Jähriger bei einer Familienfeier strahlend, die Schuhe, die er in der Zu-verschenken-Kiste am Straßenrand gefunden habe, seien genau seine Größe und passten super! Warum also neue kaufen?

Manchmal gehören zu den Lieblingsklamotten aber auch Geschichten, die über das Ich-hab’s-aus-der-Zu-verschenken-Kiste hinausgehen. Geschichten über das Brautkleid zum Beispiel, das der Oma gehörte und abgeändert der Enkelin passt – nachdem es jahrelang auf dem Dachboden wie ein Schatz gehütet wurde. Oder über den Bikini, der am letzten Urlaubstag am Strand vergessen und von der netten Urlaubsbekanntschaft in den Umschlag gesteckt und nachgeschickt wurde.

Für eine kleine Sommerserie suchen wir diese Geschichten. Schreiben Sie uns doch gerne, wenn der Hosenanzug aus den 70er-Jahren überleben konnte und wer ihn trägt. Oder wem die lila Ballonseide aus den 80ern auch heute noch gut steht. Karierte Faltenröcke dürfen auch dabei sein.

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Erstellt:
31.07.2023, 17:38 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 11sec
zuletzt aktualisiert: 31.07.2023, 17:38 Uhr

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