Sechs-Stunden-Mofa-Rennen in Nehren
„Der Auspuff ist sowieso überbewertet“
Die Strecke ist brutal asozial“, schimpft Markus Bauer vom „Bier-Vernichtungs-Team“ aus Dettenhausen. Gemeint ist der nach wochenlanger Trockenheit steinharte Acker hinter dem Vereinsheim der Motorradfreunde, der alljährlich vom Nehrener Bauer Gerd Klett für das Event zur Verfügung gestellt wird. Klaus Epting vom Team „Lausbuäbä“ aus Villingen-Schwenningen kommt mit seiner Zündapp im Renntrimm gerade vom 17 3/4-Stunden-Rennen in Fischbach und teilt die Bedenken des Rennfahrerkollegen: „Das wird für Mensch und Material anstrengend.“
Die Nehrener Motorradfreunde haben zum elften Mofarennen geladen, wie immer mit Unterhaltungsprogramm und abends Live-Musik – dieses Mal mit Filiale Süd. 23 Teams mit jeweils drei Fahrern waren gemeldet. Und die ließen es auf dem knochentrockenen Acker ordentlich krachen.
Als Rennleiter Gerhard Flammer die Boxenzelte abläuft, um die Fahrer an den Start zu bitten, wird in vielen gerade noch letzte Hand ans Gefährt gelegt. Der Mössinger Mofapilot Sven Schweikert zeigt sich vorsichtig zuversichtlich, was die Haltbarkeit seiner Maschine anbelangt. Sein Team „Nussknacker“ ist zum ersten Mal dabei und hat den Eigenbau aus drei verschiedenen Mofas konstruiert. Kreidler, Simpson und Zündapp. „Das Beste aus drei Welten eben“, meint Schweikert lachend. Punkt 13.00 Uhr explodiert die Startrakete, und sofort wird es laut. Alle Fahrer kommen vom Start weg, und es wird klar, warum der Respekt vor der Strecke allseits groß war. „Da tut einem der Arsch allein vom Zuschauen weh“, bemerkt ein Gast, als die ersten Maschinen wieder über die Zielgerade holpern.
Die Regeln fürs Mofarennen sind überschaubar. Gestartet wird im Le Mans Prinzip. Gewonnen hat, wer nach sechs Stunden die meisten Runden absolviert hat. Fahrerwechsel sind unter den drei gemeldeten Fahrern beliebig oft möglich, und das Mofa darf maximal 50 Kubikzentimeter Hubraum haben. Darüber hinaus sind der Kreativität der Mechaniker keine Grenzen gesetzt.
Das lockere Reglement sorgt für Vielfalt. Da jagt der eine im professionellen Rennanzug seine aggressiv getunte Crossmaschine stets am Limit über den knapp 700 Meter langen Kurs, während der andere auf einer beinahe originalen Hercules Prima 5 im T-Shirt und mit Stahlhelm stoisch Runde um Runde abspult. Einer fährt gar im Eselskostüm, und der sichtlich angetane Nehrener Bürgermeister Egon Betz scheint es fast ein wenig zu bedauern, gleich die Rennsportatmosphäre gegen die Ruhe der anstehenden Gemeinderatswanderung tauschen zu müssen. In der Boxengasse herrscht derweil rege Betriebsamkeit. Ein grinsender Streckenposten trägt der Maschine vom Tübinger RWB-Team den abgefallenen Auspufftopf hinterher. „Der Auspuff ist sowieso überbewertet. Den schweiß’ ich jetzt nicht mehr an“, kommentiert Teamchef Harald Walker vergnügt. Zuschauer Falko Georgi ist verblüfft und begeistert zugleich: „Früher konnten wir es kaum erwarten, alt genug zu sein, um Mofa fahren zu dürfen. Wer sich aber mit bald 50 immer noch freiwillig stundenlang derart durchschütteln lässt, muss schon im positiven Sinne ein bisschen verrückt sein.“