Wieder mehr Verkehrstote

Das Polizeipräsidium Reutlingen hat seine Unfallbilanz 2015 vorgestellt

Im vergangenen Jahr sind in den Kreisen Tübingen und Reutlingen 28 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen – sechs mehr als 2014. Das hat das Polizeipräsidium Reutlingen in seiner Unfallbilanz 2015 bekannt gegeben.

26.02.2016

Das Polizeipräsidium Reutlingen hat seine Unfallbilanz 2015 vorgestellt

Tübingen/Reutlingen. Die Zahl der Verkehrsunfälle stieg im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen mit den Kreisen Esslingen, Reutlingen und Tübingen im vergangenen Jahr um fast 5 Prozent auf 28 468 an. Meist (25 070) blieb es beim Sachschaden, bei 3398 Unfällen wurden Menschen verletzt, davon 761 schwer. Das sind 33 Schwerverletzte mehr als im Jahr 2014. 3519 Personen und damit 238 mehr als im Vorjahr erlitten leichte Verletzungen. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden beträgt mehr als 352 Millionen Euro.

Während im Kreis Esslingen ein Rückgang von 14 auf vier Verkehrstote verzeichnet wurde, blieb die Zahl im Kreis Tübingen mit sieben Toten auf Vorjahresniveau. Im Kreis Reutlingen starben 21 Menschen, das sind sechs mehr als 2014. 14 Personen verunglückten als Fahrer oder Beifahrer in einem Auto, neun mit einem motorisierten Zweirad. Fünf Fußgänger starben, drei Radfahrer und der Fahrer eines Pferdegespanns.

Je schneller das Fahrzeug, desto schlimmer der Unfall

Häufigste Unfallursache (2387 Fälle) ist ein Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren. In 1977 Fällen wurde die Vorfahrt nicht beachtet, 938-mal hielten die Fahrer den Sicherheits-Abstand nicht ein. Aber: Je schwerer die Folgen, desto öfter ist zu schnelles oder nicht angepasstes Fahren die Unfallursache. Bei neun und damit fast einem Drittel der 30 Unfälle mit Todesfolge und etwa jedem vierten Unfall mit Schwerverletzten war Geschwindigkeit die Hauptunfallursache oder mitursächlich.

Nach einem leichten aber kontinuierlichen Rückgang in den vergangenen Jahren stieg die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung junger Erwachsener (18 bis 24 Jahre) 2015 erstmals wieder an: Bei 2528 Unfällen kamen sechs Menschen, davon fünf junge Erwachsene ums Leben (2014: vier). In 53 Prozent aller Unfälle waren die jungen Fahrer auch die Unfallverursacher (plus 3 Prozent) – nicht nur, aber oft auch, weil sie zu schnell unterwegs waren. Bei Geschwindigkeitskontrollen wurden 2015 mehr als 54 700 Fahrzeuge geblitzt. 15 460 Personen waren im Auto nicht angeschnallt, 5544 wurden mit dem Handy am Ohr erwischt.

Nachdem die Zahl der alkoholbedingten Unfälle über mehrere Jahre rückläufig war, ist sie 2015 erstmals wieder um 4,3 Prozent auf 365 gestiegen. In 40 Prozent der Fälle wurden Personen verletzt (55 schwer, 125 leicht), zwei Menschen starben. 175 Verunglückte hatten den Unfall selbst verursacht. 1440 Fahrer zog die Polizei wegen Alkohol aus dem Verkehr, 283 wurden wegen Fahren unter Drogen angezeigt. 32 Unfälle (zwei weniger als 2014) wurden unter Drogeneinfluss verursacht. Die meisten endeten mit einem Blechschaden.

Die Zahl der Zweiradunfälle (vom Mofa bis zum Motorrad) stieg um etwa 10 Prozent auf 744. Neun Zweiradfahrer starben (2014: 14), 171 wurden schwer verletzt (135). Zwar ging die Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer von 13 im Vorjahr auf sieben zurück, jedoch stieg die der Schwerverletzten um 26 auf 135. Knapp 60 Prozent der Unfälle haben sie selbst verursacht, in knapp 50 Prozent der Fälle waren sie allein beteiligt. 55 Prozent der Unfälle passierten, weil die Motorradfahrer zu schnell waren oder Fehler beim Überholen machten.

15-Jähriger starb auf dem Weg zur Schule

Drei Radfahrer (2014: sechs) wurden getötet, keiner von ihnen hatte den Unfall selbst verschuldet. 211 und damit 33 Radler mehr als im Vorjahr wurden schwer verletzt, 655 (+34) leicht. In fast 59 Prozent der Fälle waren die Radfahrer selbst schuld am Unfall, 30 Prozent verunglückten ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer. Die Unfälle mit Beteiligung von Elektrofahrrädern sind in den vergangenen Jahren entsprechend dem wachsenden Aufkommen gestiegen. Zum Vergleich: 2010 hatte die Polizei noch vier Unfälle verzeichnet, 2015 waren es bereits 95.

Dafür ging die Zahl der Fußgängerunfälle auf 332 zurück (2014: 353). Fünf Fußgänger starben. 2014 waren es zwei. Es gab 83 Schwerverletzte (vier weniger als 2014) und 215 Leichtverletzte (-26). Mehr als zwei Drittel der Unfälle wurden von anderen Verkehrsteilnehmern verursacht.

Kinder (unter 13 Jahren) waren an 225 Verkehrsunfällen beteiligt (+11). Es kam kein Kind zu Tode, allerdings ist die Zahl der Schwerverletzten von 41 auf 62 gestiegen. 232 Kinder kamen leicht verletzt davon. Am häufigsten verunglückten die Kinder mit dem Rad (122), als Mitfahrer im Auto (79) oder als Fußgänger (65). 85 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren kamen auf dem Weg zur Schule zu Schaden (2014: 76), die meisten verunglückten mit dem Fahrrad (52). Erstmals seit 2011 kam ein Jugendlicher auf dem Weg zur Schule zu Tode: Der 15-jährige Mofa-Fahrer war in Römerstein (Kreis Reutlingen) mit einem Laster zusammengestoßen.

Die Unfälle mit Senioren ab 65 Jahren steigen entsprechend der demografischen Entwicklung seit Jahren an. 2015 passierten 2287 Unfälle (152 mehr als 2014), bei denen 13 Menschen starben. Zwölf davon und damit mehr als ein Drittel der Gesamt-Unfalltoten waren älter als 65 Jahre. 64 Prozent der Unfälle wurden von den beteiligten Senioren verursacht.

Lastwagen waren an 1143 Unfällen beteiligt (5 Prozent mehr als 2014), neun Menschen starben. In 70 Prozent der Fälle trug der Lasterfahrer die Schuld am Unfall.

Mehr als jeder fünfte Unfallverursacher flüchtete im vergangenen Jahr von der Unfallstelle. Von den insgesamt 6070 Unfallfluchten (2014: 5662) konnte die Polizei aber jede dritte aufklären. Bei Unfällen mit Personenschaden schnappte die Polizei sogar jeden zweiten Flüchtigen.ST

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Erstellt:
26.02.2016, 20:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 39sec
zuletzt aktualisiert: 26.02.2016, 20:00 Uhr

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