Ohne Smartphone: Traum oder Alptraum?

Dann könnte die Diagnose nämlich Nomophobie lauten. Sie können mit diesem Wort nichts anfangen? Das

Stellen Sie sich vor, Sie sind ohne Handy oder Smartphone unterwegs. Wenn Sie jetzt Herzrasen, Schweißausbrüche und rote Flecken im Gesicht bekommen, sollten Sie unbedingt weiterlesen.

28.06.2016

Dann könnte die Diagnose nämlich Nomophobie lauten. Sie können mit diesem Wort nichts anfangen? Das

Dann könnte die Diagnose nämlich Nomophobie lauten. Sie können mit diesem Wort nichts anfangen? Das ist völlig in Ordnung, bitte greifen Sie jetzt nicht sofort zum Mobiltelefon, um im Internet zu recherchieren, sonst wird‘s wirklich bedenklich. Deshalb verrate ich es Ihnen: Der Begriff Nomophobie stammt aus dem Englischen und steht für „No-Mobile-Phone-Phobia“, also wörtlich übersetzt die „Kein-Mobiltelefon-Angst“. Damit bezeichnen Ärzte die Angst, mobil unerreichbar für soziale und geschäftliche Kontakte zu sein.

Gemäß einer Studie in Großbritannien waren 2012 etwa 66 Prozent aller britischen Handynutzer von Nomophobie betroffen. Hierzulande sind es vermutlich nicht unbedingt weniger.

Ein Großteil der Bevölkerung zwischen Grundschulalter und Lebensabend läuft auch in Deutschland nur noch mit gesenktem Kopf durch die Gegend, den Blick permanent aufs Smartphone in der Hand gerichtet. Die Zahl der Unfälle durch abgelenkte Fußgänger nimmt daher seit Jahren zu. Der aufrechte Gang, seit Jahrtausenden als höchste Entwicklungsstufe des Menschen gepriesen, scheint daher rückläufig, vermutlich degenerieren auch die Halsmuskeln.

Ich kenne Menschen, die legen ihr Smartphone allenfalls zur Körperpflege oder zu anderen Tätigkeiten im Haushalt, die beide Hände erfordern, aus den Fingern. Neigt sich der Akku wegen exzessiven Gebrauchs bedrohlich dem Ende zu, verfallen solche Zeitgenossen in Panik, schließlich wird dadurch vorübergehend der Zugriff auf lustige Katzenvideos und andere lebenswichtige Dinge unmöglich – ganz zu schweigen von der Online-Community, die nach zwei Stunden ohne Update glauben muss, man sei verschollen oder, noch schlimmer: offline.

Ältere Menschen aus meinem Bekanntenkreis hingegen preisen die Segnungen der Zeit der Unerreichbarkeit im Urlaub: „Mein Handy bleibt jetzt drei Wochen aus“, kündigen solche Zeitgenossen mutig an. Ein früherer Kollege wiederholt nach jeder Rückkehr in die Online-Zivilisation, das Schönste an der Zeit fern des Büros sei das Fehlen von Telefongeklingel und Mails gewesen: „Vogelgezwitscher statt Twitter – ein Traum“, berichtet der Mann.

Es scheint also tatsächlich möglich zu sein, ohne Smartphone zu überleben (googeln Sie ruhig im Netz nach Erfahrungsberichten).

Wenn Sie während der Lektüre dieses Textes mindestens fünf Mal auf Ihr Smartphone geschaut haben, rate ich allerdings zu einem Nomophobie-Selbsttest.

Bei mir selbst besteht keine Gefahr, denn ich gehöre zu denjenigen, die kein Smartphone besitzen, sondern nur ein Mobiltelefon – mit Tasten. Eine der wichtigsten davon ist der Knopf zum Ausschalten. Den haben übrigens auch Smartphones. cristina priotto

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Erstellt:
28.06.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
zuletzt aktualisiert: 28.06.2016, 01:00 Uhr

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