Wieviel Plätze braucht die Uni?
Bislang ist noch kein Ersatz für den Schiebeparkplatz an der Uni geplant
Seine Tage sind gezählt: Der Schiebeparkplatz zwischen Wilhelmstraße und Nauklerstraße wird 2018 mit Beginn der Mensa-Sanierung geräumt. Muss es einen Ersatz geben? Und wie viele Stellplätze braucht die Universität? Darüber gibt es derzeit Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung und dem Land.
Tübingen. Die letzte Parkplatzdiskussion (um das Parkhaus hinter der Augenklinik auf dem Schnarrenberg) ist kaum abgeschlossen, da wird schon wieder, an einer anderen Ecke der Stadt, die Frage aufgeworfen: Wie viele Parkplätze braucht eine Einrichtung des Landes? Dieses Mal sind es nicht Patienten, um die es geht, sondern Studenten und Lehrende, die Gebäude in der Tal-Universität nutzen.
Neben dem Parkhaus in der Brunnenstraße war das bislang bevorzugte Parkquartier der Uni-Leute der Schiebeparkplatz zwischen Wilhelmstraße und Nauklerstraße. Man brauchte zwar Geduld und Geschicklichkeit, um das Auto aus der Parklücke zu befreien. Dafür hatte dieser Platz den für Studierende unschlagbaren Vorteil: Parken war hier kostenlos.
200 bis 300 Autos finden dort Platz. Vermutlich Ende 2018 ist damit Schluss. Das Land hat beschlossen, das Areal zu überbauen. Als erstes wird dort eine provisorische Mensa gebaut, während die historische Baumgartenmensa saniert wird. Anschließend soll dort ein Wohnheim des Studentenwerks entstehen, zudem das Leibniz-Kolleg mit Bibliothek. Zuguterletzt – was 300 Autos fasst, kann auch eng bebaut werden – soll dort der Neubau des Hegelbaus entstehen. Unter dem Platz ist eine Tiefgarage geplant, die allerdings nur einen Bruchteil der bisherigen Parkplätze ersetzen kann.
Wie viele Parkplätze das Land als Hausherr zur Verfügung stellen soll, das regelt für alle Uni- und Klinikumsgebäude ein so genannter Stellplatz-Atlas. Dieser wurde vor 30 Jahren erstellt und seither von Stadt und Land ständig überarbeitet, sagt der Leiter des Amtes für Vermögen und Bau, Bernd Selbmann und versichert: Das Land werde für die baurechtlich notwendigen Stellplätze investieren.
Sind Stellplätze da,
fahren die Leute Auto
Doch was das konkret bedeutet, wie viele Plätze dann tatsächlich gebaut oder ausgewiesen werden, darüber könne man derzeit keine Aussage machen. Denn Uni und Stadtverwaltung wollen die bisherige Berechnung (pro Gebäude und Quadratmeter) umstellen auf eine baurechtlich ebenfalls zulässige Berechnung pro Nutzer. Für Mensa oder Uni-Bibliothek müssten dann keine eigenen Plätze ausgewiesen werden, weil man davon ausgeht, dass deren Nutzer dieselben sind, die auch Seminare im Brechtbau oder in der Neuen Aula besuchen.
Die Zahl der Studierenden in Tübingen ist anhaltend hoch und lag im Wintersemester bei rund 28000. Immer mehr Studierende pendeln zudem von außerhalb ein. Im Gegensatz zur Stuttgarter Universität in Vaihingen, die von der Autobahn auf kurzem Weg zu erreichen ist, hat Tübingen eine in die Stadt integrierte Universität. „Alle, die mit dem Auto einpendeln, fahren vorher durch die Weststadt und durch Lustnau“, so Soehlke. Die Stadt wolle deshalb generell auf eine Verbesserung des Verkehrskonzepts rund um die Universität drängen.
Auch auf der Morgenstelle ist mit der Campuserweiterung im Süden ein großer Parkplatz (800 Stellplätze) weggefallen. Ersatzweise wurden 130 Plätze hinter dem Blockheizkraftwerk im Norden der Morgenstelle geschaffen. Zudem gibt es noch das Parkhaus in Richtung Rosenau, andere Autobesitzer sind auf die Parkstreifen entlang der Schnarrenbergstraße ausgewichen. Die Universität bietet ihren Mitarbeitern jetzt auch ein vergünstigtes Job-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr an.
Während das Land im Tal bislang kein weiteres Parkhaus plant, will Selbmann auf der Morgenstelle ein solches mittelfristig nicht ausschließen, wenn das Quartier weiter wachse. Derzeit werden auf der Morgenstelle das Geo- und Umweltzentrum so wie das Interfakultäre Institut für Biochemie neu gebaut.
Planungsausschuss berät im Juni über Stadtentwicklung im Uni-Viertel
Die Tal-Universität wird sich in den kommenden Jahren stark verändern. Mit den Plänen von Land und Uni wird sich der Planungsausschuss der Stadt Ende Juni auseinandersetzen. Zweieinhalb Stunden seien für Präsentation und Diskussion eingeplant, sagte Tübingens Baubürgermeister Cord Soehlke. Zur Sprache kommen die (Neu-) Baupläne entlang der Wilhelmstraße, im Altklinikum – dort wird zum Beispiel die jetzige Augenklinik künftig das Asien-Orient-Institut beheimaten –, das Areal rund um die Baumgartenmensa und die Pläne für die Erweiterung der Zentralen Verwaltung am Alten Botanischen Garten. Das alles soll in einen Rahmenplan eingebettet werden. Das Land werde seine Planungen vorstellen, die Stadt ihre Interessen formulieren, so der Tübinger Baubürgermeister Cord Soehlke. Man werde über wichtige Eckpunkte diskutieren, etwa die Frage, wo es Architektenwettbewerbe geben soll. Ein solcher ist zum Beispiel für die Bebauung auf dem Schiebeparkplatz in der Diskussion. Außerdem soll diskutiert werden, wo eine Planungswerkstatt und eine Form der Bürgerbeteiligung angebracht wären.