Zahlen, weil Plan B fehlt

Bauhof von Dettenhausen und Waldenbuch könnte rund 400 000 Euro mehr kosten

Die Vertreter der Freien Wähler im Dettenhäuser Gemeinderat wollten die höheren Kosten des Bauhofs nicht so einfach akzeptieren. Sie installierten wieder einen Kostendeckel.

22.07.2016

Von Mario Beisswenger

Dettenhausen. „Typisch öffentlich Hand: Alles wird teurer.“ Auf diese kurze Bemerkung brachte Armin Löffler (FWV) die Kostensteigerung beim Bauhof-Neubau. Am Mittwochabend traf sich der Gemeinderat, um sich mit den Zahlen zu befassen und den Kostendeckel anzuheben, den das Gremium vor eineinhalb Jahren beschlossen hatte (siehe Info-Box).

Besonders die Räte der Freien-Wähler-Fraktion waren offensichtlich sauer. Löffler etwa befürchtet ein schlechtes Außenbild und fühlte sich auch in seiner Rolle als Gemeinderat in Frage gestellt. Er wolle seinen Job als Kontrolleur der Gemeindefinanzen gut machen, müsse sich auf Kostenberechnungen als Entscheidungsgrundlage verlassen können. Da habe er nun Zweifel: „Wie kann ich dem Papier vertrauen“, fragte er bei den aktuell vorgelegten Zahlen.

Punkte offenbar

nicht berücksichtigt

Der Planer Andreas Hartmaier musste sich selbst von der Gemeindeverwaltung „nicht berücksichtigte Punkte und Fehleinschätzungen“ vorwerfen lassen. Er erläuterte aber detailliert, wie die zusätzlichen Kosten zusammenkamen.

Ziemlich daneben lag sein Münsinger Büro bei der Summe, die für den Bodenaushub an Deponiegebühren anfallen. Hartmaier kalkulierte mit 18 Euro pro Kubikmeter, wie er es aus anderen Kreisen kennt. Er musste nun aber bei 6000 Kubikmeter Aushub 29 Euro als realitätsnäher einsetzen (andere Steigerungen siehe Infobox).

Ingomar Teltschik (FWV) wollte wegen der Mehrkosten eine Kon-trollinstanz einbauen, etwa einen zusätzlichen Kostensteuerer. Denn wie andere in der Fraktion vermisste er Vorschläge, wie sich Geld sparen ließe. Bei seinem Vorschlag, Preise nachzuverhandeln, vergaß er aber die Regeln des öffentlichen Vergaberechts.

Öffentliche Hand an

Ausschreibung gebunden

Da musste Bürgermeister Thomas Engesser erklären, dass die öffentliche Hand schon an Ausschreibungsergebnisse gebunden sei. Er bedauerte, dass die Verwaltung mit nicht belastbaren Zahlen den Gemeinderat vor mehr als einem Jahr informiert hatte. „Da sind wir zu früh mit den Kosten reingegangen.“

Die rege Debatte im Gremium verfolgten die Stadträte aus Waldenbuch, die samt Bürgermeister zur Sitzung eingeladen waren. Die Mehrkosten von rund 400 000 Euro traf sie augenscheinlich nicht in dem Maße wie die Kollegen aus Dettenhausen.

„Der Zweckverband für den Bauhof ist ein Erfolgsmodell. Das wollen wir erhalten“, sagte etwa Karl Rebmann (CDU). Sein Dettenhäuser CDU-Kollege Reinhold Halder brachte dagegen ins Spiel, dass ein weiterer Anstieg der Ausgaben Folgen haben müsse. „Ohne Konsequenzen brauch’ ich keinen Kostendeckel.“

Bauhof am alten

Standort wäre die Folge

Unausgesprochen blieb, dass die Folge wohl wäre, den Bauhof am alten Standort zu belassen. „Der Plan B wäre die Katastrophe“, erkannte da Manfred Aberle: Das Grundstück ist schon verkauft, die Sanierung der alten Gebäude gilt als unwirtschaftlich, Effizienzgewinne am neuen Standort fielen weg.

Einen Plan B fasste das Dettenhäuser Ratsgremium dann auch nicht ins Auge. Aber auf Antrag und mit Unterstützung der Freien Wähler kam ein neuer Kostendeckel aufs Projekt. Löffler schlug 3,5 Millionen vor. Wie hoch die Kredite steigen dürfen, die der Zweckverband für den Bauhof aufnehmen darf, legte das Gremium nicht mehr fest.

Ob sich die Runde nochmals treffen muss, wenn der neue Deckel gelupft wird, stellt sich heraus, wenn die Ergebnisse der Ausschreibung bis im November vorliegen.

Bislang geht die Gemeindeverwaltung davon aus, dass im Frühjahr 2017 Baubeginn für den neuen Bauhof ist.

Der alte Deckel und wie es ihn lupfte

2,885 Millionen Euro und nicht mehr sollte derneue gemeinsame Bauhof von Waldenbuch und Dettenhausen kosten. Das beschloss der Gemeinderat von Dettenhausen im Dezember 2014.

Mit typischen Preisen der letzten Monate und Puffer berechnet, könnte das neue Gebäude nebst Außenanlagen an der Erschließungsstraße des Gewerbegebiets vor Waldenbuch nun 3,3 Millionen kosten.

Die Kostentreiber sind: Nicht einkalkulierte allgemeine Steigerung der Baukosten von etwa 50 000 Euro und ein jetzt einkalkulierter Risikozuschlag von rund 75 000 Euro. Das Landratsamt Böblingen machte nicht erwartete Auflagen, die sich auf 120 000 Euro summieren. Dazu zählt eine aufwändige Entwässerung und die komplette Abdichtung des Betriebshofes, die fachmännische Untersuchung des Aushubs auf Altlasten oder ein Stahlbetondach plus Begrünung auf den Schüttgutboxen. Den Baugrund mit anstehendem Fels baureif zu machen, ist mit gut 90 000 Euro kostspieliger als gedacht.

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Erstellt:
22.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 22.07.2016, 01:00 Uhr

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