Sonderbeauftragter

Bahn frei für Gerhard Schnaitmann

Land setzt den Tübinger Experten als Qualitätsmanager für den regionalen Schienenverkehr ein. Seine Aufgabe: Fehlerquellen identifizieren.

04.02.2017

Von DOMINIQUE LEIBBRAND

Gerhard Schnaitmann soll dabei helfen, das Bahnchaos im Großraum Stuttgart zu beheben. Foto: Ferdinando Iannone

Gerhard Schnaitmann soll dabei helfen, das Bahnchaos im Großraum Stuttgart zu beheben. Foto: Ferdinando Iannone

Stuttgart. Gerhard Schnaitmanns Ruhestand hat gerade einmal vier Wochen gedauert. Als er diese Woche einen Anruf von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erhielt, schmiss der Tübinger seinen „Job“ als Rentner wieder hin. Ab sofort ist der 65-Jährige „Sonderbeauftragter des Landes für Qualität im regionalen Schienenverkehr“. Der Posten wurde vor dem Hintergrund der anhaltenden Beschwerden über chaotische Zustände im regionalen Schienenverkehr geschaffen. Im Land fielen allein in den ersten vier Wochen des Jahres 478 Züge ganz und 472 teilweise aus. Der Großraum Stuttgart ist besonders betroffen.

Schnaitmann soll in den kommenden drei Monaten Schwachstellen in den Abläufen der Bahn identifizieren und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Sein Job sei es außerdem, der zuständigen DB Regio AG quasi ständig „auf die Füße zu stehen“, sagte Hermanns Sprecher der SÜDWEST PRESSE. Der Ruheständler genießt in Bahnkreisen hohes Ansehen: 1995 holte der damalige Verkehrsminister Hermann Schaufler (CDU) den grün orientierten Schnaitmann in die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, wo er 20 Jahre lang für Fahrpläne zuständig war. Zuvor hatte er als Lehrer gearbeitet, unter anderem Geografie unterrichtet.

Die drei zentralen Themen des Sonderbeauftragten sind Zugausfälle, die Pünktlichkeit und, mit Blick auf knallvolle Züge, die Behängung der Wagen. „Er wolle bei der Bahn Prozesse installieren, „die sicherstellen, dass man reagieren kann“. Wenn beispielsweise abends klar sei, dass es an Wagen oder Personal fehle, müsse die Bahn in der Nacht handeln. Es müssten zudem verstärkt sogenannte Dispo-Einheiten als Ersatz für ausgefallene Züge eingesetzt werden, und an Brennpunkten will der Bahnexperte flankierend zum Zugverkehr Sonderbusse fahren lassen. Auch müsse die Bahn die vielen maroden Wagen, die herumstünden, flott für die Schiene machen. „Diese Hand-in-den-Mund-Fahrerei muss ein Ende haben.“

Die größten Probleme sieht Schnaitmann aktuell auf der Frankenbahn, die Stuttgart über Heilbronn mit Würzburg verbindet, sowie auf der Filstalstrecke zwischen Ulm und Stuttgart. Dort müsse man zunächst gegen Zugausfälle vorgehen. Dann könnten die weiteren Qualitätsmängel wie die Pünktlichkeit bearbeitet werden.

Das Verkehrsministerium als Auftraggeber sieht Schnaitmann als Unterstützung für die Bahn, die jetzt liefern müsse. „Die Bahn muss ihre Vertragspflicht sofort erfüllen.“ Man behalte sich weitere juristische Schritte vor, um das Verkehrsunternehmen an diese Vertragspflicht zu erinnern. „Wir haben da durchaus noch Instrumente und werden den Druck erhöhen“, so der Sprecher. Mit deutlichen Worten will auch der neue Sonderbeauftragte nicht sparen, setzt an sich aber auf einen guten Dialog mit der Bahn.

In spätestens drei Monaten, so die Hoffnung, soll der Normalbetrieb auf den Problemstrecken wieder hergestellt sein. Dann könnte Schnaitmann seinen Ruhestand doch noch antreten. Pläne hat er: So ist er unter anderem Reserve-Lokführer auf der Schwäbischen-Alb-Bahn.

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Erstellt:
04.02.2017, 06:10 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 21sec
zuletzt aktualisiert: 04.02.2017, 06:10 Uhr

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