Sechs Monate Blechpolonäse
B27-Großbaustelle in Ofterdingen zeigt: Zäher Verkehr wird bis Herbst zum steten Begleiter
Seit gestern ist die B 27 durch Ofterdingen Richtung Tübingen für ein halbes Jahr gesperrt. Der Verkehr wird nun über Mössingen und Nehren umgeleitet. Schon jetzt ist eine herbe Leidenszeit absehbar.
Steinlachtal. Das empfindlichste Nadelöhr sind wohl die Kreisel am Mössinger Ortseingang: Das zumindest legt der erste Tag der Großbaustelle an der Ofterdinger B 27 nahe. Gestern begannen die Arbeiten am Asphalt der Bundesstraße, seit gestern ist auch die Ortsdurchfahrt Ofterdingen Richtung Tübingen gesperrt. Der gesamte Verkehr aus Richtung Hechingen wird für voraussichtlich knapp sechs Monate über Mössingen und Nehren umgeleitet. Schon früh hat das Regierungspräsidium Tübingen Anwohner und Verkehrsteilnehmer über die Dauerbaustelle informiert – denn dass die ganze Sache kein Zuckerschlecken wird, war den Planern von Anfang an klar.
Vom Ortsausgang Nehren über den ersten Kreisel am Edeka-Center bis zum zweiten Kreisel Richtung Nehren rollten die Autos in der Rush-Hour gestern langsam, Stoßstange an Stoßstange. Vor allem für Berufspendler wird die Umleitung künftig zur täglichen Nervenschlacht, das ist absehbar. Schon bisher war die einspurige Ortsdurchfahrt Ofterdingen der unbeliebteste Teil der B 27 zwischen Hechingen und Tübingen. Die dort ganz alltäglichen Verzögerungen sind indes nichts gegen das, was nun auf der Ausweichstrecke droht.
Rund 24 000 Fahrzeuge, das ergab eine Zählung im Jahr 2010, sind werktags auf der hiesigen B 27 in beide Richtungen unterwegs. Spezielle Zahlen zur Stoßzeit am Vormittag und Abend gibt es zwar nicht. Das Regierungspräsidium Tübingen (RP) kann aber immerhin mitteilen, dass bislang in den Tages-Stunden (6 bis 18 Uhr) gute 1400 Fahrzeuge durch Ofterdingen fuhren – pro Stunde. Logisch, dass diese die jetztige Umleitungsstrecke vor allem im Berufspendler-Verkehr zum Ächzen bringen. „Die Unterschiede im Aufkommen zu den übrigen Tageszeiten sind deutlich“, sagt Mössingens Fachgebietsleiter Verkehr, Kurt Räuchle. Er hat, wie auch die Planer vom RP, mit starken Behinderungen gerechnet – und zeigte sich gestern froh, „dass es immerhin rollt.“
Steffen Fink, Sprecher für Verkehrsfragen beim RP, schließt nicht aus, dass der Pendler-Stau noch heftiger wird, wenn die Pfingstferien zuende gehen. Andererseits weisen Verkehrs-Analysen ausgerechnet für die B27 oft sogar höhere Auto-Mengen gerade in der Urlaubszeit aus. RP-Sprecher Fink ergänzt, dass es zudem die Erfahrung gibt, dass sich Fahrzeugmassen besser verteilen, wenn Autofahrer erst eine gewisse Erfahrung mit einer Dauerbaustelle gemacht haben. „Wenn eine solche Baustelle beginnt, stellen sich viele Autofahrer erst nach einer gewissen Zeit darauf ein“, so Fink: „Manche fahren dann früher los oder später, nutzen möglicherweise ihre Gleitzeiten. Oder sie nehmen eine andere Route. Das alles kann für Entlastung sorgen.“
Lernen müssen Autofahrer zum Beispiel, mit den sporadischen Entlastungs-Angeboten auf der Strecke umzugehen. Eines davon ist ein Rechtsabbieger-„Bypass“ vor dem Riethäcker-Kreisel – aus Richtung Ofterdingen nach Bästenhardt (siehe Bilder oben). Am gestrigen Dienstag war der noch kaum genutzt. Abbieger ins Einzelhandels-Zentrum fuhren viel zu oft noch wie alle anderen Verkehrsteilnehmer wie früher über den gewohnten Kreisel.