Genaueres kostet was

Zahn aus dem Baggersee im Schrank verstaut

03.06.2016

Über 20 Zentimeter lang, über zwei Kilo schwer: der Zahn eines Mammuts oder Europäischen Waldelefanten, den Stefan Hecht im Baggersee in Kiebingen fand. Oben, zum Zollstock hin, ist die Kaufläche, unten der Wurzelbereich. Bild: Hecht

Über 20 Zentimeter lang, über zwei Kilo schwer: der Zahn eines Mammuts oder Europäischen Waldelefanten, den Stefan Hecht im Baggersee in Kiebingen fand. Oben, zum Zollstock hin, ist die Kaufläche, unten der Wurzelbereich. Bild: Hecht

Vergangene Woche berichtete das TAGBLATT von einem über zwei Kilo schweren Zahn, den der Tübinger Stefan Hecht im Kiebinger Baggersee gefunden hat. Nach der Untersuchung durch Inmar Werneburg, den Kurator der paläontologischen Sammlung des Geologischen Instituts in Tübingen blieb die entscheidende Frage ungeklärt: Handelt es sich um den Backenzahn eines Mammuts oder ist es der eines Europäischen Waldelefanten? Und wie alt ist das Fundstück wohl? 10 000 Jahre, 30 000 Jahre oder vielleicht noch viel älter?

Der Grund für diese Ungewissheit ist, dass der Zahn laut Werneburg von einem Jungtier stammt und noch nicht so abgewetzt ist, dass sich die Art genau bestimmen lässt. Jedenfalls nicht von ihm, sagt der promovierte Evolutionsbiologe, der selber viel über Schildkröten geforscht hat. „Da müsste man Experten ranholen, die wir hier nicht haben.“

So bedeutend ist Stefan Hechts Fund aus dem Kies des Kiebinger Baggersees nach Auskunft Werneburgs nicht. Mammutzähne wurden im Neckartal schon einige gefunden, und auch die des Europäischen Waldelefanten kamen bereits mehrfach vor. In die Ausstellung der paläontologischen Sammlung kommt der Zahn jedenfalls nicht, denn „wir haben viel schönere Sachen“, so der der Kurator. „Da nehmen wir nur die allergrößten und tollsten Stücke.“

Auch eine Radiocarbon-Untersuchung (C 14-Methode) zur Altersbestimmung des Zahns kommt laut Werneburg nicht in Frage, denn sowas „wird extrem teuer“. Wie teuer, das verriet Susanne Lindauer vom Mannheimer Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie dem TAGBLATT: 350 bis 400 Euro kostet so eine Altersdatierung. Für die Wirtschaft ein Klacks, aber für die Wissenschaft, die um jeden Cent kämpfen müsse, sei das viel Geld, so Lindauer.

Der gewaltige Jungtier-Molar liegt nun im Schrank, für den Fall, dass sich doch eines Tages jemand eingehender damit befassen möchte. Oder sich ein oder mehrere Spender finden, die sich den Genuss des genaueren Wissens etwas kosten lassen.

Prähistorische Zähne seien früher beim Baggersee Bischoff öfter gefunden worden, hieß es kürzlich in einem Leserbrief. Doch seien sie angeblich nach dem Auffinden in kurzer Zeit zerfallen. Für Laien klingt das etwas nach einem Vampir, der Sonne abbekommen hat. Wissenschaftler Werneburg sagte gestern, er könne dazu ohne genauere Kenntnis der Umstände gar nichts sagen. Es komme drauf an, in welcher Art von Untergrund der Zahn lag und wie er hinterher gelagert wurde, sagte er dann doch. Hete Henning

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Erstellt:
03.06.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
zuletzt aktualisiert: 03.06.2016, 01:00 Uhr

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