Rico, Oskar und die Tieferschatten

2000 Euro müssen Eltern dem so genannten Schnäppchen-Entführer zahlen, dann bekommen sie ihr Kind am Stück zurück ? andernfalls eben nach und nach. Letzteres will die allein erziehende Mutter (Karoline Herfurth) gegenüber ihrem Sohn nicht vertiefen; der Junge hat es auch so schon schwer genug. Rico ist nicht der Hellste, er selbst nennt sich tiefbegabt. Wegen seiner Marotten, zum Beispiel sammelt und analysiert er den Müll vor der Haustür, hat er auch keine Freunde.

Dann läuft ihm eines Tages der ebenfalls ziemlich einsame Oskar über der Weg. Der Knirps ist so ängstlich, dass er beim Spazierengehen einen Sturzhelm trägt. Doch kaum haben die beiden Einzelgänger Freundschaft geschlossen, wird Oskar zum nächsten Opfer des Kidnappers. Und weil dessen Vater sich weigert, dass läppische Lösegeld zu bezahlen, macht sich Rico selbst auf die Suche nach dem Schurken. Der muss, so viel steht bald fest, im Mietshaus des Buben wohnen. In Frage kommen der kauzige Marrak (Axel Prahl), der ständig riesige Säcke durchs Treppenhaus schleppt, oder der mürrische Fitzke (Milan Peschel), aus dessen Wohnung es verdächtig müffelt.

Die Verfilmung des Jugendbuchs von Andreas Steinhöfel verknüpft auf intelligente, spannende und amüsante Art Außenseiter-Geschichte und Kinderkrimi. Die liebevolle Zeichnung des Berliner Kiezes, in dem die Jungs wohnen, erinnert an „Emil und die Detektive?, der unaufdringliche Blick auf die Lebensumstände benachteiligter Jugendlicher an die „Vorstadtkrokodile?. Ganz modern sind dagegen die surrealen Bilder, mit denen Regisseurin Neele Vollmar die emotionale Verwirrung Ricos visualisiert. Eine schöne ,lebensnahe Alternative zum gerade gängigen deutschen Jugendfilm mit seinen überkandidelten Geschichten über wilde Fußballer und Rennfahrer.

Spannender Kinderkrimi, der auch die Alltagssorgen seiner jungen Helden ernst nimmt.