Triathlon

Für viele Sieger ein Heimspiel

Auf der olympischen Distanz dominiert der Nachwuchs. Im Bundesliga-Sprint siegen der Franzose Felix Duchampt und die Australierin Emma Jackson.

06.08.2017

Von Bernhard Schmidt

Kehrtwende zur letzten Runde für die Bundesliga-Akteure: Wieder war vor der Altstadtfront der Zuschaueransturm am größten. Bild: Ulmer

Kehrtwende zur letzten Runde für die Bundesliga-Akteure: Wieder war vor der Altstadtfront der Zuschaueransturm am größten. Bild: Ulmer

Spitzen- wie Breitensportler hatten es gestern optimal erwischt: Wie schon die Jahre zuvor lachte zum Tübinger Mey-Generalbau-Triathlon wieder meist die Sonne, heuer entsprachen auch die Temperaturen ganz den Vorstellungen der Athleten. Nur über die Qualität des Neckarwassers gab’s unterschiedliche Ansichten: Den einen war’s zu kalt, einige kämpften mit dem Algen-Überhang, die meisten wussten das Neckarbad aber zu schätzen.

Auch Felix Duchampt, der Sieger im Bundesliga-Sprint aus Frankreich, fror auf der 750 Meter langen Strecke im Neckar. Erst im Radsattel auf der 20 Kilometer-Piste den Schönbuch hinauf und wieder runter kam er in Fahrt. „Und am allerbesten lief’s durch die Altstadtgassen“, sagte der für den AST Süßen startende Dreikämpfer. Im dritten Bundesliga-Anlauf der erste Sieg – Duchampt war glücklich und will sich auch im kommenden Jahr wieder in den Neckar stürzen.

Der Zweite, der für den TV Mengen startende Valentin Wernz, fand die Radstrecke zur Kälberstelle nicht sonderlich spannend, die 5 Kilometer lange Laufstrecke durch die Altstadt sei ihm aber entgegengekommen. „Die Stimmung war großartig“, sagte der Tuttlinger, lautstark unterstützt von der Familie und Freunden. Ein Heimspiel hatte auch Anja Knapp im Sprintwettbewerb der Frauen. Die für Witten startende Erms-Dettingerin, nach einer Fußverletzung gerade wieder im Wettkampf-Modus, hatte schon auf dem Rad Schmerzen, auf der Laufstrecke erst recht. „Dafür ist’s aber ganz gut gelaufen“, sagte die 28-jährige Kaderathletin, die auf dem siebten Platz landete.

Zweite wurde Olympia-Starterin Anne Haug vom Top-Team TV Buschhütten, die nur der Australierin Emma Jackson den Vortritt lassen musste. Nach Hüftbeschwerden hatte die 34-Jährige ein halbes Jahr pausieren müssen, war daher mit dem zweiten Platz mehr als zufrieden. Auch der dritte Auftritt in Tübingen habe ihr gefallen. „Es war ein super Wettkampf mit einer ganz tollen Kulisse am Neckar.“

Gleich nach dem Start über die Schnupperdistanz (siehe die Reportage unten) waren die vielen Ausdauer-Triathleten auf die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Rad, 10 km Lauf) gegangen. Im Staffel-Wettbewerb sicherte Schlussläufer Tim Lange, im vergangenen Jahr noch fürs Bundesliga-Team Buschhütten unterwegs, dem Tübinger „Team webtronic“ mit der starken Schwimmerin Carolin Degenhardt und dem Rennradler Jens Kallenbach (LG Steinlach-Zollern) den Sieg. Besonders stolz war Lange darauf, dass sein gemischtes Trio auch die reinen Männerteams hinter sich ließ. „So hat sich das harte Wintertraining ausgezahlt“, sagte Lange.

Den Einzelsieg über die olympische Distanz holte sich der 19-jährige Nicolas Mehrer, eines der größten Talente der LG Steinlach-Zollern. Womit er sogar den prominenten Teamkollegen Michael Göhner hinter sich ließ. „Ich bin noch ganz perplex“, sagte Mehrer nach dem Zieldurchlauf. Göhner, 2009 mit Bestzeit Sieger beim Roth-Ironman, haderte nicht lange: „Ich habe in allen drei Disziplinen noch Nachholbedarf“, sagte der einstige Triathlon-Profi, der erst 2016 nach einer langwierigen Fußgelenksverletzung wieder eingestiegen war. „Wir sind bei der LG gut aufgestellt. Es macht einfach Spaß, mit den Jungen zu trainieren.“

Siegerin bei den Frauen war die erst 18 Jahre alte Abiturientin Eva Estler. Sie lag schon nach der Wasserschlacht im Neckar im Frauenfeld rund zehn Sekunden in Front, vergrößerte dann ihren Vorsprung entscheidend im Sattel beim Aufstieg hinauf zur Kälberstelle. So hatte sie nach ihrer Paradedisziplin bereits 40 Sekunden Vorsprung. Und so wurde die Laufstrecke zur Kür. Die Zwischenzeiten übermittelte ihr immer wieder der Papa Eberhard Estler, unter anderem der medizinischer Betreuer beim Tübinger Nikolauslauf. Der Dreikampf hat der Nachwuchstriathletin jedenfalls gefallen: „So ein Heimwettkampf macht Spaß. Es gibt so viele Zuschauer, die dich kennen und dich anfeuern.“

OB Palmer mit erweiterter Wechselzone

„Ich hab den Dubberles-Preis verdient!“ Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer ging nach seinem verpatzten Start über die Schnupper-Distanz (200 Meter Schwimmen, 10 Kilometer Rad, 2,5 km Lauf) hart mit sich ins Gericht. Weil er in seinen Startunterlagen klare Infos vermisste, hatte er sich vor dem Dreikampf mit seinem Rad in die falsche Reihe gestellt und stand wie viele andere hilflos in der Schlange an der Neckarbrücke. Unter Zeitdruck geraten stellte er kurzerhand sein Rad in der Mühlstraße ab – und kam so gerade noch rechtzeitig zum Sprung in den Neckar. Richtig Zeit verlor Palmer dann beim langen Weg zum Rad und zurück in die Wechselzone. Zu allem Unglück hatten die Streckenposten mittlerweile den Wendeposten auf der Höhe von Bebenhausen abgeräumt. Tübingens Oberbürgermeister hatte aber trotzdem seinen Spaß: „Es ist einfach toll: die Aufmunterung, der Beifall und die Musik auf der Neckarbrücke.“

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Erstellt:
06.08.2017, 20:30 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 17sec
zuletzt aktualisiert: 06.08.2017, 20:30 Uhr

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