Mit Engelszungen

Entwicklungshilfe für den Heidengraben

Die Region beherbergt einen archäologischen Schatz, den allerdings die wenigsten kennen: Der so genannte Heidengraben auf den Gemarkungen der Alb-Dörfer Grabenstetten, Hülben (Kreis Reutlingen) und Erkenbrechtsweiler (Kreis Esslingen) ist ein Kulturdenkmal von europäischem Rang, denn dort stand die größte befestigte Siedlung der keltischen Zeit.

24.05.2016

Von Thomas de Marco

Allerdings wissen die wenigsten Menschen um dieses Alleinstellungsmerkmal. Denn es sind zwar knapp zehn Kilometer der einstigen Befestigungsanlagen noch gut zu sehen, doch diese Zeugnisse aus dem 1. Jahrhundert vor Christus erschließen sich den Besucherinnen und Besuchern nur sehr schwer. Schließlich erstrecken sich die Reste des einstigen keltischen Oppidums auf einer riesigen Fläche von 17 Quadratkilometern. Doch nun soll das Interesse der Öffentlichkeit geweckt und die Reste der prähistorischen Siedlung durch ein Besucher- und Informationszentrum erlebbar gemacht werden.

Dieses „Erlebnisfeld Heidengraben“ wird mit innovativer Technik den Zugang zur ehemaligen keltischen Siedlung ermöglichen, erklärt Gerd Stegmaier, der an der Uni Tübingen einen Lehrauftrag für Ur- und Frühgeschichte hat und außerdem eine 50-Prozent-Stelle als Wissenschaftlicher Referent der Region am Heidengraben bei der Gemeinde Hülben besetzt. Die Besucher können sich im Informationszentrum Smartphones oder Tablets ausleihen, auf denen geführte Touren entlang des Keltenerlebnispfads gespeichert sind.

Ein Vorteil dieser „Augmented Reality“ (virtuell erweiterte Realität): Die Macher des Erlebnisfelds müssen baulich so wenig wie möglich in die Landschaft eingreifen, erklärt Stegmaier. Wer sich für die Lebenswelt der Kelten interessiert, kann sich im geplanten Besucherzentrum, das 2019 eröffnet werden soll, zunächst in einem 360-Grad-Panorama einen Überblick verschaffen. 4,5 Millionen Euro werden für das Projekt veranschlagt.

Um dem Heidengraben auf seinem Weg zum Erlebnisfeld einen besonderen Impuls zu geben, hat das Landesamt für Denkmalpflege seine Sonderausstellung „Das Geheimnis der Keltenfürstin“ nach Hülben geschickt. Damit wird eine Brücke zwischen den beiden wichtigsten Fundplätzen der keltischen Zeit in Baden-Württemberg geschlagen: Vom frühkeltischen Fürstensitz Heuneburg an der oberen Donau, wo das Grab gefunden wurde, zum Heidengraben. „Wir wollen zeigen, welche Highlights die Forschung setzen kann“, sagt Nicole Ebinger-Rist, Chefrestauratorin vom Landesamt, die für das Fürstinnengrab zuständig ist. „Solche Funde haben etwas Magisches. Je populärer diese werden, um so einfacher ist es, Öffentlichkeit, Politiker und Sponsoren für ein Projekt wie das Erlebnisfeld zu gewinnen.“

Auch die Erforschung des Heidengrabens soll durch die Schau einen Schub bekommen. Die archäologische Untersuchung der Heuneburg habe im Vergleich einen großen Vorsprung, „an den Heidengraben hat sich lange Zeit niemand so richtig rangetraut“, sagt Stegmaier. Ob denn ein so spektakulärer Fund wie das Fürstinnengrab auch in Hülben, Grabenstetten oder Erkenbrechtsweiler möglich wäre, wird er oft gefragt. „Ich denke schon, dass es auch hier das Potenzial für den Fund eines Grabs aus der Oberschicht gibt“, erklärt der Ur- und Frühgeschichtler. „Da steckt noch viel im Boden.“ Der Heidengraben solle aber nie zu einer Konkurrenz für die Heuneburg werden, betont Stegmaier: „Wir wollen vielmehr gemeinsam in die Zukunft gehen und das kulturgeschichtliche Erbe für die Bevölkerung zugänglich machen.“

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Erstellt:
24.05.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 23sec
zuletzt aktualisiert: 24.05.2016, 01:00 Uhr

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