Ein Chanson für dich

Ein Chanson für dich

Isabelle Huppert spielt einen in der Versenkung verschwundenen Schlagerstar, der auf der Bühne und in der Liebe ein Comeback wagt.

04.04.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Ein Chanson für dich

Erinnert sich noch wer an Inge Brück, Ireen Sheer oder Bianca Shomburg? Sie alle nahmen mal für Deutschland am Eurovision Song Contest teil – und verschwanden danach in der Versenkung. Von einem solchen Schicksal erzählt, übertragen auf französische Verhältnisse, der belgische Regisseur Bavo Defurne.

Keine Geringere als Isabelle Huppert spielt die (fiktive) Sängerin Laura, die nach 15 Minuten Ruhm in der Glanzzeit von Abba ins Bodenlose stürzte, konkret: ans Fließband einer Wurstfabrik in der Provinz. Neben den Fans sind ihr auch alle Freunde abhanden gekommen, und so sitzt sie abends allein in ihrer Wohnung, schaut Quizshows und trinkt Schnaps aus Kaffeetassen.

Als sie ein 40 Jahre jüngerer Kollege (Kévin Azaïs) auf ihre Vergangenheit als Schlagersternchen anspricht, ist Liliane, wie sie eigentlich heißt, hin- und hergerissen. Einerseits will sie von den glamourösen Zeiten nichts mehr wissen, andererseits ist sie schon ein wenig stolz, dass sie nach Jahren auf dem Abstellgleis wieder umgarnt wird. Nach einigem Hin und Her stürzt sie sich in eine Affäre mit dem Jungspund, der noch bei seinen Eltern wohnt, und lässt sich von ihm sogar breitschlagen, auf einer Vereinsfeier den alten Hit zu singen.

Zwei Fragen wollen in der restlichen Filmstunde beantwortet sein: Wird aus den beiden trotz des enormen Altersunterschieds (der freilich nie explizit erwähnt wird) ein richtiges Paar? Und gelingt Liliane ein Comeback im großen Stil? Die Antworten verabreicht Regisseur Defurne mit maximaler Behäbigkeit.

Brav, mitunter fast mechanisch werden die Stationen einer Romanze mit Hindernissen abgearbeitet. Gäbe es nicht die eingestreuten Schlager (von der US-amerikanischen Band Pink Martini) und die ein oder andere bildliche Extravaganz, würde man als Zuschauer glatt wegdämmern.

Isabelle Huppert gönnt man nach ihrer vermutlich anstrengenden Arbeit für die Kunstfilme „Elle“ und „Alles was kommt“ den Ausflug in die federleichte Muse von Herzen, aber derart im Schlafwandel-Modus hätte sie auch nicht unbedingt agieren müssen.

Dieser dünnen Liebesgeschichte kann beziehungsweise will auch Madame Huppert kein Leben einhauchen.

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Erstellt:
04.04.2017, 11:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 01sec
zuletzt aktualisiert: 04.04.2017, 11:00 Uhr

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