Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren
Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren
So packend, dass auch erklärte Nichtsportler mitgerissen werden.
Die Schlagzeilen dürften schon damals ziemlich zugespitzt haben: Im Jahrhundertmatch von Wimbledon, 1980, sollten „der Eisberg“ Björn Borg und John McEnroe, „der Rüpel aus New York“, gegeneinander antreten. Beliebt war auch das Bild von Feuer und Eis.
Der dänische Regisseur Janus Metz zeigt einen anderen Borg (eindrucksvolle Mischung aus Wikingergestalt und Sensibilität: Sverrir Gudnason): einen gequält wirkenden Mann, schier übermenschlichem Druck ausgesetzt. Borgs Perfektionismus, die Zwanghaftigkeit, mit der er die Bespannung seiner Tennisschläger prüft, seine maschinenmäßige Power: Darauf mögen ihn neidische Konkurrenten reduzieren, nicht aber das Kino.
Er ist der Mann allein auf dem Balkon, einer Art Felsausguck über dem Meer im superteuren Monaco. Wenig später wird er sich aus dem Tourniergeschehen verabschieden. Mit seinen langen rötlichen Haaren und den feinen Gesichtszügen gleicht er eher einem verletzlichen Rockstar als der Präzisionsmaschine, als die ihn die Welt des weißen Sports wahrnimmt.
Shia LaBeouf als McEnroe stürmt auf die Leinwand wie ein Stier, seine Aggressivität wird durch nichts gebremst. Er ist ein junger Draufgänger, der keinen Bock hat, den Druck des Business ganz alleine auszuhalten und in sich zu verschließen. Doch es ist seine impulsive Unberechenbarkeit, die die Spannung ins Geschehen bringt.
Aber der Regisseur hat mehr vor, als nur den Tenniszirkus abzubilden. Er blendet mehrfach zurück in die einsame Kindheit der beiden gegensätzlichen Stars.
Das finale Match besticht durch grandiose Kameraarbeit. Für die kompletten 20 Minuten, die das Biopic dem legendären Rasenauftritt widmet, befeuert sie eine unglaubliche psychologische Dynamik. Ein filmisches Feuerwerk setzt ein, in dem Schlag auf Schlag folgt: Nahaufnahmen der verbissenen Gesichter, Schatten und beschleunigte Bewegung, der schwerelose Aufschlag Borgs und die Quälerei, in die das Spiel ausartet – und nicht zuletzt die Einsamkeit, die beide auf dem Spielfeld wieder eingeholt hat.
So packend, dass auch erklärte Nichtsportler vom Drama der gegensätzlichen Temperamente mitgerissen werden.