Keine Nazis - wenn das fett auf der Dienstanweisung der Security steht, ist wieder Tübinger Ract-Festival. Dealer, Flaschensammler und Fahrradfahrer dürfen übrigens auch nicht rein.
Am Freitagnachmittag ging’s wieder los, musikalisch eher mit Soundchecks, aber das gab Gelegenheit, über das Gelände zu schlendern. Die Graffiti-Wände waren schon vollgesprüht, Parteien bemühten sich um zielgruppennahe politische Bildung, Partei-Stadtrat Markus Vogt forderte mit dem Bild eines Mannes, der sich eine Bierflasche reinkippte: „Oettinger stürzen“. Und in Workshops diskutierten Kleingruppen.
Mit dabei war wieder die Stiftung Weltethos. „Was geschieht, wenn du einem Unbekannten eine Minute lang in die Augen schaust?“, fragte diese die Vorbeikommenden. Matten und Stühle lagen und standen bereit, als Gegenüber patzierten sich Helferinnen wie Daniela Neu. Vor ihrer Premiere im letzten Jahr war sie skeptisch gewesen: „Ich hatte soviel Angst. Aber die Erfahrung war so ein Hammer.“ Ziel des Experimentes sei es, „menschliche Begegnung wieder in den Vordergrund zu stellen.“ Denn: „Der Augenkontakt ist der Kern der menschlichen Begegnung. Man macht nicht den üblichen Smalltalk, man muss sich nicht darstellen – es ist eine ganz andere Ebene. Man sieht das tiefere Menschliche – manche würden sagen: die Seele, das Göttliche.“ Für viele eine Erfahrung. „Ich habe noch nie jemanden so lange in die Augen geschaut“, ging eine Frau beeindruckt. Und Daniela Neu erinnert sich an einen Satanisten, der ihr einmal gegenübersaß, vom Äußeren ein sehr harter Mann: „Der hatte hinterher Tränen in den Augen, so ergriffen war er.“
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