Pandemie

Magische Zahl auf wackliger Grundlage

Die 50er-Inzidenz ist zum Maßstab im Kampf gegen Corona geworden. Was der Wert aussagt – und was nicht.

10.02.2021

Von ELLEN HASENKAMP

Berlin. Es ist ein inzwischen beinahe magischer Wert: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach einst von der „Mutter aller Zahlen“. Es geht um die 50; genauer gesagt um 50 Neuinfektionen pro 100?000 Einwohner binnen sieben Tagen. Und ganz genau genommen geht es natürlich um 50 positive Tests, was schon mal auf eine Schwachstelle des Wertes hinweist: die Abhängigkeit von der Testintensität nämlich. Die Kennziffer ist jedenfalls zum entscheidenden Maßstab im Kampf gegen die Pandemie geworden. Und damit auch zu einem Öffnungsversprechen. Ab 50 wird gelockert, so die Erwartung. Doch es ist kompliziert.

Das Licht der Welt erblickte die 50 im vergangenen Frühsommer und zwar nicht als Zielwert, sondern als absolute Obergrenze. Auf der Corona-Ampel bedeutete 35 Gelb und 50 Rot – ein Alarmsignal also, ab dem dringend gehandelt werden müsse. Dahinter steckt die Annahme, dass die Gesundheitsämter nur bis zu dieser Größenordnung in der Lage sind, Infektionsketten nachzuvollziehen und zu unterbrechen. Einige Großstädte betonten allerdings erst dieses Wochenende, auch mit deutlich höheren Zahlen fertig zu werden. Umgekehrt ist offenbar die 50 vielerorts noch zu hoch. Bund und Länder vereinbarten jedenfalls erst Mitte Januar, die Gesundheitsämter „jetzt“ so auszustatten, dass eine Kontaktnachverfolgung „bis“ zur 50er-Inzidenz möglich ist. eha