Covid-19 in der Region Tübingen

Corona: Der Live-Blog vom 22. Juni 2020

22.06.2020

Von ST

•Bühne und Auditorium zugleich: Das große Becken im Entringer Freibad bietet im Corona-Sommer 99 Plätze. Bild: Erich Sommer

•Bühne und Auditorium zugleich: Das große Becken im Entringer Freibad bietet im Corona-Sommer 99 Plätze. Bild: Erich Sommer

Montag, 22. Juni

20.43 Uhr: Noch ein bisschen Lesestoff am Abend: Trainingsbesuch bei den Tischtennisspielern vom SV Weilheim, die seit dem 16. Juni wieder mit gewissen Einschränkungen am Tisch stehen. Die weißen Plastikbälle fliegen seit Dienstag vergangene Woche in der Weilheimer Rammerthalle wieder übers Netz. „Endlich“, so Tischtennis-Abteilungsleiter Martin Trescher vom SVW. „Wir waren alle hochmotiviert, und es ist schön, die Gesichter zu sehen“, sagte Trescher am Freitag im zweiten Training nach der Corona-Zwangspause.

20.06 Uhr: Die gute Nachfrage und gestiegene Preise haben den Erdbeer-Bauern im Südwesten die Saison gerettet. Vor allem die Selbstpflückfelder waren sehr beliebt, wie der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) am Montag in Bruchsal mitteilte.

19.21 Uhr: Keine Lockerung der Regeln für verkaufsoffene Sonntage im Südwesten: Das Bundesverwaltungsgericht hält an seinen strengen Vorgaben für die Sonntagsöffnung von Läden im Zusammenhang mit Festen oder Märkten fest. Auslöser war unter anderem ein historischer Handwerkermarkt in Herrenberg.

18.47 Uhr: 93 Infektionen von Samstag, Sonntag und Montag vermeldet das Landesgesundheitsamt. Damit steigt die Zahl der seit Beginn der Pandemie Infizierten in Baden-Württemberg auf mindestens 35.375 an. Davon sind ungefähr 33.114 Personen bereits wieder von ihrer Covid-19-Erkrankung genesen. Derzeit sind geschätzt noch 435 Menschen im Land mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2) infiziert.1826 Menschen sind gestorben.

18.23 Uhr: Im Schwimmerbecken des Entringer Freibads ist im Corona-Sommer Kultur geboten. Den Auftakt machte ein doppelt aufgeführtes Violin-Konzert des Duos Unisono. „Die Akustik war gut und die Künstler ganz hervorragend“, sagte ein Besucher.

18.16 Uhr: Im Kreis Tübingen gab es dagegen am heutigen Montag und über das Wochenende keine neuen Infektionen. Es bleibt folglich bei 1294 Fällen, von denen die allermeisten Menschen wieder gesund sind. Auch sind in den vergangenen Tage keine Todesfälle hinzugekommen. Im Kreis Tübingen sind bislang 60 Personen in Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben.

16.38 Uhr: Nachdem aus dem Kreis Reutlingen heute Morgen drei Neuinfektionen vermeldet worden waren, ist nun eine weitere hinzugekommen. Die Zahl der laborbestätigten Fälle steigt also auf 1551. 1457 Menschen sind genesen, 88 gestorben.

16.05 Uhr: Der Kriminologe und frühere SPD-Justizminister Niedersachsens, Christian Pfeiffer, sieht in den Coronavirus-Beschränkungen eine Ursache für die Krawalle in Stuttgart. „Da ist viel aufgestauter Ärger vorhanden“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. „Wir haben viele Verlierer durch Corona.“

14.27 Uhr: Baden-Württemberg unterstützt Investitionsvorhaben im ländlichen Raum außerplanmäßig mit 15,8 Millionen Euro. Man werde wegen der Corona-Pandemie einen Teil der Gelder des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum vorzeitig für Projekte bereitstellen, teilte das Landwirtschaftsministerium am Montag in Stuttgart mit.

14 Uhr: Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat mangelnde Transparenz beim Bundes-Einstieg beim Tübinger Biotech-Anbieter Curevac kritisiert, der einen Corona-Impfstoff entwickelt. Fälle dieser Art bedürften eines transparenten und geordneten Verfahrens, sagte Hauptgeschäftsführer Joachim Lang am Montag. Nur so lasse sich der Anschein willkürlicher Entscheidungen vermeiden.

11.45 Uhr: Die erste Freiwillige, die in Tübingen den Corona-Impfstoff der Firma Curevac erhalten hat, ist wieder nach Hause entlassen worden. „Es sieht sehr, sehr gut aus, was die Verträglichkeit und Sicherheit des Impfstoffs angeht“, sagte Studienleiter Peter Kremsner vom Institut für Tropenmedizin am Montag. Die nächsten drei Teilnehmer sollten im Verlauf des Tages geimpft werden.

9.50 Uhr: An den Wochenenden melden die Gesundheitsämter derzeit keine aktuellen Zahlen mehr. Das Reutlinger Landratsamt teilt nun mit, dass es seit Freitag drei laborbestätigte Neuinfektionen gibt. Damit stieg die Zahl auf 1550. Genesen seien 1455 Menschen, 88 starben in Verbindung mit dem neuartigen Coronavirus.

8.15 Uhr: Was gibt es nicht alles für Hüte: elegante wie den Zylinder oder den Bowler, praktische wie den Papierhut, den man sich aufsetzt, damit man beim Malern keine Farbe auf den Kopf bekommt. Ein Schwede hat jetzt ein ganz spezielles Exemplar erfunden, das wie kein zweites in unsere Zeit passt: die Anti-Corona-Kopfbedeckung. Kommt jemand dem Träger zu nahe, wird es laut.

8 Uhr: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält eine Rückkehr zum Regelbetrieb an den Schulen in Baden-Württemberg nach den Sommerferien für unrealistisch. „Unser Kernproblem ist die hohe Zahl der Lehrkräfte und Erzieher, die sich zu den vulnerablen Gruppen zählen. In den Schulen sollen das bis zu 20 Prozent sein“, sagte Kretschmann in einem Interview der „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ (Montag). „So kann man keinen Regelbetrieb wie vor der Corona-Pandemie machen.“

Das Landratsamt Reutlingen. Bild: Jonas Bleeser

Das Landratsamt Reutlingen. Bild: Jonas Bleeser

7.45 Uhr: Erotik und Mundschutz – das passt eher nicht zusammen. Ein Reutlinger Laden hat sich dafür aber etwas einfallen lassen – und treibt die Maske auf die Spitze. Das Dessous-Geschäft Wörner verkauft, was nicht nur vor Viren schützen soll, sondern auch dem einen oder der anderen den Atem rauben kann: Masken aus Baumwolle mit Spitzenbesatz, der sonst nur Büstenhalter und Höschen ziert.

7.30 Uhr: Während in der Region kaum neue Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus hinzukommen, sieht das andernorts in Deutschland ganz anders aus. Der Corona-Ausbruch beim westfälischen Fleischverarbeiter Tönnies betrifft nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch deren Nachbarn.

Am dramatischsten sind die Folgen für die Menschen im Stadtteil Sürenheidee in Verl. Weil dort viele Tönnies-Beschäftigte leben, hat die Stadt eine Quarantänezone eingerichtet. Die Bewohner mehrerer Mehrfamilienhäuser dürfen nicht mehr aus dem Haus. In den Häusern leben knapp 670 Menschen.

7.10 Uhr: „TopDogs“, Urs Widmers prämiertes und vielfach nachgespieltes 90er-Jahre-Stück über gefeuerte Top-Manager erlebte eine durch Corona aktualisierte und auf 31 Zuschauer limitierte Premiere in der LTT-Werkstatt.

7 Uhr: So einen Job hat sie seit dem Studium nicht mehr gemacht: Die Reutlinger Theatermacherin Sonka Müller räumt inzwischen corona-bedingt bei Edeka Möck in Reutlingen Regale ein, zwei halbe Tage in der Woche als Minijob. Sie ist ihrem Arbeitgeber Dietrich Möck und dessen Tochter Verena Schmid dankbar, dass diese ihr diese Beschäftigung schnell und unkompliziert gegeben haben. Denn auch wenn das Reutlinger Kinder- und Jugendtheater Patati Patata wieder spielen darf, ist die Leiterin parallel auf Aushilfs-Jobs angewiesen. Demnächst steht ein Kindertheatersommer auf dem Programm.

 

In eigener Sache:
Seit der erste Corona-Fall in Tübingen aufgetreten ist, berichtet das Schwäbische Tagblatt täglich in einem Live-Blog über die aktuellen Entwicklungen in der Region. Unsere Arbeit wird nicht wie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk über allgemeine Gebühren finanziert, sondern durch unsere zahlenden Abonnenten und Anzeigenkunden. Dennoch bleibt dieses Übersichts-Blog angesichts des großen Informationsbedürfnisses gratis. Wenn Sie unsere Arbeit schätzen, denken Sie bitte darüber nach, sie durch den Abschluss eines Abos zu unterstützen. Das Online-Abo gibt es bereits zu einem Preis von 6,90 Euro im Monat. Außerdem bietet der Verlag SCHWÄBISCHES TAGBLATT ein Zeitungsabonnement (Print oder E-Paper) zum Sonderpreis an.

 

6.30 Uhr: Kein Jammer, keine Euphorie: Rottenburger Geschäftsleute berichten über die Rückkehr zur Normalität nach dem wochenlangen Corona-Lockdown ohne nennenswerte Umsätze.

Manuela Pettenkofer, die Inhaberin des Modeladens „Von Bora“, hat noch viel Ware auf Lager. Bild: Fred Keicher

Manuela Pettenkofer, die Inhaberin des Modeladens „Von Bora“, hat noch viel Ware auf Lager. Bild: Fred Keicher

6.25 Uhr: Zu den Branchen, die von den Pandemie-Bekämpfungsmaßnahmen am härtesten getroffen werden, gehört auch die Veranstaltungstechnik. „Es droht eine enorme Pleitewelle“, warnt Siggi Ruff, Geschäftsführer der Ofterdinger Firma LPS-Lasersysteme. Allein in Deutschland gebe es eine Million Beschäftigte in der Branche.

Um auf den prekären Zustand der Unternehmen hinzuweisen, die von Großveranstaltungen abhängig sind, gibt es am heutigen Montagabend eine bundesweite Aktion: Um 22 Uhr beleuchten die rund 3000 Beteiligten in 250 Städten Gebäude und Bauwerke. Die Night of Lights“ koordiniert die „Initiative für die Veranstaltungswirtschaft“. Auch Ruff macht bei der Aktion mit: LPS-Lasersysteme wird seinen Ofterdinger Firmensitz in der Haidschwärze ebenfalls ab 22 Uhr rot ausleuchten.

6.10 Uhr: Guten Morgen aus der Online-Redaktion. Die Zahlen der Corona-Infektionen in der Region liefern die Gesundheitsämter an den Wochenenden nicht mehr. Zuletzt gab es in Tübingen seit über einer Woche auch keine mehr zu vermelden, in Reutlingen kam von Donnerstag auf Freitag zuletzt eine dazu. Die Kurve ist, wie das Schaubild zeigt, erfolgreich abgeflacht.

 

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Illustration des Coronavirus (2019-nCoV) des Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Die Fortsätze auf der Oberfläche des Virus erinnern an eine Corona. Bild: Wikimedia - CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM [Public domain]

Illustration des Coronavirus (2019-nCoV) des Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Die Fortsätze auf der Oberfläche des Virus erinnern an eine Corona. Bild: Wikimedia - CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM [Public domain]

Erklärung häufiger Begriffe:

Das derzeit grassierende neuartige Coronavirus gehört zur Familie der Coronaviridae, deren Vertreter bei Wirbeltieren verschiedene Erkrankungen hervorrufen. Manche Coronaviren können Artenbarrieren überwinden und mehrere Wirtspezies infizieren.

Beim Menschen sind momentan sieben Coronavirusspezies als Erreger von leichten Erkältungskrankheiten bis hin zu schweren akuten Atemwegssyndromen bekannt (Stand Februar 2020). Neben dem sich aktuell weltweit ausbreitenden Sars-Cov-2 ist auch der Erreger der Sars-Pandemie 2002/2003 Sars-Cov sowie der 2012 aufgetretene Erreger Mers-Cov von Bedeutung.

Sars steht für Severe Acute Respiratory Syndrome (Schweres Akutes Atemwegssyndrom), Mers bedeutet Middle East Respiratory Syndrome (Atemwegssyndrom des Mittleren Ostens).

Der Begriff Corona bezieht sich auf das Erscheinungsbild dieser Viren: Die Fortsätze auf der Virenhülle sehen unter dem Elektronenmikroskop wie ein Strahlenkranz aus, der einer Sonnenkorona ähnelt. Corona kommt aus dem Spanischen und bedeutet Krone.

Die durch das Sars-CoV-2 (Severe-Acute-Respiratory-Syndrome-Coronavirus-2) ausgelöste Erkrankung der Atemwege wurde Covid-19 genannt (Coronavirus-Disease-2019, deutsch: Coronavirus-Krankheit-2019).

Die Reproduktionszahl (R-Wert) wird vom Robert Koch-Institut ermittelt. Sie gibt die Anzahl der Personen an, die im Durchschnitt von einer infizierten Person angesteckt werden. R 1 bedeutet, dass jeder Infizierte im Durchschnitt eine weitere Person infiziert, bei R 2 werden von jedem Infizierten zwei weitere Menschen angesteckt.

Die 7-Tage-Inzidenz dient seit Anfang Mai in Deutschland als Messzahl für eine Bewertung des Infektionsgeschehens anhand derer entsprechende Kontrollmaßnahmen festgelegt werden. Sie entspricht der Anzahl der in den vergangenen sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. In Landkreisen mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb der vergangenen sieben Tage sollen vom zuständigen Gesundheitsamt in Absprache mit den Landesbehörden beschränkende Maßnahmen gegen den schnellen Anstieg der Infektionsrate ergriffen werden.

Informationsseiten zu Corona

Antworten auf häufig gestellte Fragen zum neuartigen Coronavirus Sars-Cov-2 gibt es von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Fachliche Informationen zu der neuen Atemwegserkrankung Covid-19 (verursacht durch das Coronavirus Sars-Cov-2) stellt das Robert-Koch-Institut zur Verfügung.

Informationen zum Coronavirus, zu den Fallzahlen und zu den geltenden Verordnungen zur Eindämmung der Epidemie im Land gibt es beim Sozialministerium Baden-Württemberg.

Das Tübinger Landratsamt hat unter der Telefonnummer 07071/207-3600 eine Hotline eingerichtet: Montag bis Freitag von 10 bis 15 Uhr.

Hilfsangebote

Neben Einkaufshilfen vermittelt die Stadtverwaltung Tübingen Informationen zu sozialen Hilfsangeboten in Tübingen. Das Corona-Telefon ist immer montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr besetzt. Die Telefonnummer lautet 07071/204-1010. Der Hilfsdienst ist auch per E-Mail erreichbar: corona.soziales@tuebingen.de. Viele Informationen und Kontaktdaten von Einkaufs- und Nachbarschaftshilfen gibt es außerdem auf der städtischen Internetseite: www.tuebingen.de/corona-einkaufshilfe

Wer seine Hilfe in der Nachbarschaft anbieten möchte, kann das auch über das Formular tun, das wir - inspiriert vom Berliner Rundfunk - erstellt haben und hier als PDF zum Download anbieten: ausfüllen, ausdrucken und in der Nachbarschaft verteilen für die Menschen, die keinen Internetzugang haben.

Es gibt im Kreis Tübingen viele öffentliche und private Hilfsangebote, aber auch Meldungen über Betrüger, welche die Situation ausnutzen. Fast überall können sich Hilfesuchende deshalb direkt an ihre Gemeinde- oder Stadtverwaltung wenden, wo man den Überblick über lokale Nachbarschaftshilfen und seriöse Angebote von Organisationen und Institutionen hat. Wir haben die Infoseiten zusammengetragen.