Kreis Tübingen

Obere Neckarbahn: Flughafenanschluss oder mehr Tempo

Im Kreistag trommelten die Verantwortlichen erneut für die Idee, die Gäubahn durchs Neckartal umzuleiten.

13.10.2022

Von gor

Die Deutsche Bahn (DB) plant, den Streckenabschnitt der Gäubahn zwischen Stuttgart und Horb wegen des Stuttgart-21-Projekts für mehrere Jahre zu kappen. Auf der Suche nach Alternativen sprach sich Michael Theurer Anfang Juli für eine Umleitung über Tübingen und die Obere Neckarbahn bis Horb aus. Der FDP-Politiker und frühere Horber Oberbürgermeister arbeitet aktuell als Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.

Dem Vorschlag schloss sich der Zweckverband Regionalstadtbahn in einem Offenen Brief an Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann an, den auch die Oberbürgermeister von Tübingen, Rottenburg und Reutlingen sowie Landrat Joachim Walter unterzeichneten. Der Gedanke dahinter: Dient die Obere Neckarbahn als Umleitungsstrecke im Fernverkehr, könnten Elektrifizierung und Ausbau schneller und mit höherer finanzieller Beteiligung der Bahn vorangetrieben werden.

In der Kreistagssitzung am Mittwoch wurde die abgeschlossene Vorplanung für die Obere Neckarbahn zwischen Tübingen und Horb als Regionalstadtbahn-Modul vorgestellt. Dabei wurde erneut für den Vorschlag geworben. „Ein solches Projekt könnte uns etwas bringen“, sagte Joachim Walter. Er benannte, was wohl die entscheidenden Kriterien im laufenden „Faktencheck“ sein dürften. „Der größte Pluspunkt ist der Anschluss an den Flughafen“, glaubt der Landrat. Nachteilig sei, dass die Fahrzeit länger wäre als bei der Alternative eines Umstiegs von S-Bahn auf eine gekürzte Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen.

Bereits abgelehnt hat den Vorschlag der Verkehrsclub Deutschland (VCD), der in längeren Fahrzeiten eine Begünstigung des Autoverkehrs sieht. Der Sinsheimer Grünen-Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein nannte die Tübingen-Variante laut der Stuttgarter Wochenzeitung „Kontext“ sogar „die schwachsinnigste Idee seit Erfindung der Eisenbahn“.

Grünen-Kreisrätin Elisabeth Schröder-Kappus aus Kiebingen wollte wissen, ob der Bau von Haltepunkten, die nicht für den Gäubahn-Fernverkehr benötigt würden, dann womöglich auf die lange Bank geschoben würde. Tobias Bernecker, Geschäftsführer des Zweckverbands Regionalstadtbahn, versicherte, man habe in den Gesprächen mit der Bahn geklärt, dass solche Arbeiten für die Regionalstadtbahn „auf keinen Fall nach hinten geschoben“ werden dürften, „und das funktioniert auch“.