Die Linke

Kommentar: Außenseiterchancen

Doch, es gibt sie noch: die Linkspartei. Aber die Schlammkämpfe in der Union, die Höhenflüge der Grünen und die Frage, ob die SPD zwischen Union und Grünen zerrieben wird, verdecken das Reden und Handeln der Linken.

11.05.2021

Von ANDRE BOCHOW

Nun schmückt sich die ewige Bundes-Oppositionspartei mit einem sehr vorzeigbaren Wahlkampfduo, das den Vorteil hat, tatsächlich die Partei zu repräsentieren. Frau, Mann, West, Ost, Fundi, Realo – alles vereint in zwei Personen, das muss man erst einmal hinbekommen.

Aber auch ein gutes Spitzenduo garantiert keine Erfolge. Die Linken schrammen in Umfragen gefährlich nahe an der 5-Prozent-Grenze. Und die nächste Landtagswahl, die in Sachsen-Anhalt, ist keine, auf die sich die Genossen freuen dürfen. Hinzu kommt, dass die bekannteste Linke, Sahra Wagenknecht, über die eigene Partei herzieht, als sei sie selbst kein Mitglied mehr, und dafür große mediale Aufmerksamkeit bekommt. Das ist ein echtes Problem.

Dennoch könnte die Rechnung der linken Wahlstrategen aufgehen. Zu dieser Rechnung gehört das Glaubwürdigkeitsproblem, das die SPD nach so vielen Regierungsjahren hat. Hartz IV, Niedriglohnsektor, die wachsenden Vermögen der Superreichen, Wohnungskrise – die Linken haben in mancher Hinsicht leichtes Spiel. Wenn sie davon sprechen, grundlegende Reformen anzustreben, dann klingt das zumindest authentisch. Dass es unwahrscheinlich ist, die Reformen irgendwann verantworten zu müssen, erleichtert es den Linken sehr, als konsequente Umgestalter des Landes aufzutreten. Sie haben eine kleine Chance auf ein verbessertes Wahlergebnis.