Corona

Ärzte fordern Stopp von Routine-Operationen

Planbare Eingriffe an Kliniken sollen verschoben werden, um Intensivstationen zu entlasten. Österreich steht vor hartem Lockdown und Schulschließungen.

16.11.2020

Von dpa/afp

Berlin. Deutschlands Klinikärzte fordern stark vom Coronavirus betroffene Bundesländer zu einem Stopp verschiebbarer Eingriffe in Kliniken auf. In einer Erklärung kritisieren die Ärzteorganisation Marburger Bund und die intensivmedizinischen Fachgesellschaften, dass Krankenhäuser aus Umsatzgründen ihre Kapazitäten nicht auf Covid-19-Patienten konzentrierten.

Kliniken in stark belasteten Regionen müssten „unverzüglich von der Politik aufgefordert werden“, planbare Operationen zu reduzieren beziehungsweise einzustellen, fordern die Ärzte. Nur dann könne Personal für schwer Erkrankte eingesetzt werden. Ohne diese Unterstützung sei die Belastungsgrenze auf vielen Intensivstationen „schon bald überschritten“.

Derzeit würden an vielen Kliniken planbare Eingriffe nicht verschoben, weil es – anders als im Frühjahr – keine Kompensation für Erlösausfälle gebe. Bereits am Freitag hatte die Gewerkschaft Verdi Alarm geschlagen: Immer öfter müssten infizierte Pflegekräfte weiterarbeiten, um einen Zusammenbruch der Versorgung zu verhindern, sagte ein Sprecher. Gesundheitsminister Jens Spahn verwies laut Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) auf die Verantwortung der Bundesländer, die Klinik-Kapazitäten regional zu steuern.

Die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten in Deutschland ist zuletzt deutlich gestiegen. Das Intensivregister meldete am Samstag 3325 Corona-Fälle auf den Intensivstationen sowie rund 6550 freie Betten.

Um eine Überlastung der Intensivstationen zu verhindern, hat Österreich am Samstag einen dreiwöchigen harten Lockdown verkündet: Von Dienstag an schließen die meisten Geschäfte und Schulen, das Verlassen der Wohnung ist nur mit triftigem Grund erlaubt.

Am Montag beraten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten über die Pandemie-Lage. Die Länderchefs plädieren laut Medienberichten dafür, die weitere Entwicklung abzuwarten.