„Das macht uns nichts“

Trotz Regen kamen tausende Besucher zu Erbe-Lauf und Marktabschluss

Erbe-Lauf, Umbrisch-Provenzalischer Markt, offene Geschäfte: Trotz Regen bevölkerten am Sonntag 1984 Sportler und tausende Zuschauer, Marktbummler und Shopper die Tübinger Innenstadt.

18.09.2016

Von Fabian Renz

Tübingen. „Auf geht’s, du schaffst das!“, hallt Stefanie Schneiders Stimme über die Wilhelmstraße. Um sie herum stehen Freunde, Freundinnen und Kinder, alle in knallbunte Regenjacken gepackt. „Ich feuer meinen Mann an“, gibt sie Auskunft. „Wir sind aber auch schon gelaufen!“, ruft ein Mädchen dazwischen. Insgesamt seien aus der Gruppe elf Leute mitgerannt, sagt Schneider, und betont: „Alle haben die Strecke in unter einer Stunde geschafft.“

Die Degerschlachter Clique kommt jedes Jahr zum Erbe-Lauf, um zu joggen und zu jubeln. Durch den Regen lassen sie sich die Stimmung nicht vermiesen. „Ach was, das macht uns nichts“, sagt Schneider. „Wir sind auch bei Regen gut drauf.“

So ähnlich sahen das viele. Am Streckenrand war zwar mancherorts weniger los als in den letzten Jahren, und auch der Umbrisch-Provenzalische Markt war an den Tagen zuvor noch besser besucht gewesen, aber unterm Strich kann man sagen: Die Leute ließen sich auch vom penetranten Regen nicht davon abhalten, am traditionell bunten Treiben an diesem September-Sonntag teilzuhaben. Abgesehen von Markt und Erbe-Lauf war ja auch noch verkaufsoffener Sonntag.

„Alle Händler sind mit dem Besuch sehr zufrieden, auch mit dem am Sonntag“, bestätigte auch Jörg Romanowski vom Handel- und Gewerbeverein Tübingen (HGV). Das gelte für die französischen, italienischen und deutschen Standbetreiber auf dem Umbrisch-Provenzalischen Markt als auch für die Geschäfte in der Altstadt. Richtig viel los war im Modehaus Zinser, was sicher mit dem Nieselwetter und mit der Neueröffnung in der letzten Woche zusammenhängt.

Erstmals machten auch Rollstuhlfahrer mit

Eine Veranstaltung fiel dem Regen aber doch zum Opfer: Die geplante Kaffeetafel von 70 Metern Länge auf der Platanenallee, mit der ein Zeichen „gegen die Wegwerfbecherflut“ gesetzt werden sollte, wurde am Sonntagmorgen abgesagt.

Als am Vormittag die Schüler ihre Lauf-Runde durch Tübingen drehten, war die Strecke bereits mit Hunderten von Zuschauern gesäumt, auf der Neckarbrücke wurde schon getrommelt, während in der Neuen Aula der 23. Erbe-Lauf feierlich eröffnet wurde. Der Kanzler der Universität, Andreas Rothfuß, stellte den Erbe-Lauf in eine Reihe mit der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich und den Olympischen Spielen in Rio und betonte seine Bedeutung: „Sport ist wichtig für die Gesundheit und die Gesellschaft. Er hat eine integrative Funktion.“

Außerdem habe der Sport eine Vorreiterfunktion bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft. „Darum finde ich es toll, dass in diesem Jahr erstmals auch Rollstuhlfahrer am Erbe-Lauf teilnehmen können.“ Neben den beiden Hauptläufen über zehn Kilometer und den drei kürzeren, gestaffelten Strecken für Kinder und Jugendliche gab es einen Durchgang für Adaptiv- und Rennbikefahrer. 22 Sportler mit Handicap machten mit. Hermann Wieland aus Rielasingen-Worblingen bei Singen war am schnellsten.

Den Hauptlauf gewann zum ersten Mal seit 19 Jahren ein Deutscher: Richard Ringer vom VfL Friedrichshafen legte die zehn Kilometer in 29,51 Minuten zurück.

Alle Ergebnisse des Stadtlaufs:

http://tuebingen.r.mikatiming.de/2016/

Auch im nächsten Jahr wird der UPM fünf Tage gehen

„Die Händler sind mit der Verlängerung auf fünf Tage sehr zufrieden„, sagte Jörg Romanowski vom Handel- und Gewerbeverein Tübingen (HGV). Die Hoffnung, dass das Regenrisiko so ausgeglichen werde, habe sich bestätigt. Die ersten vier Tage blieb es auf dem Umbrisch-Provenzalischen Markt trocken. „Im nächsten Jahr wird der Markt wieder fünf Tage gehen“, sagte Romanowski. Insgesamt habe man die 100 000 Besucher vom Vorjahr sicher wieder erreicht, auch wenn solche Schätzungen immer schwierig seien. Antonio Trampolini aus Perugia, der in diesem Jahr englisches Bier anbot (wir berichteten), sagte am Sonntagnachmittag, dass fast alle Fässer leer seien. Für nächstes Jahr hat er schon die nächste Idee: „Wir füllen das Bier auch in Flaschen ab. Für alle, die fahren müssen.“