Jugendfliegen

Zwischen Seglern, Elektrofliegern und jungen Piloten

Jeden Montag trifft sich der Nachwuchs des Modellflugclubs Kusterdingen am Waldrand bei Wannweil.

02.08.2017

Von Max Lehmann

Andreas und Daniel Schadhauser konzentriert beim Start. Bild: Metz

Andreas und Daniel Schadhauser konzentriert beim Start. Bild: Metz

Bei Modellflugplatz denken viele an ältere Menschen, die kleine laute Flugzeuge hin- und herfliegen lassen. Und: Ein leichter Benzingeruch liegt in der Luft. Auf dem Flugplatz am Waldrand zwischen Kusterdingen und Wannweil riecht nichts nach Benzin und auch die Flugzeuge sind größer als erwartet. Auf dem Boden stehen bis zu drei Meter lange Modelle und am blauen Himmel hört man nur ein leises Zurren. Junge Piloten bringen die Elektroflieger in die Luft und zeigen mit den feinfühligen Fliegern schwierige Manöver.

Beim sogenannten „Jugendfliegen“ auf dem Gelände des Modellflugclubs (MFC) Kusterdingen üben montagabends rund acht Nachwuchspiloten den Umgang mit verschiedensten Modellfliegern. Unter den Augen von Jugendleiter Jochen Rühle lernen die 13- bis 18-Jährigen Flugmanöver in unterschiedlichen Höhen, sowie Tipps und Tricks bei Bau und Reparatur der Flieger. „Je tiefer man fliegt, desto schwerer ist es. Deswegen fangen wir bei Neulingen relativ weit oben an“, sagt der 38-jährige Jochen Rühle.

Unterstützt werden Anfänger von einem Schüler-Lehrer-System. Dabei gibt es für ein Flugzeug zwei Fernsteuerungen. Der Fluglehrer kann im Notfall immer in das Geschehen eingreifen, falls der Schüler beim Steuern etwas falsch machen sollte. Das erspart einige Abstürze und kaputte Flugzeuge. Falls doch mal ein Teil vom Modell abbrechen sollte, gibt es auf dem Flugplatz am Wannweiler Waldrand ein Werktisch und fachmännische Unterstützung von älteren Piloten. Jeder Interessierte kann sich auf dem Gelände des MSC mit dem Vereinsmaterial ausprobieren, bevor er mit eigenen Fliegern an den Start geht.

Schon sehr gut fliegen können die 18-jährige Nathalie und ihr 13-jähriger Bruder Daniel Schadhauser. Die beiden Geschwister haben vor vier Jahren mit dem Modellfliegen angefangen. Auf das Hobby sind sie durch ihren Vater gekommen. Eines Tages entdeckte Daniel die alte Modellbauwerkstatt des Vaters im Haus der Großeltern. Danach waren beide Geschwister motiviert, selbst mit dem Fliegen anzufangen. „Daniel fliegt schon nach vier Jahren besser als ich“, sagt Andreas Schadhauser über seinen Sohn. Das mag auch daran liegen, dass Daniel bei schlechtem Wetter zuhause am Computersimulator fleißig übt. Auch dass seine Tochter sich für das Hobby begeistert, ist etwas Besonderes. „Es gibt nicht viele Mädchen, die sich für das Modellfliegen interessieren“, sagt Jugendleiter Jochen Rühle.

Genauso selten ist eine ernsthafte Jugendarbeit bei einem Verein. In Kusterdingen gibt es diese schon seit gut 20 Jahren, um junge Menschen für das Modellfliegen zu begeistern. Neben den Nachwuchspiloten kommen auch einige erfahrenere Piloten zum Flugplatz zwischen Kusterdingen und Wannweil. Im Vordergrund steht aber die Jugend. Die bekommt von den älteren Mitgliedern oft wichtige Tipps. „Genug Platz für Spaß muss aber auch bleiben. Ohne den geht hier nichts“, sagt ein 18-jähriger Pilot.

Neben Spaß gehört auch genügend Enthusiasmus dazu, um mit der feinfühligen Steuerung zurechtzukommen. Es dauert einige Flugstunden und Abstürze, bis sich Neulinge an die Perspektive vom Boden gewöhnen. Allerdings haben es die Anfänger heutzutage leichter als früher. Durch Simulatoren können junge Piloten fast jede reale Flugsituation am Computer nachstellen. „Unser jüngster Pilot ist sechs Jahre alt und hat sich das Fliegen nur am Simulator beigebracht“ , sagt Rühle.

Die Flugzeuge muss ein Anfänger auch nicht mehr unbedingt selbst bauen. Im Internet gibt es gute Komplett-Sets zu kaufen. Viele Modelle sind dabei schon für 200 bis 300 Euro zu haben und leichter zu Fliegen als ihre hölzernen Vorgänger.

Mit einem kräftigen Wurf startet dieser Flieger in die Luft. Bild: Metz

Mit einem kräftigen Wurf startet dieser Flieger in die Luft. Bild: Metz

Nathalie Schadhauser macht ihr Modell bereit zum Abflug. Bild: Metz

Nathalie Schadhauser macht ihr Modell bereit zum Abflug. Bild: Metz

Zum Artikel

Erstellt:
02.08.2017, 19:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 44sec
zuletzt aktualisiert: 02.08.2017, 19:30 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!